Ausstellung in KölnLebensgefühl der Großstädte auf der Papiertüte

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Tüten-Maler Thitz (Matthias Schemel) vor seinem aktuellen Kranhäuser-Bild in der Galerie Reitz

Tüten-Maler Thitz (Matthias Schemel) vor seinem aktuellen Kranhäuser-Bild in der Galerie Reitz

Köln – Ein recht futuristisches Bild der Umgebung der Kranhäuser mit einem kleinen Grünzug in den Rhein hinein hin zu einem im Fluss schwimmende Café mit Glasdach ist derzeit das einzige Köln-Motiv in der Ausstellung von Tüten-Maler Thitz, die am Sonntagmittag zum Motto „Bag Art“ in der Galerie Reitz im Rheinauhafen eröffnet wurde. „Ich hätte gerne auch noch einen bunten Dom mitgebracht, aber der hat nicht bis zur Ausstellung durchgehalten. Das Bild wurde kürzlich verkauft“, sagte der 56-jährige Künstler, der stets einen roten und einen gelben Schuh trägt und eigentlich Matthias Schemel heißt. „Thitz ist schon seit Kindertagen die Kurzform meines Vornamens.“

Seine Spezialität sind Papiertüten („Plastik geht gar nicht“) , die er collagenartig auf die Leinwände klebt und mit bemalt. Und diese Tüten stammen auch tatsächlich aus den Städten, die Thitz auf seinen Bildern darstellt. So bei New York vom Macy’s, bei London von Harrods und für das Kranhäuser-Bild hat er beispielsweise Einkauftüten der KVB und aus dem Fan-Shop des 1. FC Köln verarbeitet. „Das FC-Logo habe ich aber übermalt, da diese Tüte bei mir im Rhein liegt. Sonst denken die Leute möglicherweise noch, ich wollte, dass ihr Verein absäuft“, erläutert er und lacht. Nach Köln kommt er immer wieder gerne. „Als Außenstehender erlebe ich die Stadt wirklich so fröhlich und tolerant, wie sie sich selbst gerne darstellt. Das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal. Köln hat eine eigene, urbane Kultur, die sich auch gut malen lässt“, sagt Thitz. „Zudem habe hier einige Freunde und übernachte an diesem Wochenende bei Thomas Baumgärtel.“ Mit dem Bananensprayer und dem Schweizer Kollegen M.S. Bastian hatte Thitz sich schon vor gut 20 Jahren zur Künstlergruppe Könige der Herzen zusammengeschlossen.

Thitz: „Auf der Suche nach etwas Eigenem“

Nach dem Kunststudium in Stuttgart – dort lebt er auch heute mit Ehefrau Katharina Trost sowie drei Kindern – und Barcelona ist er „auf der Suche nach etwas Eigenem“ bei den Einkaufstüten hängen geblieben. Bei Thitz kommt die Kunst mal nicht in, sondern auf die Tüte. Und die sammelt er bei seinen Reisen in alle Welt. „Ich male eigentlich nur Motive aus Städten, in denen ich schon mal war und wo ich mir Skizzen gemacht hatte. Dabei geht es mir nicht nur um die Darstellung der Architektur, sondern auch des jeweiligen Lebensgefühls.“ Einzige Ausnahme war eine Auftragsarbeit zu Detroit. „Da war ich nie, aber ich Chikago. Dann hab ich das so ähnlich gemalt.“

Die anderen recht großformatigen Stadtbilder, die derzeit die Wände in der Galerie von Angela Reitz zieren, sind nach eigenen Erlebnissen entstanden. So auch Paris, Rom und Venedig, Hongkong, Tokio und Seoul. „In Korea verkaufen sich meine Bilder richtig gut“, sagt Thitz. „Aber eigentlich überall, wo ich ausstelle. Ein Lager habe ich schon seit Jahren nicht mehr.“ Den Vorschlag einiger Kunsthändler, seine Werke doch zu reproduzieren , lehnt er kategorisch ab. „Alles gibt es nur einmal. Wat fott is, is fott.“

Die Ausstellung Bag Art läuft noch bis zum 2. Juni in der Galerie Reitz, Anna-Schneider-Steig 15. Jeweils Mittwoch bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr.

www.galerie-reitz.cologne.de

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