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Unstimmigkeiten zwischen Stadt und InvestorBekommt Köln doch kein „Grünes Hochhaus“?

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Das innovative Gebäude soll Kleingärten auf öffentlich zugänglich terrassierten Dächern haben. 

Köln-Chorweiler – Der Entwurf hatte auch über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt: Im Herbst 2020 hatte der Essener Immobilien-Investor FC Real Estate gemeinsam mit der Kölner Architekten und Planer Gemeinschaft (APG)Pläne für einen innovativen Hochhauskomplex vorgestellt, den sie auf dem Areal der Postfiliale in der Lyoner Passage im Chorweiler Zentrum errichten wollten. 14 terrassenartig angeordnete Stockwerke in Form einer geschwungenen Treppe, jedes mit Dachgärten ausgestattet, durch die sich für das Projekt schnell der Begriff „Grünes Hochhaus“ eingebürgert hatte.

Die Begrünung soll nicht nur der Zierde dienen, stattdessen sollen dort Kleingärten zum Gemüseanbau angesiedelt werden, die nicht nur den Bewohnern, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Neben dem Gebäudekern aus Stahlbeton soll beim Bau vor allem Holz zum Einsatz kommen.

Planung für „grünes Hochhaus“ in Köln-Chorweiler stockt

Für die Nutzung des Gebäudes stellen sich die Vorhabenträger einen breiten Mix aus Wohnungen, Büros, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten sowie sozialen Einrichtungen wie Altenpflege, Kinderbetreuung und Arztpraxen vor. Ursprünglich sah der Plan vor, den Abriss der Postfiliale im Frühjahr 2021 abzuschließen, dann den Bauantrag zu stellen und Anfang 2022 mit dem Bau zu beginnen, um Ende 2023 die Einweihung zu feiern.

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Doch seit einiger Zeit stockt die Planung, denn Vorhabenträger und Stadt sind sich uneins darüber, welche Verfahrensschritte nötig sind, um den Bau zu realisieren. So pocht die Stadt etwa auf ein reguläres Bebauungsplanverfahren: Zurzeit sieht der B-Plan für das Areal die Nutzung „Gemeinbedarf Post“ vor, eine Befreiung von dieser Festsetzung sei aus planungsrechtlicher Sicht nicht möglich, so das Stadtplanungsamt in einer Stellungnahme. Für eine bestmöglich abgestimmte Gesamtplanung sei es notwendig, Belange wie verkehrliche Erschließung, Beschattung und andere Umweltfaktoren einzubeziehen.

Da in dieses Verfahren die zuständigen Fachämter, Träger öffentlicher Belange und die Öffentlichkeit einzubeziehen sind, nehmen B-Planverfahren nicht selten zwei bis drei Jahre in Anspruch. Für das Projekt müsse weiterhin ein Qualifizierungsverfahren durchgeführt werden, das etwa einen städtebaulichen Wettbewerb beinhalte, so die Stadt.

Stadt Köln will mehr geförderte Wohnungen

Aufseiten der Vorhabenträger stört man sich vor allem an den Vorgaben des kooperativen Baulandmodells, das nach Auffassung der Stadt für das Projekt greift. Dieses sieht vor, dass 30 Prozent des geplanten Wohnraums im geförderten Wohnungsbaus erfolgen müssen. „Warum ausgerechnet unser Projekt davon betroffen sein soll, ist aus unserer Sicht nicht ganz einzusehen, denn eigentlich haben wir gar nicht so viel Wohnungsbau vorgesehen“, sagt der Architekt Bernd Krömmelbein (APG), von dem der Entwurf für das „Grüne Hochhaus“ stammt.

Aus seiner Sicht liegt der eigentliche Akzent des Projekts darauf, dringend benötigte Einrichtungen die der medizinischen Versorgung und Kindergärten bereitzustellen. So sei man zurzeit im Gespräch mit potenziellen Nutzern, auf einer 100 Quadratmeter großen Ebene ein medizinisches Versorgungszentrum anzusiedeln. „Das sind Dinge, die in Chorweiler fehlen und diese Defizite sind auch dadurch entstanden, dass man dort nur Wohnbebauung angesiedelt hat und nichts anderes.“ Ohnehin läge der Anteil des geförderten Wohnungsbaus in Chorweiler bei 90 Prozent, ein Wert, der im Grunde viel zu hoch sei. „In der Stadtplanung gilt eigentlich, zwei Drittel sind das Maximum“, meint Krömmelbein. Auch gelte für geförderte Wohnungsbauten eine maximale Höhe von sieben Stockwerken, „bei uns sind aber erst ab dem achten Stockwerk Wohnungen vorgesehen.“

Krömmelbein: „Wir lassen uns nicht irritieren“

Von dem Standort abbringen lassen will sich Krömmelbein durch die Bedingungen der Stadt aber nicht. „Wir lassen uns nicht irritieren, im Gegenteil. Wir sind fester als je zuvor entschlossen, dieses Projekt in Chorweiler zu realisieren“, sagt er. Zwar versuche man, bei den zuständigen Stellen weiter für das Projekt zu werben, zurzeit jedoch halte man aufgrund der Landtagswahlen die Füße still. „Mit so einem Projekt wird man im Wahlkampf schnell Objekt der Begierde und wir wollen uns nicht in das Parteiengezänk hinein ziehen lassen“, sagt Krömmelbein.

Zurzeit konzentrieren er und seine Mitarbeiter sich daher darauf, die weiteren Schritte mit dem Bauherrn abzustimmen und weitere Planungsarbeiten durchzuführen. „Damit wird uns nicht langweilig, das ist ein hochkomplexes Bauvorhaben“, so Krömmelbein. Nach den Wahlen wolle man dann wieder loslegen und die Trommel für das „grüne Hochhaus“ schlagen.

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