Bus mit App anfordernKVB möchte Sammeltaxi im Busformat für Köln testen

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Im Minibus zum Ziel: In Duisburg wird zur Zeit ein neues Nahverkehrsangebot getestet.

Im Minibus zum Ziel: In Duisburg wird zur Zeit ein neues Nahverkehrsangebot getestet.

Köln – Ein kleiner Bus, der wie ein Sammeltaxi funktioniert – ohne festen Fahrplan fährt er dahin, wo er per Smartphone-App angefordert wird. So könnte ein neues Angebot der KVB aussehen. Unternehmenschef Jürgen Fenske kündigte in der Ratssitzung am Dienstag an, die Einführung eines solchen „Bus on demand“-Angebots zu prüfen.

Man stehe in Kontakt mit den Kollegen der Duisburger Verkehrs-Gesellschaft (DVG), die seit Oktober mit einer Weltneuheit Erfahrungen sammelt. Dort heißt das Angebot „My Bus“. So genannte „nachfrageorientierte Kleinbusse“ fahren dort vorerst am Wochenende und zu Zeiten, wo wenig los ist, durch die Stadt. Eine Fahrt kostet 3,20 Euro, Abo-Kunden bekommen einen Rabatt.

Der Fahrer des kleinen Busses sammelt unterwegs immer wieder Fahrgäste auf, die ihn über eine App anfordern und sich das Fahrzeug teilen. Auch die Bezahlung wird digital abgewickelt. Die Idee solcher Sammeltaxis ist nicht neu; man kennt so etwas aus anderen Ländern.

Kleinbusse könnten 100 Auto ersetzen

Sie wurde allerdings nach Angaben der Duisburger noch nie in das Angebot eines Nahverkehrsunternehmens integriert. Die Entwickler der Smartphone-App sagen, dass drei solcher Kleinbusse rund 100 Autos auf den Straßen einer Stadt ersetzen können. Die KVB will Anfang nächsten Jahres das Ergebnis ihrer Prüfung vorstellen.

Die neue Idee fand auf Anregung der Ratsgruppe „Bunt“ Eingang in einen Antrag, mit dem der Stadtrat einen umfangreichen Ausbau des städtischen Busnetzes beschloss. Die KVB soll ihre verbesserte Ertragslage für den Ausbau ihres Angebots nutzen können. Dazu gehören engere Takte bei den Fahrzeiten und neue Linien.

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Weil der Bau neuer Straßenbahnlinien oder der Ausbau vorhandener Bahnverbindungen lange dauere, sollen als „Interim“ zusätzliche Busse fahren. Davon sollen Studenten auf dem Weg zur Universität profitieren. Die Linien 1, 4, 9 und 18 könnten so entlastet werden. Neubaugebiete oder die neue Gesamtschule in Vogelsang werden angebunden.

KVB fordert Vorrang

KVB-Chef Jürgen Fenske sagte zu, dass das Unternehmen und die Stadtverwaltung bis Ende des Jahres ein konkretes Maßnahmenpaket vorlegen. Er forderte den Rat auf, sich Regelungen nicht zu verschließen, die dem Bus im Stadtverkehr einen Vorrang sichern. „Zusätzliche Leistungen bringen nichts, wenn der Bus im Stau steht.“ Beschleunigung können Busspuren oder besondere Ampelschaltungen bringen. Dafür gab es am Dienstag im Stadtrat jedoch noch keine politische Mehrheit.

Strittig war auch die Finanzierung zusätzlicher Angebote: Die Ratsmehrheit von CDU, Grünen und FDP koppelte den finanziellen Spielraum der KVB an deren wirtschaftliche Entwicklung. Die KVB darf 90 Millionen Euro Minus machen, die dann im Stadtwerke-Konzern durch Gewinne anderer städtischer Unternehmen ausgeglichen werden.

Ist ihr Defizit kleiner, soll sie die Differenz bis zur 90-Millionen-Grenze in den Ausbau des Busnetzes stecken. Im vergangenen Jahr lag das Defizit bei 76 Millionen Euro, im Jahr davor bei 88 Millionen. Die beiden Zahlen zeigen, dass die Summe, die in Zukunft für neue Buslinien zur Verfügung stehen könnte, recht variabel ist.

Finanzierung unabhängig von Ertragslage der KVB

SPD und Linke forderten eine Finanzierung, die nicht von der Ertragslage der KVB abhängt: Erst müsste ermittelt werden, welche Maßnahmen nötig sind. Danach könne man entscheiden, wie und aus welchem Topf sie finanziert werden. Trotz der unterschiedlichen Vorstellungen über die Finanzierung der neuen Leistungen wurde der Antrag zum Ausbau des Busangebots einstimmig im Rat beschlossen.

CDU, Grüne und FDP hoffen darauf, dass zusätzliches Geld für das Busnetz aus einem „Mobilitätsfonds“ der Bundesregierung zur Verminderung der Luftschadstoffbelastung nach Köln fließen wird. KVB-Chef Fenske, der von einem Treffen der großen Nahverkehrsunternehmen in Hamburg berichtete, dämpfte die Erwartungen. „Wir hören aus Berlin, dass zusätzliche Busleistungen nicht gefördert werden sollen.“ Hier sei mehr politisches Engagement nötig. Weil die neuen Fahrzeuge mit Euro-6-Norm sehr umweltfreundlich seien, gelinge so auch schnell ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz und zur Luftreinhaltung.

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