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Autos werden nachgerüstetTaxibranche in Köln leidet massiv unter Corona-Krise

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Lange Schlangen am Breslauer Platz

Lange Schlangen am Breslauer Platz

  • Stundenlang warten Taxifahrer in Köln derzeit auf Kunden. Die Fahrtwege sind oftmals nur kurz, die Einnahmen gering.
  • Taxiruf-Chef Alexander Dragicevic und seine Mitarbeiter haben schon andere Strategien entwickelt, mit denen sie Geld verdienen können.
  • In Dresden wurde der Taxiverkehr eingestellt, in Köln ist das bisher aber nicht ohne Weiteres möglich.

Köln – Die Bilder dutzender, hintereinander stehender Taxis gleichen sich gerade überall in der Stadt. Weil viel weniger Menschen für längere Zeit draußen unterwegs sind, bricht der Branche fast die komplette Existenzgrundlage weg. Touristen, ein wichtiger Faktor für die Fahrer, sind im Moment so gut wie gar nicht in der Stadt. Auch Geschäftsleute, die zur Arbeit oder zur Messe gebracht werden wollen, gibt es nicht mehr, ebenso ist der Reiseverkehr an Flughafen und Bahnhöfen eingebrochen, das Partyleben in der Innenstadt steht still. „Das letzte Wochenende war schon eine Katastrophe“, sagt Taxiruf-Chef Alexandar Dragicevic. 

500 Aufträge für Fahrten seien über den Samstag verteilt eingegangen – ein Zehntel eines normalen Samstags in der Vor-Corona-Zeit. So gut wie niemand lässt sich mehr zum Shoppen in die Stadt bringen, oder abends von der Kneipe zurück. Ein Zustand, an dem sich wohl so schnell nichts ändern wird. Nur Boten-Fahrten sind zurzeit gefragt, sagt Dragicevic. Die Fahrer bieten zum Beispiel an, Einkäufe zu erledigen und direkt vor die Tür zu bringen.

Kölner Taxifahrer warten stundenlang auf Kunden

Wer schon mal nach dem letzten Kölsch im Taxi nach Hause gefahren ist, hat das womöglich mit Chris Teuber getan, die seit 30 Jahren in Köln unterwegs ist – meistens nachts, und meistens guter Laune, wie sie erzählt. Aber eine Nachtschicht kann sich in diesen Tagen schon mal unendlich ziehen. An Ständen, wo sie sonst vielleicht eine halbe Stunde auf die nächste Fahrt gewartet habe, seien es jetzt oft vier Stunden, sagt die 59-Jährige: „Es ist frustrierend, wir stehen rum und haben kaum Abwechslung.“ 

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Zwei Drittel ihrer Einkünfte seien weggebrochen, sagt sie, es sind viel weniger und meistens kürzere Fahrten als noch vor einem Monat. Was sie und ihre Kollegen gerade besonders schätzen, ist der Mindestlohn, unter den sie nicht fallen können. Und die staatlichen Wirtschaftshilfen, die die etwa 800 selbstständigen Taxiunternehmen in der Stadt beantragen können. Viele betreiben nur einen Wagen, in dem sie selbst und einer oder zwei Angestellte abwechselnd sitzen.

Taxis in Köln werden weiterhin fahren

Trotz der massiven Umsatzeinbußen steht der Betrieb in Köln aber nicht still. Dafür sorgt auch die Betriebspflicht für Taxis, die die Stadt Köln – anders als zuletzt beispielsweise Dresden – nicht ausgesetzt hat. Die Taxis müssen also weiterfahren, um den öffentlichen Nahverkehr aufrecht zu erhalten. „Wir haben ja eine wichtige Funktion, und die kann nicht einfach so wegfallen“, sagt Teuber. Um das zu gewährleisten, müssen sich Fahrer und Passagiere schützen.

Die Oberflächen in den Autos werden besonders häufig desinfiziert, Koffer sollen die Fahrgäste, wenn möglich, selbst in den Kofferraum legen und dann hinten rechts einsteigen, um größtmöglichen Abstand zum Fahrer zu halten. „Das Risiko fährt immer mit“, sagt Teuber. Aber das sei in ihrem Job ja ohnehin so: Die Gefahr von Unfällen und Überfällen gibt es schon immer.

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Damit das Virus nicht noch größeren Schaden anrichtet, sind in den vergangenen Tagen daher die ersten Autos mit einer Schutzwand im Wageninneren ausgestattet worden. Eine Plexiglasscheibe oder eine Plastikplane soll das Infektionsrisiko minimieren. Eine Einrichtung, wie sie etwa aus New York bekannt ist. Mitte kommender Woche sollen weitere 50 Wagen eine solche Schutzwand bekommen, sagt Taxiruf-Chef Dragicevic.

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