Boutique im DischhausKölns erster Online-Bestatter hat eröffnet

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Blick in die Bestatter-Boutique

  • Als reine Online-Firma wurde Mymoria vor vier Jahren in Berlin gegründet.
  • Trauernde können per Mausklick Beerdigungen bestellen.
  • In Köln wurde nun im Dischhaus die erste analoge Niederlassung Deutschlands eröffnet.

Köln – Es sieht aus wie ein Geschenkeladen mit ausgewählten Büchern, hochwertigen Kerzen und Karten. Das Ladenlokal reiht sich nahtlos ein in die feine Nachbarschaft im Dischhaus mit Manufactum und KPM-Geschirr. Das Schaufenster ist bodentief – vorher war hier eine Apotheke – die Einrichtung hell und bestückt mit den heutzutage wohl unvermeidlichen Birkenstämmen.

Was sich hier angesiedelt hat, ist nach Auskunft des Unternehmens Mymoria die erste Bestattungs-Boutique in Deutschland. „Wir wollen das Thema aus der Tabu-Zone holen“, sagt der gelernt Betriebswirt Björn Wolff (40), der Mymoria vor vier Jahren in Berlin als reine Online-Firma gegründet hat. Anlass war ein Todesfall im engsten Freundeskreis, der ihn zum ersten Mal in seinem Leben mit dem Thema Bestattung konfrontierte.

Überfordernde Gespräche

Seine Erfahrung: düsteres Ambiente, zu viele Fragen und überfordernde Gespräche in den Räumlichkeiten eines herkömmlichen Anbieter. Viele Bekannte erzählten ihm Ähnliches. „Durchschnittlich hat man alles 18 Jahre etwas mit einer Beerdigung zu tun. Da ist die Hilflosigkeit oft groß.“

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Mymoria-Gründer Björn Wolff ist online zugeschaltet.

„Ich dachte mir, es kann doch nicht sein, dass sich der Trauernde danach richten muss, wie die Branche funktioniert – und nicht umgekehrt.“ Deshalb gründete er das digitale Bestattungshaus Mymoria.de. Per Klick kann man Wünsche zu Bestattungsart, Redner, Blumenschmuck und Sarg auswählen und erhält sofort einen Kostenvoranschlag. Mymoria regelt dann bundesweit alles aus einer Hand, entweder mit eigenen Bestattern oder Partnerfirmen. So kann auch ein Kölner eine Seebestattung in der Nordsee organisieren lassen, ohne jemals selbst mit jemandem verhandeln zu müssen.

„Einige Tausend“ Beerdigungen habe seine Firma bisher durchgeführt, so Wolff. Die Kundschaft sei ähnlich zusammengesetzt wie bei herkömmlichen Bestattern. „Mit der Planung sind in der Regel Kinder und Enkelkinder im Alter zwischen 40 und 65 Jahren beschäftig.“ Die Nachkommen wohnen oft nicht mehr an dem Ort, an dem die Eltern leben.

Organisatorische Herausforderung

„Der Todesfall wird so zu einer organisatorischen Herausforderung, die man online sehr viel einfacher planen kann“, sagt Wolff. Vielen helfe diese Erleichterung in ihrer tiefen Trauer. Und – auch das sei nun mal Realität – es gebe auch Fälle, in denen keine große emotionale Verbindung zum Toten bestehe.

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Doch nun sei die Zeit reif, die digitale Methode mit der Bestattungs-Boutique in die analoge Welt zu bringen. Wolff, der selbst drei Jahre in Köln gelebt hat, empfindet die Stadt als hervorragenden Standort für den Westen, die nächste Boutique ist in München geplant.

„Menschen können hier einfach mal reinkommen. Manche kaufen nur Kerzen oder Trauerkarten – unsere Produktauswahl ist sorgfältig kuratiert.“ Und wer über den Tod reden möchte, der kann sich mit der Bestatterin, die die Boutique führt, hinter die Birkenstämme zurückziehen.

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