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Ausbau im GrüngürtelDer 1. FC Köln mahnt Vertragstreue an

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Blick über die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel bei Sonnenuntergang am Abend. 

Köln – Im Rathaus ist von einem Versäumnis die Rede, das den vom 1. FC Köln geplanten Ausbau des Geißbockheims auf Jahre hinausschieben, wenn nicht unmöglich machen könnte. Zwar hat der Stadtrat im vorigen Juni durch einen Beschluss den Bau mehrerer Kunstrasenplätze im Landschaftsschutzgebiet Äußerer Grüngürtel genehmigt. Doch die dafür vorgesehene Fläche, bekannt geworden als Gleueler Wiese, befindet sich noch gar im Besitz des Profiklubs. Um das Grundstück nutzen zu dürfen, braucht der Fußballverein einen Pachtvertrag. Den jedoch wird der neu gewählte Stadtrat mit den Grünen als tonangebender Fraktion kaum bewilligen. Vereinfacht lässt sich die Lage so zusammenfassen: Was bringt dem FC eine Baugenehmigung ohne das dazugehörige Grundstück?

Anders als so manche Ratspolitikerin und so mancher Ratspolitiker will FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle dem Vorgang keine entscheidende Bedeutung beimessen. Er hält den von Bürgern und Umweltorganisationen kritisierten Ausbau des Trainingszentrums weiterhin für politisch bewilligt. Die im Juni erfolgte Entscheidung sei „ein demokratisch legitimiertes Ergebnis und der Pachtvertrag ein formeller Beschluss, der sich an den Ratsbeschluss anlehnt“, sagte Wehrle am Freitag. Er gehe davon aus, „dass diese demokratischen Gepflogenheiten gültig sind“.

Der FC habe in den vergangenen sechs Jahren ein Bebauungs- und Flächennutzungsplanverfahren durchlaufen, so Wehrle. „Hier war es uns sehr wichtig, den offenen Dialog mit allen Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Am Ende dieses Meinungsbildungsprozesses stand dann der Ratsbeschluss für diesen Ausbau. Ich gehe davon aus, dass die politisch Verantwortlichen dieser Stadt verlässliche Partner sind und diesen Beschluss auch entsprechend umsetzen.“

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Erhebt der Traditionsverein seinen Anspruch zurecht? Eine Antwort war weder von den Grünen als Ausbaugegner zu erhalten, noch von der SPD und der CDU als Befürworter. Solange die Sondierungsgespräche über ein Bündnis nicht abgeschlossen sind, will, sich niemand zu dem strittigen Thema äußern.

Nicht einmal eine Absichtserklärung

FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite, ein erfahrener Sportpolitiker und Befürworter des Bauvorhabens am Geißbockheims, ist weniger zurückhaltend. „Ich bin überrascht, dass noch kein Pachtvertrag vorliegt. Angesichtes der jetzigen Mehrheiten im Stadtrat dürfte es sehr schwer werden, dafür eine Zustimmung zu bekommen“, sagte er. Der FC habe Geld in die Ausbauplanung investiert, ohne über das Grundstück zu verfügen. Es gebe nicht einmal eine Absichtserklärung. „Das Verfahren hätte anders laufen müssen“, findet Breite.

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Wie geht es weiter? „Wir haben uns noch nicht mit eventuellen Abstimmungen zum Thema Pachtvertrag beschäftigt“, teilte Wehrle mit. „Sollte sich in den zuständigen Gremien andere Strömungen geben, werden wir uns an einen Tisch setzen und darüber sprechen. Aktuell kann ich mich nur am Status Quo orientieren, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen mit einer Baugenehmigung rechnen.“

Möglicherweise wird der Streit juristisch entschieden. Am kommenden Mittwoch wird die Verwaltung den vom Rat beschlossenen Bebauungsplan im Amtsblatt veröffentlichen, als rechtliche Grundlage für das Vorhaben. Die Naturschutzorganisation BUND sowie mehrere Bürger haben bereits Klagen angekündigt. Bis zu einem Urteil kann es mehrere Jahre dauern.

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