AusstellungUnheimliche Seite der Romantik

Lesezeit 3 Minuten
Knauf arbeitete mit akribischer Detailgenauigkeit am Medium der künstlerischen Druckgrafik.

Knauf arbeitete mit akribischer Detailgenauigkeit am Medium der künstlerischen Druckgrafik.

  • Bilder des fast vergessenen Künstlers Horst Knauf

Höhenhaus –  Die aktuelle Schau im "Kunstraum dreizwanzig" ist eine echte Entdeckung. Sie erinnert mit Bildern und Objekten von Horst Knauf an einen nahezu vergessenen Künstler. Sie macht mit dessen äußerst sorgfältigen druckgrafischen Arbeit zum einen ein Medium bekannt, das in ihrer Jahrhunderte langen Geschichte stets im Schatten der großen Künste stand. Zum anderen führt die Ausstellung in vielfach verschlungene, kleinteilige Motivszenarien hinein, die voller Überraschungen und Geheimnisse sind.

Eigenwillige Kompositionen

Die Betreiber des "Kunstraums dreizwanzig", Thomas Peter und Anna Eiber, stießen eher zufällig auf das Werk des 2006 im Alter von nur 56 Jahren verstorbenen Künstlers. Der 1950 in Karst geborene Künstlers erlernte seine handwerklichen Fähigkeiten jenseits der damaligen radikalen künstlerischen Experimente Anfang der 1970er-Jahre an einer privaten Düsseldorfer Kunstakademie. Mit seiner Frau zog er Anfang der 1980er-Jahre nach Windeck, wo er in großer Beharrlichkeit und mit nahezu manischem Fleiß seine eigenwilligen bildnerischen Kompositionen entwickelte. Sein Nachlass ging zunächst in den Besitz seiner Frau über, die ihn hütete, ohne die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen. Das geschieht erst jetzt, nach ihren Tod.

Poetische Haltung

Pflanzen und Tierwelt spielen bei ihm eine wichtige Rolle, die im Austausch mit allerhand fantastischen Gestalten und Bauwerken einen bezaubernden Brückenschlag zwischen skurril-fantastischen und romantisch verspielten Erlebenswelten schaffen. Poesie und die Dimension des Traumes stehen für Knaufs Verlangen, das Geheimnis in der Welt nicht nur zu zeigen, sondern eine andere Wirklichkeitsdimension hinter der gewöhnlichen Oberfläche der Dinge sichtbar werden zu lassen.

"Wir haben uns in der Ausstellung bewusst auf das druckgrafische Ouvre Knaufs konzentriert, weil es dessen ganze Vielfalt widerspiegelt", erzählt Thomas Peter. Der Rückgriff auf die altmeisterliche Kunst eines Pieter Breugel ist darin ebenso spürbar wie der Einfluss der osteuropäischen Graphik und die ungezwungene zeichnerisch-grafische Versponnenheit wie etwa beim deutschen Illustrator Horst Janssen.

Knaufs Kunst wird von einer grundlegend poetischen Haltung bestimmt. Der Künstler, der auch zwei Bücher mit Gedichten publizierte, bringt mit seinen Bildern die unheimliche Seite der Romantik ebenso zum Ausdruck wie die unberechenbare Dimension aller Wachstumsbewegungen. Jedes einzelne Blatt, oft mit Aquarellfarben handkoloriert, verrät tiefe Einsichten in die elementaren Verwandlungsprozesse des Lebens.

Wer sich auf die Bildwelten einlässt, verlässt unweigerlich den Boden der verlässlichen Einordnungen von Dingen und Lebewesen.

Knauf führt den Blick in das Dickicht einer gleichsam liebsamen und erschreckenden Welt. Die reale und die traumhafte Dimension, die lebendige und die sterbende Dimension der Existenz berühren einander nicht nur, sondern sie erweisen sich als untrennbar miteinander verwoben.

Ausstellungsraum dreizwanzig, Honschaftsstraße 320, geöffnet Mi 17-20 Uhr, Fr 17-19 Uhr, Sa,So 14-17 Uhr, bis 9. März.

KStA abonnieren