Besuch in KölnJens Spahn: „Das Virus ist der Spielverderber, nicht ich“

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Köln – Kölntag für Jens Spahn. Der Bundesgesundheitsminister besuchte am Samstag zum Wahlkampfauftakt der CDU Köln unter anderem den Stand der Partei an der Schildergasse. Beobachter berichteten hinterher: freundlicher Empfang. Nicht selbstverständlich für den Minister in diesen Tagen. Bei vergleichbaren Besuchen in der vergangenen Woche in Emmerich, Wuppertal und Dortmund gab es zum Teil heftige Proteste von Passanten, die vor allen die Coronapolitik der Bundesregierung kritisierten.

Gute Stimmung in Köln - auch beim Auftritt vor einer überschaubaren Gruppe im Grünen. Im Skulpturenpark in Riehl sprach der Minister auf Einladung von Florian Weber, einem der CDU-Kandidaten für die Kommunalwahl. Die Gäste hatten ihre Teilnahme vorher anmelden müssen. Der etwa 35 000 Quadratmeter große Park, der von einer privaten Stiftung betreut wird, war gegen 16 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossen worden. Spahn ging in seiner Rede erwartungsgemäß auf das Thema Corona ein und sagte: „Wir sind noch mitten in der Pandemie. Aber alles in allem sind wir bisher gut durchgekommen. Wir haben viel erreicht, weil wir ein robustes, stabiles Gesundheitssystem mit Ärzten, Pflegekräften, Beschäftigten in Laboren und Mitarbeitern haben, die das Gesicht dieses Gesundheitswesens sind.“

Lob für Kölner Uniklinik

Kurz vor seinem Auftritt inmitten der Kunstwerke sprach der Minister noch einige Augenblicke mit Journalisten. Dabei ging er auf die Ereignisse im Zusammenhang mit den Demonstrationen in Berlin ein. „Das Grundrecht auf Demonstration und auf freie Meinungsäußerung ist wichtig und ein sehr hohes Gut. Aber man kann dieses Grundrecht ausüben und dabei aufpassen, also mit Abstand und mit Alltagsmaske demonstrieren. Ich bin der Meinung, dass der Spagat zwischen Grundrecht und Infektionsschutz gegangen wäre, wenn man gewollt hätte. Ich finde es schade, dass das nicht gelungen ist.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Sehr positiv beurteilte Jens Spahn auf Nachfrage die Eigeninitiative der Uniklinik Köln, mit ihrer neuen Produktionsstätte medizinische Schutzmasken selber herzustellen. „Wir haben schmerzhaft gelernt, dass wir bei solchen Produkten zu sehr abhängig sind von China. Deshalb freue ich mich, dass die Uniklinik Köln hier eine Vorreiterin ist.“

Auf die Frage, ob Karneval auf der Kippe stehe und womöglich komplett abgesagt werden müsse, erklärte der Minister: „Das Virus ist der Spielverderber, nicht ich. Es hat sich aber gezeigt: Da, wo wir miteinander feiern, hat es das Virus besonders leicht, sich zu verbreiten. Aus meiner Sicht ist klar, dass die Sessionseröffnung am 11. 11. nicht wie gewohnt wird stattfinden können. Ich finde es einfach fair, und das sagen mir auch Karnevalsvereine aus Köln, rechtzeitig darüber zu reden, wie Karneval in 2021 aussehen kann.“ Noch nicht festlegen mochte er sich, ob er eine eventuelle Einladung zu einer Karnevalsveranstaltung in Köln annehmen würde. „Das hängt von der Lage, nicht des Ortes, sondern der Infektionslage ab. Und vor allem von dem Konzept, wie der Karnevalsabend unter Hygiene- und Abstandregeln ablaufen soll. Ich würde dann schon genau hinschauen. Ein Maskenball würde es in jedem Fall.“

„Abbott Laboratories“

Der wohl wichtigste Termin in Köln fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gemeinsam mit Kölner CDU-Prominenz und Oberbürgermeisterin Henriette Reker besuchte Jens Spahn den Kölner Standort des international operierenden Pharmakonzerns „Abbott Laboratories“. Nach diesem Besuch erklärte Henriette Reker auf ihrer Facebook-Seite unter anderem: „Das Unternehmen hat einen neuen Covid-19-Schnelltest entwickelt, mit dem die Ergebnisse innerhalb von wenigen Minuten vorliegen. Ich freue mich, dass der Kampf gegen die Pandemie auch von Köln aus vorangetrieben wird. Ein Schnelltest ist ein wichtiges Instrument, um sowohl die Ausbreitung des Virus als auch unnötige Quarantäne zu vermeiden. Mit unseren Testzentren am Flughafen und Hauptbahnhof haben wir in Köln die dafür notwendige Infrastruktur bereits geschaffen.“

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Wie die Nachrichtenagentur Reuters vor wenigen Tagen berichtete, gab die amerikanische Pharmaaufsichtsbehörde FDA grünes Licht für den Einsatz des von Abbott entwickelten Schnelltests in den USA, der binnen 15 Minuten eine Corona-Infektion anzeigen könne. Weiter hieß es, Abbott habe angekündigt, den Test für jeweils fünf Dollar zu verkaufen und ab Oktober monatlich 50 Millionen Stück liefern zu können. Köln ist Standort der Abbott Rapid Diagnostics GmbH. Nach eigener Darstellung stehen hier „Schnelltests für Blutanalyse, Infektionskrankheiten und Drogen“ im Fokus der Arbeit.

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