Betreuung in KölnWie die Stadt mit neuen Grundschulen den Bedarf decken will

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Grundschüler beim Mittagessen: In vielen  Schulen wird in mehreren  Schichten gegessen.

Köln – Nach der Einführung des Rechtsanspruchs auf die Betreuung von Ein- bis Sechsjährigen sollen bald auch die Eltern von Grundschülern auf eine verlässliche Ganztagesbetreuung setzen können. Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder steht im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien in Berlin, eine Arbeitsgruppe von Bund und Länder befasst sich mit der Umsetzung.

Auch wenn es noch ein paar Jahre dauern dürfte, bis aus der Absichtserklärung konkrete Taten geworden sind, ist schon jetzt klar, dass auf die Stadt eine neue große Herausforderung zukommt.

Bislang hat Köln mit mehr oder weniger Erfolg versucht, die immer größer Nachfrage zu befriedigen, ohne neue Schulgebäude errichten zu müssen. Das  wird mit der Einführung des Rechtsanspruchs nicht mehr möglich sein.

Es knirscht beim Schulbau

Die Stadt braucht „umgehend“ ein weiteres Bauprogramm, wie die Schulverwaltung am Montag im Schulausschuss des Stadtrates mitteilte –  „trotz der derzeitigen Hemmnisse im Schulbau“. Bekanntermaßen knirscht es beim Schulbau an allen Ecken und Enden. Es fehlt sowohl in der Verwaltung wie auch in der Bauwirtschaft an Personal und Kapazitäten.

Eine aktuelle Aufstellung zum Ausbau des Ganztagsangebots zeigt, wie stark sich das Angebot weiterhin von Stadtteil zu Stadtteil unterscheidet. Stadtweit liegt die Versorgungsquote mittlerweile bei 80 Prozent. In einigen Stadtteilen sind jedoch nur unter 60 Prozent versorgt.  Das sind Meschenich, Lindweiler, Porz-Grengel, Brück, Kalk und Ostheim. In Heimersdorf, Merkenich, Wahnheide, Buchforst und Dünnwald liegt die Quote nur knapp über 60 Prozent.

In Innenstadt knapp 100 Prozent versorgt

Gleichzeitig gibt es Viertel, wo alle Kinder einen Ganztagsplatz haben. Dort ist aus dem sogenannten „offenen“, also freiwilligen Angebot längst eine richtige Ganztagsschule geworden, so in Zollstock und Gremberghoven. In den Vierteln der Innenstadt liegt die Quote nur knapp unter 100 Prozent.

Als man vor rund 15 Jahren mit dem Aufbau des neuen Angebots begann, rechneten die Verantwortlichen  damit, dass rund die Hälfte der Familien von dem neuen Angebot Gebrauch machen würde. Die Annahme wurde zur Vorgabe für den Neubau von Räumen  und Küchen. Geld des Bundes machten ein großes Bauprogramm in den Kommunen möglich.

Heute weiß man, dass  damals von zu geringen Zahlen ausgegangen worden ist. Dass Grundschüler über Mittag in der Schule bleiben und von zusätzlichen Angeboten profitieren, während gleichzeitig beiden Eltern die Erwerbsarbeit ermöglicht wird, ist zur Regel geworden. 18 Kölner Grundschulen sind bis heute über das „offene“ Angebot zur richtigen Ganztagsschule für alle geworden.

Mangel an 43 Schulen

Es gibt in Köln nur eine einzige Grundschule in Lindenthal, die weiterhin bewusst Halbtagsschule bleiben will. Weil nach dem Bauprogramm von damals nichts vergleichbares mehr kam, musste der Ausbau des Angebots im Rahmen der vorhandenen Räumlichkeiten erfolgen.

Zum kommenden Schuljahr hat die Stadt das Angebot noch einmal um 1376   auf 31051 Plätze erhöht. Wer mit seinen Kindern aber in einem schlecht versorgten Stadtteil wohnt, hat von dieser Rekordzahl wenig. Die aktuellen Zahlen der Stadt zeigen, dass in 43 Schulen der Bedarf der Eltern zur Zeit nicht erfüllt werden kann und das Angebot  nicht reicht.

Grenze des Ausbaus erreicht

Besonders problematisch bleibe, dass in einigen Vierteln mit „besonderem Jugendhilfebedarf“ die Quoten zu niedrig sind, so die Schulverwaltung. Man werde weiter mit einzelnen Schulen ihre Betreuungskonzepte überprüfen, um „einen Ausbau der Platzzahlen im Raumbestand“ zu ermöglichen.

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Doch in den meisten Schulen scheint die Grenze des Ausbaus erreicht. Die Bedingungen für die Kinder, aber auch für das pädagogische Personal sind nicht gut. Eines der größten Probleme ist die Verpflegung der Kinder mit Mittagessen. Die Küchen sind zu klein, eine Verlagerung der Essensausgabe in andere Räume ist oft nicht möglich.  Ohne Neubauten werden die Probleme nicht zu lösen sein.

Die schulpolitischen Sprecher im Ratsausschuss forderten, dass vor allem in den sozial benachteiligten Vierteln schnell mehr getan werden muss.  „Der Gleichheitsgrundsatz wird verletzt“, so der Sprecher der Stadtschulpflegschaft, Lutz Tempel.

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