Behörde prüft VorwürfeKölner Bundespolizist soll Corona-Leugner beraten

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Corona Demo Neumarkt1

Mehr als 200 Menschen demonstrierten auf dem Neumarkt Mitte Oktober in Köln gegen die Corona-Maßnahmen. (Archivfoto)

  • Die Bundespolizei prüft Vorwürfe gegen zwei Beamte der eigenen Behörde, die das Tragen von Mund-Nase-Masken verweigern.
  • Einer gibt Corona-Skeptikern in einer Telegram-Gruppe Tipps zum Vorgehen bei Polizeieinsätzen.
  • Der andere tritt als Redner auf „Querdenken“-Kundgebungen auf.

Köln – Der Mann nennt sich „Peter aus Köln“ (Name geändert). In einer Kölner Chatgruppe des Messengerdienstes Telegram, in der sich seit Monaten Corona-Skeptiker und Maskenverweigerer austauschen und Demonstrationen planen, hat Peter diese Woche mehrere Sprachnachrichten gepostet. Er bietet den knapp 150 Mitgliedern der Gruppe seine Unterstützung an.

In einer Nachricht gibt er zum Beispiel Tipps, wie sich die Demonstranten gegen Zugriffe durch Polizisten wehren könnten. Auf einigen Anti-Coronamaßnahmen-Demos in Köln zuletzt hatten Polizisten Teilnehmer festgesetzt, die sich – entgegen der Corona-Schutzverordnung – standhaft weigerten, Masken aufzusetzen. Einige Kundgebungen wurden aus diesen Gründen aufgelöst.

Man sehe doch, sagt Peter im Chat, wo die Polizei sich aufstelle. Da müsse man dann denjenigen unter den Teilnehmern, den die Beamten ergreifen wollten, nach hinten stellen, andere nach vorne, und die müssten die Polizisten dann abblocken. „Ganz einfaches Blocken“, empfiehlt Peter, „oder einfaches Einhaken“. Er sei „wütend und verzweifelt“. Man dürfe diese Zugriffe nicht zulassen. Aber die Demonstranten, klagt er, seien ja Schafe. „Da wird eine einzelne Person rausgeholt, und alle anderen blöken weiter. Da kriege ich die Krise.“

Peter aus Köln ist Polizist

Das Pikante an der Sache: Peter ist Polizist. Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist er Beamter bei der Bundespolizei. Behördensprecherin Martina Dressler bestätigt das auf Anfrage und ergänzt, man prüfe derzeit den Inhalt seiner Sprachnachrichten. Dressler bestätigt auch einen Vorgang, den Peter in der Telegram-Gruppe selbst beschreibt und offenkundig ungeheuerlich findet.

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Bundes- wie auch Landespolizisten müssen derzeit im Dienst einen Mund-Nase-Schutz tragen. Peter aber behauptet im Chat, er besitze ein medizinisches Attest, das ihn von der Tragepflicht befreie. Als sein Inspektionsleiter das Dokument sehen wollte, konnte oder wollte Peter es aber nicht vorzeigen. Der Vorgesetzte verwies ihn daraufhin der Dienststelle. Dressler sagt, der Beamte sei nun aufgefordert, das Attest nachzureichen.

Polizeiermittler tritt bei „Querdenken“-Demo in Köln auf

Ärger bereitet der Bundespolizei noch ein zweiter Beamter der Kölner Behörde, Andreas N. (Name geändert). Der Ermittler tritt bei „Querdenken“-Demos in verschiedenen Städten als Redner auf, zum Beispiel vorigen Samstag auf dem Neumarkt in Köln. Der Titel der Veranstaltung lautete: „Coronamaßnahmen, Impfzwang, Grundrechte und Freiheit und Recht“. In seinem Vortrag bezeichnete N. den 11. März 2020, als die Weltgesundheitsorganisation die Pandemie ausrief, in Anlehnung an die Terroranschläge 2001 in den USA als „Three Eleven“.

Wer positiv auf Corona getestet sei, sagte N., sei „sprachlich schon Infizierter“ und somit „gefährlich“, ein „Gefährder“ also. Und Gefährder, fährt Andreas N. in seiner Logik fort, „werden dann ad hoc als Terroristen erklärt, die man seit 9/11 tatsächlich hemmungslos ermorden darf und anschließend noch einen Orden erhält.“ Die Polizei löste die Kundgebung am Neumarkt wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung auf.

Bundespolizist wurde suspendiert

Bundespolizei-Sprecherin Dressler bestätigt auf Anfrage ein „umfängliches Disziplinarverfahren“ gegen Andreas N. Er sei schon seit längerem suspendiert. Dabei soll auch ein Vorfall im Bahnhof Siegburg eine Rolle spielen. Im Juni – davon berichtet der Bundespolizist in seiner Rede auch selbst – soll er von zwei Kollegen angesprochen worden sein, weil er im Bahnhof keine Maske trug. N. behauptet, er habe „aus medizinischen Gründen“ keine tragen können. Seine beiden Kollegen will er unter anderem wegen Nötigung angezeigt haben.

Wo Kölner einen Corona-Test machen können

Corona-Teststellen in Köln

Personen mit Covid-19-Symptomen sollen ihren Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Nummer: 116117) kontaktieren. Wer akute Atemnot hat, soll sofort den Notruf 112 wählen.

Bei Hausärzten kann sich jeder testen lassen, ob man nun zur Risikogruppe gehört, aus einem Risikogebiet eingereist ist, eine rote Warnung über die Corona-App erhalten hat oder sich ohne triftigen Grund auf das Coronavirus untersuchen lassen möchte. Es gelten die Öffnungszeiten des jeweiligen Arzts.

Im Infektionsschutzzentrum Uniklinik können sich montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Einreisende aus Risikogebieten, Angehörige einer Risikogruppe und Menschen mit roter App-Meldung testen lassen.

Im Infektionsschutzzentrum Neumarkt (Gesundheitsamt) können sich montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. 

Am Hauptbahnhof können sich täglich von 7 bis 23 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Am Flughafen können sich jeden Tag 24 Stunden lang Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Mein Corona-Schnelltest in der Lintgasse 14 bietet Antigen-Schnelltests an. Das Angebot kostet 35,90 Euro, online muss ein Termin vereinbart werden. Menschen mit Symptomen dürfen nicht kommen.

Den „Corona Walk-in in der Bonner Straße 178 kann man ohne Termin aufsuchen. Der Test kostet 75 Euro.

Die Firma Medicare Logistic, bietet im Josef-Haubrich-Hof 5 Antigen-Schnelltests für 39,90 Euro einen mobilen Testservice für Unternehmen, Schulen und sonstige Einrichtungen an. Online-Termin erforderlich.

In der Schildergasse 24 hat die Firma Smart-med-Test ein Zentrum eröffnet. Antigen-Schnelltests kosten 37,80 Euro, PCR-Tests 87,98 Euro, Antikörpertests, mit denen eine durchgemachte Corona-Infektion nachgewiesen werden sollen, kosten 47,80 Euro. Online-Termin erforderlich.

In medizinischen Laboren können sich Einreisende aus Risikogebieten oder Angehörige einer Risikogruppe testen lassen – mit einer ärztlichen Überweisung oder als Selbstzahler (die Kosten variieren). Die Labore raten jedoch davon ab, direkt dort hin zu gehen, da die Einrichtungen derzeit stark überlastet sind.

In Rodenkirchen ist Anfang Dezember ein neues PCR-Testzentrum in der Ringstraße 44 eröffnet worden. Ein Test kostet 81 Euro, der Befund soll nach 24 Stunden vorliegen. (og)

Auch Landespolizei und Ordnungsamt hatten nach Informationen dieser Zeitung am Mittwoch Kontakt mit Andreas N.: Weil der bei einer Demo auf dem Heumarkt keine Maske trug und sich uneinsichtig gezeigt haben soll, schlossen die Einsatzkräfte ihn von der Veranstaltung aus. Im Gefangenentransporter brachten sie ihn zur Wache auf die Stolkgasse. Dort erteilten sie ihm einen Platzverweis für den Heumarkt und drohten ihm an, ihn in Gewahrsam zu nehmen, sollte er dagegen verstoßen.

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