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Autos sollen in TunnelCDU will Rodenkirchener Brücke zur Attraktion umgestalten

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So könnte die Rodenkirchener Brücke nach einem Umbau aussehen.

Köln – Die Autobahn GmbH will die Autobahn A 4 zwischen den Autobahnkreuzen Köln-Süd und Köln-Gremberg von derzeit sechs auf acht Fahrspuren ausbauen – da die Rodenkirchener Brücke dieser Erweiterung statisch nicht standhalten kann, droht ein Abriss des denkmalgeschützten Bauwerks. Die Rodenkirchener CDU will das verhindern und hat deshalb einen alternativen Vorschlag entwickelt, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ exklusiv vorliegt.

Der Bund soll den Bau eines Tunnels unter dem Rhein prüfen, durch den die acht Spuren der A4 führen würden. Die Rodenkirchener Brücke müsste dann nicht abgerissen werden und ließe sich vom Autoverkehr befreien. Der Stadtbezirksvorsitzende der CDU Rodenkirchen und Landtagsabgeordnete Oliver Kehrl stellt sich eine begrünte Brücke für Fußgänger und Radfahrer vor, ähnlich einer „Living Bridge“.

„Die Rodenkirchener Brücke hat einen Symbolcharakter als Wahrzeichen des Stadtteils“, sagt Kehrl. Statt eines Abrisses müsse daher unbedingt über eine moderne Alternativnutzung nachgedacht werden. Als Vorbild soll die ehemalige Güterzugtrasse „High Line“ in der US-Metropole New York dienen, die zwischen 2006 und 2019 zu einer Parkanlage umgebaut wurde. Die CDU hat einen Architekten mit ersten Entwürfen beauftragt, um das Potenzial zu zeigen. So könnten neben einer breiten Promenade und Grünflächen mit großzügigen Sitzgelegenheiten auch Sportplätze, Cafés, und sogenannte Pop-Up-Stores – also provisorische Einzelhandelsgeschäfte – entstehen. „Würde es so etwas mitten auf dem Rhein geben, wäre das eine völlig neue Attraktion, die weit über die Stadt hinaus Menschen anziehen würde“, sagt Kehrl. Köln benötige solche Visionen für die Zukunft.

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„Ein Tunnel unter dem Rhein wäre zwar teurer als ein Brückenneubau, aber wir würden zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt Kehrl. Deshalb setze er sich dafür ein, zu prüfen, ob der Bund diese Lösung fördern würde. Das Geld für die Umwandlung der Brücke müsste die Stadt investieren – es wäre aber auch denkbar, dass sich Bürger – ähnlich wie in New York – finanziell mit Spenden beteiligen würden, um das Projekt umsetzen zu können.

Das Thema Verkehr soll ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. So würde eine großzügige Radwegeverbindung zwischen Rodenkirchen und Poll entstehen. Die CDU Rodenkirchen schlägt außerdem vor, geräuscharme Kleinbusse mit Elektroantrieb über die Brücke fahren zu lassen, um die beiden Rheinseiten an dieser Stelle auch über den öffentlichen Nahverkehr miteinander zu verbinden.

Verkehrskollaps rund um Köln verhindern

Für eine Umwandlung der Rodenkirchener Brücke bliebe noch viel Zeit. Die Autobahn GmbH geht davon aus, dass der achtspurige Ausbau der A 4 inklusive eines Brückenneubaus erst Ende des Jahrzehnts in Angriff genommen werden kann. Die Leverkusener Brücke und die Bonner Nordbrücke müssten zunächst neu gebaut und für den Verkehr freigegeben sein, um einen Verkehrskollaps rund um Köln zu verhindern. Idealerweise soll dann auch die als Rheinspange bezeichnete Verbindung zwischen den Autobahnen A 59 und A 555 vorhanden sein. Die genaue Trassenführung steht bislang nicht fest – ebenso unklar ist, ob südlich der Rodenkirchener Brücke eine Brücke gebaut werden soll. Alternativ ist auch dort ein Tunnel unter dem Rhein im Gespräch.

Die 570 Meter lange Rodenkirchener Brücke wurde 1941 gebaut und nach der Beschädigung im Krieg 1954 wieder aufgebaut. 1994 wurde sie erweitert und erhielt einen „Zwillingsbau“. Die Überlegung, das Bauwerk abzureißen, hatte sowohl bei Anwohnern als auch bei Denkmalschützern für Kritik gesorgt. Der frühere Stadtkonservator Ulrich Krings hatte daraufhin vorgeschlagen, lediglich die vor 30 Jahren gebaute Erweiterung der Brücke abzureißen und den historischen Teil stehen zu lassen. Daneben könne dann ein „dezenter, filigraner Neubau“ entstehen. „Das besäße den Charme, das Ursprungsbauwerk wieder frei zu stellen und es in seiner tradierten Schönheit zu bewahren“, sagte Krings im Januar. Stadtkonservator Thomas Werner sieht einen Komplettabriss – wie ihn sich die Autobahn GmbH vorstellt – als Widerspruch zu allen Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Gebäuden. Er kann sich daher eine erneute Erweiterung der beiden bestehenden Brückenteile vorstellen.

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Grundsätzlich wäre es auch möglich, den Denkmalschutz aufzuheben, wie es etwa bei der Melanbogenbrücke über die Sieg zwischen Sankt Augustin-Menden und Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte im Rhein-Sieg-Kreis der Fall ist. Obwohl das Bauwerk ebenfalls unter Denkmalschutz steht, wird es abgerissen und neu gebaut.

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