Bombe an Uniklinik KölnEntschärfung war erfolgreich – Sperrungen aufgehoben

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Unter dieser Platte befindet sich die Weltkriegsbombe

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  • An der Uniklinik wurde bei Sondierungsarbeiten eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden.
  • Für die Entschärfung musste die Uniklinik mindestens 500 Patientinnen und Patienten evakuieren.
  • Den Ablauf der Sicherheitsmaßnahmen und die Konsequenzen für Stadt und Anwohner können Sie in unserem Newsticker nachlesen.

Hundert Minuten vor der Bombenentschärfung am Donnerstagnachmittag steht Wolfgang Wolf in einem fast leeren Hörsaal der Uni-Zahnklinik, der heute als Presseanlaufstelle dient. Wolf hält eine Tasse Kaffee in der Hand – sein „Lebenselixier“, wie ein Kollege verrät.

Geduldig und im Detail erläutert Wolf einer Handvoll Medienvertretern, wie er und seine beiden Mitarbeiter gleich vorgehen werden. Er spricht von einer amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe halb-panzerbrechender Art, von Zünderhauptgehäusen, Kappen, querstehenden Verriegelungsstiften und SAP-Schlüsseln zur Entschärfung – für Laien böhmische Dörfer, für Wolfgang Wolf der Alltag.

Erfahrener Entschärfer in Köln

Der 66-Jährige ist Entschärfer beim Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf und somit zuständig für Blindgänger im Raum Köln und Düsseldorf. Wolf ist wahrscheinlich Deutschlands erfahrenster Kampfmittelräumer. Fast 50 Dienstjahre hat er hinter sich. Wie viele Bomben, Granaten und Minen er in dieser Zeit unschädlich gemacht hat, wisse er nicht, wolle er aber mal in Ruhe nachzählen, wenn er irgendwann in Pension sei. Es dürften Tausende sein. Er liebe das Leben, betont Wolf, deshalb sei Sorgfalt bei seiner Arbeit das oberste Gebot.

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Heckzünder lag fünf Meter tief im Kölner Boden

Und so geht auch die Entschärfung der Bombe, die am Mittwoch auf dem Gelände der Uniklinik nahe der Gleueler Straße gefunden worden war, schließlich problemlos vonstatten. Ein bisschen komplizierter als üblich war es diesmal, weil der Heckzünder in fünf Metern Tiefe so unter einem Brunnenring verborgen war, dass Wolf und seine Kollegen den Sprengkörper erst einmal vorsichtig drehen mussten, ehe sie ihn anschließend rostfrei säubern und schließlich entschärfen konnten. Nach knapp einer Stunde, um 16.10 Uhr, war alles erledigt.

5800 Anwohner und 550 vorübergehend evakuierte Patienten konnten zurück in ihre Wohnungen und Krankenzimmer. Betroffen waren auch 8000 Mitarbeiter der Uniklinik, die in Teilen geräumt werden musste.

Kölner Uniklinik musste Termine ausfallen lassen

Die oberen drei Etagen des Bettenhauses wurden komplett evakuiert, weil sie von der Druckwelle einer möglichen Detonation erfasst worden wären. Alle für Donnerstag geplanten ambulanten Termine in fielen aus. Patienten kritisierten, dass ihnen das die Uniklinik nicht mitgeteilt hatte.

Gerda Müller war vorgewarnt: Eine Nachbarin hatte die 90-Jährige Lindenthalerin morgens informiert, dass sie im Laufe des Vormittags ihre Wohnung verlassen müsste. Als dann um 11.15 Uhr das Ordnungsamt klingelte, hatte sie schon ein Täschchen gepackt.

Das Laufen fällt der Rentnerin schwer. Antonio Borzellino und Nikolina Vukoja, zwei von 141 Mitarbeitern des Ordnungsamtes, die den Einsatz unterstützten, riefen einen Krankenwagen, der sie zur Notunterkunft im Apostelgymnasiums brachte.

Es war nicht Müllers erste Evakuierung wegen eines Blindgängers. Das sei immer aufregend und falle ihr zunehmend schwer, sagt sie. Aber sich in der Wohnung zu verbergen und so zu tun, als sei sie nicht zu Hause, käme für sie nie in Frage. „Stellen Sie sich nur vor, dann passiert etwas. Das könnte ich meinen Kindern nie antun.“

Anwohner wollten Wohnungen nicht verlassen

Nicht alle Anwohner waren am Donnerstag so verständnisvoll wie Gerda Müller: Vier Menschen hätten sich zunächst geweigert, ihre Wohnungen zu verlassen, berichtete Ordnungsamt-Sprecher Heribert Büth. Nur mit Nachdruck hätte man sie schließlich dazu bewegen können.

Schulen und Kitas wurden ab neun Uhr geräumt oder blieben gleich ganz geschlossen. Etwa 120 Bewohner des Seniorenheims St. Anna wurden vorübergehend verlegt. Insgesamt 297 Menschen mussten mit Rettungswagen aus der Gefahrenzone transportiert werden und nach der Entschärfung wieder zurück. Erst am Abend war der Einsatz komplett abgeschlossen. 

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