AusstellungDie Raben aus dem Wohnzimmer

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Galerist Rudolf Smend (l.) und Karikaturist Walter Hanel mit dessen politischem Bild zum Karnevals-Sessionsmotto „Circus Colonia“ aus dem Jahr 1981 .

Galerist Rudolf Smend (l.) und Karikaturist Walter Hanel mit dessen politischem Bild zum Karnevals-Sessionsmotto „Circus Colonia“ aus dem Jahr 1981 .

  • Auch Lieblingswerke des langjährigen Stadt-Anzeiger-Zeichners Walter Hanel sind jetzt in der Galerie von Rudolf Smend zu kaufen

Südstadt –  Knapp 50 Jahre hat Karikaturist Walter Hanel (87) regelmäßig für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gezeichnet, ehe er im Vorjahr in den Ruhestand verabschiedet wurde. Doch so ganz kann er nicht vom Zeichnen lassen. „Es ist jetzt allerdings nicht mehr die aktuelle Tagespolitik. Die verfolge ich zwar weiterhin, zeichne sie aber nicht mehr. Es gibt doch so viel andere Motive“, erzählte Hanel jetzt in der Galerie von Rudolf Smend an der Mainzer Straße 31 in der Südstadt. Dort kann man noch bis zum 13. Juli einen recht umfangreichen Querschnitt durch die vielfältigen Zeichnungen Hanels aus den vergangenen Jahrzehnten begutachten.

„Ich kenne Hanel und seine Galeristin Karin von Hagen schon länger – über gemeinsame Freunde in Bensberg“, sagte Smend. „Ich habe seine Arbeiten stets bewundert und nun hat es erstmals mit einer Kooperation geklappt. Wir hatten einen längeren Zeitraum in unserer Galerie frei, und da hat Hanel gleich zugesagt.“ Bei den rund 60 Arbeiten – teils Original-Zeichnungen, teilweise Lithografien – die auch käuflich zu erwerben sind und zwischen 850 Euro und 4800 Euro kosten finden sich auch Hanels Lieblingsschriftsteller, die er mit spitzem Stift zu Papier gebracht hat – von Jean Paul Sartre und Eugène Ionesco bis Frank Kafka, von James Joyce bis Samuel Beckett. Dazu Vögel in unterschiedlichen Größen und Formen sowie vor allem Raben, die als Markenzeichen Hanels gelten, und deren Zeichnungen zum Beispiel mit „Vogelwiese“, „Dame mit Vögel“, „Geflügeltes“ betitelt sind. „Dieses Bild hing bislang bei mir im Wohnzimmer“, verriet Hanel. „Wenn es nun verkauft wird, ist es weg, Ansonsten kommt es wieder dahin zurück.“ Auf dem größten Teil der Karikaturen dominieren natürlich die nationalen und internationalen Politiker-Größen der vergangen Jahrzehnte. Gleich mehrfach trifft man da auf den mit wenigen Strichen skizzierten Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (Hanel: „Den kann ich auch heute noch im Schlaf zeichnen“) oder auch Angela Merkel. Ein Höhepunkt – auch wegen der Farbigkeit – ist das Motiv „Circus Colonia“, zum Motto der Karnevalssession 1981.

Da warten Francois Mitterrand, Helmut Schmidt, Leonid Breschnew, Ronald Reagan, Ayatollah Khomeini und Fidel Castro als Pinguine auf ihren großen Auftritt auf der Weltbühne. Das Mottolied in der Session wurde damals ausnahmsweise mal nicht von Marie-Luise Nikuta komponiert und gesungen, sondern von Ludwig Sebus. Hanel: Aber daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Von den Karnevalisten habe ich mich öfter mal inspirieren lassen. “

Aus dem heimischen Wohnzimmer in die Galerie an der Mainzer Straße: Hanels geflügelte Darstellung zum Motto „Der Andere“.

Aus dem heimischen Wohnzimmer in die Galerie an der Mainzer Straße: Hanels geflügelte Darstellung zum Motto „Der Andere“.

Die Hanel-Ausstellung ist jeweils von Mittwoch bis Freitag (15 Uhr bis 18 Uhr) geöffnet sowie nach telefonischer Absprache – 0221-312047. Mittwochs ist der Künstler stets persönlich anwesend.

Ex-Kanzler Helmut Kohl, der sich hier als Riesen-Fisch die Überreste der DDR einverleibt ,war das wohl häufigste Motiv des Zeichners.

Ex-Kanzler Helmut Kohl, der sich hier als Riesen-Fisch die Überreste der DDR einverleibt ,war das wohl häufigste Motiv des Zeichners.

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