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Auswüchse an KarnevalKunstwerk sorgt für Knatsch zwischen Künstlerin und Festkomitee

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Das strittige Werk der in Ehrenfeld lebenden Künstlerin Siglinde Kallnbach

Das strittige Werk der in Ehrenfeld lebenden Künstlerin Siglinde Kallnbach

Ehrenfeld – Es sollte eine „Liebeserklärung an den Karneval“ sein. Jetzt aber droht, dass daraus ein Knatsch wird. Hauptakteure sind die Initiatorin einer Kunstaktion und das Festkomitee Kölner Karneval. Weitere Beteiligte: Der Festausschuss Ehrenfelder Karneval und Krätzchenssänger Ludwig Sebus.

Unter dem Eindruck unschöner Auswüchse zum Auftakt der Karnevalssession schuf die Ehrenfelder Künstlerin Siglinde Kallnbach eine eigenwillige Collage als „klare Absage gegen Krawallmacher, Wildpinkler, Grapscher und andere, die sich nicht benehmen können“. Bis vor wenigen Tagen war sie davon ausgegangen, dass das Werk im Karnevalsmuseum am Maarweg ausgestellt werden würde. Mitte voriger Woche sagte das Festkomitee Kölner Karneval den Übergabetermin jedoch ab.

Zu viel Empörung

„Wir müssen uns nach Karneval noch einmal zusammensetzen und darüber reden, ob wir als Festkomitee da inhaltlich hinter stehen können“, sagte Festkomitee-Pressesprecher Michael Kramp auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Hauptkritikpunkt sei, dass in der Arbeit nur Empörung zum Ausdruck komme. „Wir sind auch empört, aber das hilft ja nicht weiter. Es müssen auch Lösungen angeboten werden“, so Michael Kramp. An solchen arbeite das Festkomitee gerade zusammen mit der Stadt und der Polizei. Man wolle nun abwarten, ob sich Versuche, wie etwa die Bühne an der Uni-Mensa bewähren, und dann weiter überlegen.

Siglinde Kallnbach vermutet derweil eine generelle Absage der Karnevalisten, denen ihr Werk wohl „zu negativ und politisch inkorrekt“ sei. Auch Krätzchenssänger Ludwig Sebus, der das Ansinnen der Künstlerin unterstützt, sagt: „Ich glaube, das Festkomitee will das nicht haben.“ Er bedauert, dass mit einer Präsentation der Arbeit die Gelegenheit verpasst wurde, unmittelbar vor den Tollen Tagen einen Aufruf an die Kölner zu richten.

Wolfgang Bartel versucht die Wogen zu glätten

„Als Kunstwerk betrachte ich diese Tafel nicht“, stellt er klar, „doch man hätte schon klarmachen können, dass jeder Einzelne ein klein wenig beitragen kann. Beispielsweise indem er Auswärtige, die unsere Gepflogenheiten nicht so kennen, kurz anspricht und auf die nächstgelegene Toilette hinweist.“ Wenn man sich erst nach Karneval zusammensetze, sei die Wirkung nicht mehr da.

Im Mittelpunkt der Collage stehen eine kreisförmige Unterschriftenliste und das Foto einer am Elften im Elften eingeschlagenen Ehrenfelder Haustürscheibe. Zudem sind der Vorstand des Ehrenfelder Festausschusses und Ludwig Sebus abgebildet. Die Erstunterzeichner des Aufrufs waren Teilnehmer am Ehrenfelder Dienstagszug. Später trugen sich Künstler wie Bläck Fööss, Paveier und Ludwig Sebus sowie das Kölner Dreigestirn ein.

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Wolfgang Bartel, Präsident des Festausschusses Ehrenfelder Karneval, bei dessen Zugbesprechung kurz nach dem Elften im Elften das Projekt vorgestellt wurde, sieht nun ein großes Missverständnis und versucht die Wogen zu glätten: „Wir sind doch alle auf der gleichen Seite. Es handelt sich doch nur um eine Terminverschiebung." Alle - das Festkomitee eingeschlossen - hätten großen Respekt vor dem Einsatz von Siglinde Kallnbach. Zu ihrem Anliegen sagten alle "Ja", nur müsse die Umsetzung geändert werden. Darüber sei zu reden. Bartel betont, dass der Festausschuss und etliche Zugteilnehmer zwar die Aktion unterstützen. Daraus dürfe man aber nicht schließen, dass der Ehrenfelder Zug ein Problem mit Krawallmachern habe. "Eher das Gegenteil ist der Fall, und das liegt auch an unserer guten Organisation und der reibungslosen Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungskräften."

Die Künstlerin verkündete inzwischen, die Arbeit werde nun im Kölnischen Stadtmuseum ausgestellt. Doch auch dessen stellvertretender Leiter Michael Euler-Schmidt wiegelt ab: "Ja, es ist denkbar, dass es bei uns gezeigt wird. Beispielsweise läuft die Ausstellung »Trotzdem Alaaf« ja noch bis März." Es komme ihm aber darauf an, dass alle Beteiligten unaufgeregter an die Geschichte herangehen. Deswegen werde auch er erst nach Aschermittwoch zum Gespräch bitten.

„Da finden wir auch eine Lösung“, sagt er zuversichtlich. Verständnis zeigt Euler-Schmidt für das Festkomitee: „Bei der Vielzahl von Terminen und Präsentationen rund um den Karneval gerade in dieser Woche wäre das doch völlig untergangen.“

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