Büdchen am Kölner ZooWarum der rot-weiße Kiosk verschwinden soll

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Das Büdchen am Zoo

Köln – Dieses Büdchen kennen Generationen von Kölnern. Seit Jahrzehnten steht der rot-weiße Retro-Kiosk auf der Wiese vor dem Zoo. Doch seine Zukunft ist ungewiss, denn das Betreiber-Ehepaar will sich zur Ruhe setzen.

Margarita Kaenders war 24, als sie das Büdchen zusammen mit ihrem Mann Manfred übernahm. Heute ist sie 79 und ihr Mann 82 Jahre alt – und es fällt ihnen körperlich immer schwerer, jeden Tag in ihrem Büdchen zu stehen, es zu bestücken und die Kunden zu bedienen. „Wir lieben es, aber es wird einfach zu anstrengend.“

Budchen Betreiber

Margarita und Manfred Kaenders betreiben das Büdchen seit 55 Jahren. 

Deshalb möchten sie sich jetzt nach 55 Jahren zur Ruhe setzen und das Büdchen verkaufen. „Das Geld ist unsere Altersvorsorge.“ Sie hätten auch schon einen Interessenten. „Das Büdchen sollte erhalten werden, das ist doch ein Stück Köln. Viele Kunden sind schon als Kinder zu uns gekommen.“

55 Jahre haben sie Eis und Süßigkeiten verkauft. Früher waren auch noch Filme zum Fotografieren im Angebot. Draußen wehen bunte Riesen-Ballons in Einhorn- und Feuerwehrauto-Form. Mittags kommen Stammkunden zum Bockwurstessen. Zoobesucher holen sich Getränke und Kaffee. Ein lukrativer Standort, der immer funktioniert hat.

Lukrativer Platz vor dem Zoo

Das Büdchen gibt es seit 1943. „Mein Vater hatte einen Souvenirgroßhandel und hat auch immer diesen Kiosk beliefert. Ich habe das Büdchen schon immer geliebt, und schließlich haben wir es gekauft.“ Der Platz vor dem Zoo sah damals noch gänzlich anders aus. „Früher hat hier noch die Straßenbahn gedreht“, erinnert sich Manfred Kaenders.

Nun wollen sie schweren Herzens Abschied nehmen, doch sind in einem Gestrüpp von Rechtsfragen gefangen. Nach vielen Jahrzehnten mit Sondernutzungserlaubnis und uralten Verträgen herrscht Unklarheit darüber, ob das Büdchen hier überhaupt weiterbetrieben werden kann – oder gar abgerissen wird. „Heute kommt ein Schreiben von der Stadt, das wieder beruhigt, morgen dann eines, was uns in Panik versetzt“, sagt Margarita Kaenders.

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Es geht im Kern darum, ob das elf Quadratmeter große Grundstück, auf dem der Kiosk steht, öffentliches Gelände ist oder ein sogenanntes Fiskalgelände, das der Stadt gehört und auf dem sie mehr Rechte hat – auch die, die Sondernutzung durch einen Kiosk künftig zu verbieten. Diese Ansicht vertrat zuletzt die Stadtverwaltung. Dann könnte das Betreiberpaar nicht verkaufen und ginge gänzlich leer aus.

Sorgen wegen Plänen des Zoos

Sorgen bereiten ihnen auch die Pläne des Zoos, das Vorgelände zur Riehler Straße hin völlig neu zu gestalten. Zoo-Vorstand Christopher Landsberg ist auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ganz offen: „Das Büdchen entspricht in keinster Weise unseren Ansprüchen. Wir haben kein Interesse daran, dass es weiter betrieben wird.“

Das Ehepaar Kaenders hat bereits Anwälte eingeschaltet. Jurist Wolf Dietrich Herkner kommt nach dem Studium des Vertragswustes zu dem Schluss: „Ein Widerruf der Nutzungserlaubnis durch die Stadt dürfte im Falle einer erneuten – der mindestens vierten – Weitergabe des Kiosks ausgeschlossen sein.“ Gleichwohl sei das Ehepaar aber bereit, den „offensichtlichen Vorhaben von Stadt und Zoo entgegen zu kommen“. „Dies allerdings nur gegen eine angemessene Entschädigung für die Aufgabe ihres Eigentums.“ Dazu gebe es aber derzeit keine Angebote.

Bundesbüdchen-Anwalt eingeschaltet

Auch den deutschlandweit bekannten „Büdchen-Fachanwalt“ Peter Storsberg hat das Ehepaar Kaenders um Hilfe gebeten. Der Jurist aus Bonn hatte einst das „Bundesbüdchen“ im ehemaligen Regierungsviertel gerettet. Er ist seit November 2021 mit der Stadt in schriftlichem Kontakt. „Ich muss sagen, die Stadt zeigt sich sehr bockig.“ Auch Storsberg sieht die Betreiber nach Aktenlage im Recht. „Das Grundstück müsste, um den weiteren Kioskbetrieb zu verhindern, erst einmal durch Ratsbeschluss entwidmet werden, damit die Stadt darüber verfügen kann.“ Storsberg sagt, er habe bisher keine befriedigende Antwort von der Stadt bekommen.

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Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ blieb die Stadt im Allgemeinen: „Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann sich die Stadt Köln zu Details nicht äußern.“

Die Pläne des Zoos sind aber öffentlich. Im Internet heißt es: „Der Zoo erhält ein neues Gesicht, einen freundlichen, übersichtlichen Haupteingangsbereich, der sich über einen weiträumigen Platz zur Riehler Straße öffnet. Mit der Aktivierung der vorgelagerten Bestandswiese rückt der Zoo an die Zoobrücke heran und erlangt allein durch die räumliche Veränderung eine noch größere Präsenz im Bewusstsein der Menschen.“

Unterschriften für Büdchen gesammelt

Margarita und Manfred Kaenders haben inzwischen viele Unterschriften für den Erhalt des Büdchens gesammelt. Anwalt Storsberg hat der Stadt eine Frist gesetzt. Für die Rettung des Bundesbüdchens hat er 14 Jahre gebraucht. So viel Zeit haben die Betreiber nicht.

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