Bahnhof MülheimReisezentrum bleibt doch erhalten

Lesezeit 3 Minuten
Bernhard und Rosi Herting gehören zu den Stammkunden Wielands.

Bernhard und Rosi Herting gehören zu den Stammkunden Wielands.

  • Deutsche Bahn wollte die von Auszubildenden betriebene Einrichtung zunächst schließen

Mülheim –  Um ein Haar hätte es ab Neujahr kein Reisezentrum mehr am Bahnhof Mülheim gegeben. Die Schließung der Einrichtung, die seit 13 Jahren fast ausschließlich von Auszubildenden der Deutschen Bahn (DB) betrieben wurde - diese hatten als Einzigen den erfahrenen Ausbilder Ralf Wieland zur Seite - war seitens der Bahn bereits für Ende 2017 beschlossen.

Eine Änderung des Ausbildungskonzepts der DB bildete die Ursache für die Pläne. Bisher wurden hier jährlich etwa 50 Lehrlinge aus ganz NRW - jeder von ihnen für fünf Wochen - im Verkaufsalltag geschult. Sie betrieben das Reisezentrum mit dem vollen Angebot der Bahn weitgehend selbstständig. Der Ausbilder griff nur ein, wenn die jungen Leute nicht mehr weiter wussten.

Seit Anfang 2018 werden die Nachwuchsmitarbeiter an jenen Bahnhöfen ausgebildet, wo sie später eingesetzt werden sollen und nicht mehr zentral. Damit drohte dem Reisezentrum Mülheim das Aus.

Alles zum Thema Deutsche Bahn

"Aus Sicht des Verkehrsverbunds Nahverkehr Rheinland NVR sollte diese Schließung auf jeden Fall verhindert werden", erklärte deren Pressesprecher Holger Klein. Man hatte bereits im Sommer vergangenen Jahres Verhandlungen mit der DB aufgenommen mit dem Ziel, die Schließung zu verhindern. "Der Bahnhof Mülheim hat überregionale Bedeutung und ist nicht nur für die Mülheimer, sondern auch für Fahrgäste aus dem Umland wichtig", betonte NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek. Die Bahn lenkte ein und musste auch nicht lange überzeugt werden. "Das Reisezentrum Mülheim - das Einzige in einem Kölner Stadtteil - ist umsatzstärker als das am Bochumer Hauptbahnhof", erklärte ein Bahnsprecher. Es bleibe für die nächsten Jahre erhalten - mit Wieland als Mitarbeiter.

Rosi und Bernhard Herting sind Stammkunden Wielands. Sie finden nicht nur gut, dass die Möglichkeiten für persönliche Informationen gegeben ist, sondern auch dass Wieland sie in Zukunft weiter bedient. "Er regelt alles - sei es noch zu kompliziert. Für mich ist Herr Wieland die Deutsche Bahn", betont Rosi Herting. Er habe ihr einmal geholfen, als sie - noch im sozialen Bereich berufstätig - eine Gruppenreise mit Wohnungslosen nach Ungarn plante. Die Fahrkarten für ihre Urlaubsreisen kauft sie ebenfalls hier. Herting: "Wieland löst jedes Problem mit Geduld und Empathie." Matthias Marienfeld aus dem Don-Bosco-Club hält ebenfalls viel vom Leiter des Reisezentrums seines Vertrauens: "Wir planen gemeinsam mit ihm Fahrten unserer Jugendlichen zu Ferienfreizeiten."

Auf ein positives Echo stößt die Nachricht bei Politik und engagierten Bürgern. "Es wäre völliger Unsinn gewesen, das Reisezentrum zu schließen", äußerte sich Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Schließlich kämpfen viele aus dem Stadtteil für einen Halt des Rhein-Ruhr-Express (RRX) in Mülheim. Fuchs: "Eine Schließung des Bahn-Center wäre da mehr als kontraproduktiv." Ähnlich sieht das Engelbert Becker von der Nachbarschaft Mülheim Nord. Es wäre doch wirklich ein Unding, den Einwohnerstärksten Stadtbezirk Kölns (145 000 Bewohner) von den Serviceleistungen abzukoppeln. Becker: "Außerdem ist der Bahnhof selbst ein Verkehrsknoten mit Anschluss an mehrere Bus- und Stadtbahnlinien." Bewohner benachbarter Viertel sowie aus dem Bergischen Land nutzen ihn daher ausgiebig.

KStA abonnieren