Biogas in KölnMit Lebensmittelresten gegen die Energiekrise

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biogasanlage steb

Die neue Biogasanlage der Steb in Köln (vorn). 

Köln – Die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) setzen der aktuellen Energiekrise abgelaufene Kondensmilch und Fett aus Kantinen und anderen Gastronomiebetrieben entgegen - vereinfacht ausgedrückt. Auf dem Gelände des Großklärwerks Stammheim haben die Steb nun ihre neue Co-Fermentationsanlage in Betrieb genommen. Darin erzeugt das Unternehmen Biogas aus Lebensmittelrückständen und Klärschlamm und wird damit fast unabhängig von Energielieferungen.

„Mit der gewonnenen regenerativen Energie können wir den Eigenbedarf unserer Anlagen nahezu decken“, sagt Steb-Vorständin Ulrike Franzke. Schon seit 2015 erzeugen die Steb Biogas aus Klärschlamm und „Co-Substraten“, wie die organischen Abfälle genannt werden. Bislang konnten jährlich rund 20.000 Tonnen dieser Co-Substrate verarbeitet werden. Mit der nun in Betrieb genommenen Erweiterung sollen es in den kommenden Jahren bis zu 50.000 Tonnen pro Jahr werden. Die Steb haben in den Ausbau rund 2,4 Millionen Euro investiert.

Künftig werden bis zu 16 Lkw pro Tag biologisch abbaubaren Müll zur Anlage liefern. Das können neben Gastro-Abfällen auch abgelaufene Fruchtsäfte und Getränke, Molkereireste oder Heferückstände sein. Perspektivisch sollen auch Speisereste und Abfälle von Wochenmärkten verarbeitet werden. Die Co-Substrate vergären, das dabei entstehende Faulgas verarbeiten die Steb zu Wärme und Strom, den sie selbst nutzen. Dabei entsteht, wenn die Anlage voll ausgelastet arbeitet, jährlich so viel Strom wie rund 1800 Vier-Personen-Haushalte in einem Jahr verbrauchen, teilt die Steb mit. 2023 wollen die Steb dann ihr Biogas auch ins Netz der Rhein-Energie einspeisen.

Steb, AWB und AVG kooperieren

Drei städtische Unternehmen kooperieren bei dem Projekt. Die Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (AVG) organisiert den Kontakt zu Unternehmen, die die passenden Bioabfälle liefern. Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) haben die neue Anlage programmiert.

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„Die Ereignisse haben uns überholt. Das Projekt startet genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Steb-Vorständin Franzke angesichts der Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. „Wir können unsere Stromerzeugung um etwa 15 Prozent steigern.“ Anlagen wie die neue Co-Fermentation der Steb seien „ein ganz wichtiger Baustein“, damit Köln das angestrebte Ziel erreicht, bis 2035 klimaneutral zu sein, sagt Umweltdezernent William Wolfgramm. „Ohne solche Projekte würde es nicht gehen“, denn der Ausbau erneuerbarer Energien wie eben Biogas sei ein „Kernelement“ für die Klimaneutralität, betont der Beigeordnete.

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