AvgDer Idiot in uns

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  • Ausstellung mit Cartoons von Martin Perscheid, dem Meister des hintersinnigen Humors

Niehl –  Es ist intelligenter, manchmal tiefschwarzer, aber fast immer köstlicher Humor, den Martin Perscheid mit feinem Strich zeichnet. Was er zu Papier oder auf die Leinwand bringt, ist nichts für empfindliche Gemüter. Fast nichts ist vor seinem trockenen, feinen Spott sicher: die mitunter absurden Auswüchse der politischen Korrektheit, der Social-Media-Wahn, infantile Hypes wie der ums Einhorn, und und und....

Momentan ist eine Ausstellung mit rund 100 seiner Bilder in Schwarz-Weiß und Farbe unter dem Titel „Perscheids Abgründe“ im Foyer der Müllverbrennungs-Anlage der Abfall- und Verwertungsgesellschaft Köln (AVG) zu sehen. Mit rund 60 Gästen wurde an der Geestemünder Straße nun Vernissage gefeiert.

„Man weiß manchmal nicht, ob man sich abwenden oder lauthals loslachen soll – ich empfehle Letzteres“, begrüßte Tilo Dumuscheit, AVG-Sprecher, die Gäste. Und der Laudator, Kabarettist Bernd Gieseking, hielt ein Plädoyer für Cartoons als Kunstform. „Sie werden schmählich als Kunstform unterschätzt. Köln fehlt ein Zentrum für Komik, obwohl die Stadt ja eigentlich humor-affin ist“, meinte er. „Perscheid, Sie sind für mich... In der Musik wäre es Prince.“ Passend zu einem von Perscheids Motiven, dem „Denkmal für den unbekannten Idioten“, stellte er fest, dass die katholische Kirche bei der Kanonisierung der sieben Todsünden die Allerschlimmste vergessen habe: „Die menschliche Dummheit.“

Der in Wesseling lebende Cartoonist hat einen klaren Stil: Der Hintergrund der Bilder ist aufs Wesentliche reduziert – im Zentrum stehen die knollennasigen Charaktere und ihre in Sprechblasen gehaltenen Dialoge. Bereits seit seiner Schulzeit zeichnet er; seit 1994 hat der 52-Jährige sein Hobby zum Beruf gemacht. Sein Wohnort sei auch manchmal inspirierend, meint er: „Dadurch habe ich ja ein Bergheimer Nummernschild, das bekomme ich in Köln manchmal deutlich zu spüren. Darüber habe ich sogar schon mal einen Cartoon gemacht.“ Aufgrund der Fülle der Motive sollte man sich Zeit nehmen für den Rundgang. Dort erfährt man etwa, was passiert, wenn Jesus mal wieder über das – gefrorene – Wasser wandelt, oder was das chinesische Schriftzeichen-Tattoo der Gattin wirklich bedeutet. Die Ausstellung ist bis 9. November täglich von 10 bis 20 Uhr im Foyer der AVG zu sehen, Geestemünder Straße 23. Der Eintritt ist frei.

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