Brücke auf der A45 gesperrtRund um Köln droht ab Montag ein Lkw-Chaos

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Die A 45 ist zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord gesperrt.

Köln/Hagen – Auf den Kölner Autobahnring rollt ab Montag ein Verkehrschaos vor allem bei den Lkw zu. Die Autobahn GmbH Westfalen hat am Donnerstagabend die Talbrücke Rahmede auf der Sauerlandlinie (A45) zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord für den Verkehr gesperrt. Schon am Freitag waren die ersten Auswirkungen zu spüren.

Ingenieure hatten bei Prüfungen des Bauwerks aus den 1960er Jahren starke Verformungen der Bauteile im Stahlüberbau der Brücke entdeckt. Experten sprechen von einem „sehr labilen Zustand“. Man habe Probleme an einem Hauptträger festgestellt. „Wir können die Tragsicherheit nicht mehr garantieren“, sagt Winfried Neumann.

Autobahn-Direktorin: "Das ist der Super-Gau"

Die Sauerlandlinie zählt zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Deutschland mit einer Belastung von 64000 Fahrzeugen täglich, darunter 13000 Lkw. Und genau die werden für den Kölner Ring jetzt zum Problem, weil als Ausweichrouten derzeit nur die A 1, die A 3 und die A 4 zu Verfügung stehen.

„Das ist der Super-Gau“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen. Der Kölner Autobahnring ist durch die Hochwasserschäden im Rheinland und die Sperrung der Leverkusener Rheinbrücke für Lkw vor allem zwischen dem Kreuz Leverkusen und dem Heumarer Dreieck schon jetzt vor allem durch den hohen Lkw-Anteil stark staugefährdet. Wenn dort jetzt auch noch ein Teil der Lkw fahren muss, die sonst die Sauerlandlinie nutzen, droht der Kollaps.

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Stillstand: Rund um Lüdenscheid geht nichts mehr.

Der gesamte Verkehr der A 45 läuft im Sauerland derzeit über die üblichen Umleitungsstrecken, also mitten durch Lüdenscheid. Zu allem Überfluss begann es dort am Freitag auch noch zu schneien.

Die Entscheidung zur sofortigen Sperrung sei unumgänglich gewesen, sagt Sauerwein-Braksiek. Es werde mindestens bis Mittwoch dauern, ehe man sagen könne, wie stark die Brücke geschädigt sei. „Wir müssen alle fünf Träger untersuchen. Dazu muss vorab der Korrosionsschutz entfernt werden, ehe wir mit Laserscans feststellen können, ob es auch Risse an der Stahlkonstruktion gibt“, sagt Prüfingenieur Winfried Neumann.

Prüfungen sind frühestens am Mittwoch abgeschlossen

Man werde einen Krisenstab einrichten und über die Verkehrszentrale Deutschland versuchen, großräumige Umleitungen über die A 44 Richtung Kassel und die A 7 auszuschildern, kündigt Sauerwein-Braksiek an. Den Kölner Autobahnring dürfte das aber nur bedingt entlasten.

Das Bauwerk Rahmede hat im Grunde die gleichen Probleme will alle Brücken der 1960er Jahre. Es gibt nur einen Überbau, die hohen Belastungen führen immer häufiger zu irreparablen Schäden.

Das zeigte sich in der Vergangenheit nicht nur an der Leverkusener Rheinbrücke, sondern auch an der Fleher Brücke in Düsseldorf und der Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg, die für Lkw entweder ganz gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar sind.

Probleme mit der Brücke gibt es schon seit 2014

Die Talbrücke Rahmede ist nur eine von 60 auf dem nordrhein-westfälischen Abschnitt der Sauerlandlinie, die in den kommenden Jahren neu gebaut werden müssen. Sie hatte bei der letzten Hauptprüfung im Jahr 2017 die Note 3,0 für den Gesamtzustand bekommen, die Tragsicherheit wurde sogar mit 1,0 bewertet.

Probleme habe es aber schon seit 2014 gegeben, so Sauerwein-Braksiek. Damals seien ein Tempolimit mit Lkw-Überholverboten eingeführt und die Fahrspuren eingeengt worden, um die Lasten besser zu verteilen. Man sei aber davon ausgegangen, dass die Brücke noch ein längere „Restnutzungsdauer“ habe und deshalb andere Brücken vorgezogen. „Aus heutiger Sicht war es falsch, bei den Neubauten auf der Sauerlandlinie die Prioritäten auf andere Brücken zu legen.“

Wie es mit dem Bauwerk Rahmede weitergeht, ist seit Donnerstag völlig offen. Nach der intensiven Prüfung sei alles denkbar. Von der Vollsperrung bis zur einspurigen Verkehrsführung pro Richtung und einem Fahrverbot für Lkw. „Der Neubau der Brücke würde im Normalfall einschließlich Planfeststellung acht bis zehn Jahre dauern“, sagt Sauerwein-Braksiek. „Das wäre ein nicht tragbarer Zustand. Da müssen andere Wege gefunden werden.“

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