Buchpremiere in Köln„Schräge Vögel“ von Günther Grass bis Armin Laschet

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Gisela Steinhauer und Jörg Thadeusz

Köln – „Nach anderthalb Jahren endlich wieder eine Lesung!“ Nicht nur Verleger Andreas Horn vom Frankfurter Westend-Verlag war erleichtert. Auch die etwa 150 Gäste, die in der wärmenden Abendsonne auf das Bootshaus „MS Rodenkirchen“ gekommen waren, freuten sich auf ein Stückchen Normalität. Und den besonderen Anlass.

Buchvorstellung auf der „MS Rodenkirchen“

Um der Vorstellung von Gisela Steinhauers Buch „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm – Von Menschen mit Mut zum Neuanfang“  beizuwohnen, hatten sie teils weite Anreisen auf sich genommen. Jörg Thadeusz, der durch den Abend führte, wollte Fähnchen schwenken lassen „wie beim Grand Prix“ für die Wiener, Berliner, Rostocker, Eupener und Amsterdamer, während sich die Autorin auf einer Papstaudienz wähnte. Gemeinsam lasen die beiden Radiomoderatoren aus dem stark autobiografisch gefärbten Buch und gaben die eine oder andere Anekdote zum besten.

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Rau­chen, Al­ko­hol trin­ken, über Po­li­tik dis­ku­tie­ren: Beim "Früh­schop­pen" mit Mo­de­ra­tor Wer­ner Höfer (M.) ging es zünf­ti­ger zu als beim heu­ti­gen Nach­fol­ger "Press­e­club".

So erfuhr man, dass der Buchtitel eine Idee von Franz-Josef Baldus war, „der erste Junge, der mich in der Tanzstunde aufgefordert hat“, wie Steinhauer lachend erzählte. „Später bin ich seine Trauzeugin geworden.“ Oder dass es für den Telefondienst bei Werner Höfers rauch- und alkoholgeschwängerten „Internationalen Frühschoppen“ für den viertelstündigen Telefondienst „sagenhafte 100 Mark“ gab – Studentin Steinhauer reiste dafür jedes Mal extra von Münster nach Köln.

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Trinkwasser aus der Gästetoilette beim Nobelpreisträger

Dass beim Belgischen Rundfunk in Eupen der Mischer auf dem Klo stand, dass Inge Meysel eine „garstige Alte war, die ich nicht interviewen wollte“,  Gastfreundschaft im Hause des Literaturnobelpreisträgers Günther Grass kein Thema war („Hier haben sie Gläser, Wasser gibt es auf der Toilette“), und dass sie sich wünscht, dass Armin Laschet Kanzler wird: „Das wäre todschick, den duze ich nämlich.“ Sie hatte einst für den damaligen Chefredakteur  der Aachener Kirchenzeitung gejobbt.

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Gisela Steinhauer weiß, wo ihre Stärke liegt: „Ich höre einfach gerne zu.“ Oder wie Kollegin Christine Westermann es auf dem Klappentext des Buches formuliert: „Wenn sie mit Menschen spricht, rückt man sofort näher ans Radio  heran. Ihre feine, kluge Art, zuzuhören und nachzufragen, hat mich stets sehr beeindruckt.“

Über das Buch

Die Journalistin Gisela Steinhauer (Jahrgang 1960) geht der Frage nach, was passiert, wenn das Leben neue Wege geht.  Ihre Antwort ist klar: Die originellsten Wege zeigen »schräge Vögel«, die ihre Flugrichtung ändern. In ihrem Buch treffen sie aufeinander. Vom U-Boot-Kommandanten, der zum Schamanen wurde, über eine Bembel-Töpferin, die in den Sinai zog und Touristen durch die Wüste führt, bis zu TV-Moderator Hape Kerkeling, den sie bei Kaffee und Streuselkuchen traf. Vom Bestatter, der unsere Art, zu trauern, revolutionierte, über Cornelia Funke, die mit Fantasie Groß und Klein den Weg ins Leben erleichtert, bis zum Balletttänzer, der Lebensmittel vom Acker rettet. All diese Menschen können begeistern – vielleicht auch zu einem eigenen Neuanfang.

Matjes und Frikadellen

Westermann war übrigens genauso unter den Gästen wie die frühere Intendantin Monika Piel mit ihrem Mann Roger Handt, Moderatorin Angela Maaß oder Sänger Purple Schulz. Bei Matjes, Frikadellen und kalten Getränken wurde es  ein langer Abend. Und eine Frage Steinhauers hallte noch eine Weile nach: „Warum soll ich Leute befragen, die sich nur für sich selbst interessieren?“ Ein Schelm, wer dabei an weichgespültes Quotenradio denkt.

„Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm – Von Menschen mit Mut zum Neuanfang“ von Gisela Steinhauer, Westend-Verlag, 18 Euro.

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