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Bei Köln-Mülheim gekentertFehler für Kollision auf dem Rhein liegt bei Ruderern

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Ein Ruderboot und ein Frachtschiff waren auf dem Rhein zusammengestoßen.

Köln – Es waren dramatische zehn Minuten im Rhein, die die drei Ruderer das Leben hätten kosten können. Die 67, 73 und 84 Jahre alten Männer – allesamt Mitglieder des Sportvereins RTHC Bayer Leverkusen – waren am Dienstagvormittag mit ihrem Ruderboot rheinabwärts unterwegs, als sie nördlich der Mülheimer Brücke in den Fahrweg eines entgegenkommenden Binnenschiffs gerieten, kenterten und von einem Feuerwehr-Schiff an Land gebracht werden mussten. Der 84-Jährige wurde am Mülheimer Ufer in einem Krankenwagen reanimiert und stark unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht. Wie es heißt, befindet er sich auf dem Wege der Besserung. Seine Mit-Ruderer sind mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Fehler des Steuermanns

Das Trio war mit einem sogenannten fußgesteuerten Boot unterwegs. Das bedeutet, dass alle Ruderer gegen die Fahrtrichtung sitzen. Der Steuermann lenkt das Boot über ein Seil mit dem Fuß. Regelmäßig muss er sich umdrehen, um nach Hindernissen Ausschau zu halten. Möglicherweise hat er dies vernachlässigt. Als sicherer gelten handgesteuerte Boote, in denen der Steuermann in Fahrtrichtung sitzt.

Laut Wasserschutzpolizei Duisburg ist die Sache eindeutig: Der Fehler liege bei den Ruderern. „Die Kleinschifffahrt muss sich aus dem Weg der Großschifffahrt raushalten“, sagt Sprecher Ramon van der Maat. Verantwortlich sei der 67-jährige Steuermann: „Durch sein Fehlverhalten sind seine beiden Kameraden verletzt worden.“ Er müsse sich nun wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Dem 27-jährigen Führer des Frachtkahns sei kein Vorwurf zu machen. Er habe die Ruderer mit Huptönen gewarnt, über Funk die Rettungskräfte verständigt und die nachfolgenden Schiffe informiert: „Seine Besatzung hat zudem versucht, den drei Männern Rettungsringe zuzuwerfen“, so van der Maat: „Er hat alles getan, was er konnte.“

Ob das Ruderboot durch die Bugwelle kenterte oder nach einem Zusammenprall mit dem Frachtschiff, ist laut Polizei noch nicht geklärt. Jan Hopmann, der den Vorfall von seinem Büro am Mülheimer Rheinufer beobachtete und danach via Handy Kontakt zur Feuerwehr hielt, ist sich jedoch sicher, dass das Ruderboot mit „hörbar dumpfem Schlag gegen den Frachter krachte“. Das Ruderboot sei sofort gekentert und von der Bugwelle verschlungen worden, ebenso die drei Ruderer. Die hätten sich schließlich am kieloben schwimmenden Boot festkrallen können. Ein zweiter Frachter wäre um ein Haar auf die Havarierten aufgefahren, habe aber noch rechtzeitig umsteuern können. „Das war ziemlich dramatisch. Ich weiß nicht, ob die drei Männer noch leben würden, wenn sie keine Rettungswesten angehabt hätten“, sagt der 51-jährige Zeuge, der selbst beim Mülheimer Wassersport e.V. rudert. Der betreibt in der Nähe der Unfallstelle ein Bootshaus. Der Leitstelle der Feuerwehr habe er den Tipp gegeben, die geretteten Ruderer dort ans Ufer zu bringen, sagt Hopmann. Doch das Feuerwehr-Boot sei trotzdem zuerst zum Anleger des ein Stück weiter südlich liegenden „Müllemer Böötchen“ gefahren. Der war wegen des hohen Wasserpegels nicht nutzbar, die Retter fuhren schließlich doch zum Bootshaus. „Das waren vielleicht drei Minuten, die dadurch verloren gegangen sind“, sagt Hopmann.

In der Rudersport-Szene ist der Vorfall auf große Aufmerksamkeit gestoßen. Er gilt als der schwerwiegendste der vergangenen Jahre. In ihrer achtjährigen Zeit als Geschäftsführerin des RTHC Bayer Leverkusen sei so etwas noch nicht passiert, sagt auch Anke Holterbosch. Die drei Ruderer seien sehr erfahren und schon lange Mitglied im Verein. Nach dem Hochwasser sei der Rheinpegel am Dienstag aber noch immer erhöht gewesen und das Wetter wechselhaft. „Der Rhein ist tückisch“, sagt Holterbosch. Der Vorfall werde nun intern untersucht. Möglicherweise würden die Vereinsregeln nun noch einmal verschärft.

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