Art-Markt in Köln-ChorweilerKünstler präsentieren ihre Werke

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,Gemälde von David Binder (l.) und Regina Matzerath (Mitte) waren in der Ausstellung zu sehen. Peter Mück bot dem Publikum an seinem Stand die Gelegenheit, ihm beim Zeichnen über die Schulter zu schauen.

,Gemälde von David Binder (l.) und Regina Matzerath (Mitte) waren in der Ausstellung zu sehen. Peter Mück bot dem Publikum an seinem Stand die Gelegenheit, ihm beim Zeichnen über die Schulter zu schauen.

Chorweiler – Ein Künstler setzt stets den ersten Eindruck, wenn man beim Besuch des Kunstmarktes „Chorweiler Art“ den großen Saal im Bürgerzentrum am Pariser Platz betritt. In diesem Jahr waren das zwei farbexplosive Gemälde von Gertrude Müller-Mörs an ihrem Stand gleich am Eingang. „Ich habe eine neue Technik ausprobiert“, erklärte die in Esch lebende Malerin den Besuchern. „Wie immer“, meinten die regelmäßigen Gäste der inzwischen elften Ausgabe des Kunstmarktes dazu. Denn die Unermüdlichkeit der experimentierfreudigen Künstlerin ist Kennern der Szene im Kölner Norden wohl bekannt.

Seit der Gründung des Marktes ist sie in jedem Jahr dabei gewesen. Ebenso wie sie zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerkes Chorweiler Art gehört, das die unter Kunstliebhabern geschätzte Veranstaltung nicht nur initiierte, sondern auch Jahr für Jahr mit viel Engagement organisiert. Da die Zahl der Mitglieder aufgrund von Wegzug, Krankheiten und Sterbefällen in den vergangenen Jahren um einige geschrumpft ist, wurden dieses Mal zahlreiche Gastkünstler zur Teilnahme am Markt eingeladen.

Und das sorgte nicht nur für frischen Wind, sondern zwischen Besuchern und Künstlern sowie Künstlern und Kollegen auch für eine Beflügelung der Kommunikation, die bei dieser intimen Veranstaltung ohnehin seit jeher groß geschrieben wird.

Margarete Becker, die im Severinsviertel wohnt, war zum ersten Mal dabei und präsentierte mit feinsten Strichen gezeichnete Porträts von Menschen und Tieren. Die Betrachter ihrer Arbeiten staunten, dass die Zeichnerin selbst die Spiegelungen in den Augen detailgenau darzustellen vermag. Becker selbst war begeistert von der Atmosphäre des Marktes. „Viele Besucher kamen, man lernt neue Menschen kennen, und das ist schön. Und Bilder verkauft habe ich auch. Ich freue mich immer, wenn anderen Menschen gefällt, was ich mache“, lautete ihr Fazit. Und sie ergänzte: „Ich gebe meine Bilder gerne weg.“

Eine Meisterin des feinen Striches ist auch Regina Matzerath, eine gelernte Bauzeichnerin. Selbst ein wenig unsicher, ob sie ihre fantastischen surrealen und fotorealistischen Kompositionen überhaupt öffentlich zeigen solle, machten die Besucher ihren Stand sehr schnell als einen der Höhepunkte des Marktes aus.

Tatsächlich wurde an den 21 Ständen eine erstaunliche Vielfalt geboten. Anna Werheid etwa, bekannt als Spezialistin in der Blumendarstellung, stellte sich in diesem Jahr mit einer blauen Berglandschaft vor. Manfred Schüler verblüffte einmal mehr mit der malerischen Demonstration, wie sich satte Farbflecken in fantastische Menschen- und Tiergestalten verwandeln lassen. Wie sich Farben bewegen, überlagern und in Übergänge bringen lassen, veranschaulichte Detlef Trucks in vielen Variationen. Mit einer Wand aus bezaubernden Kinderzeichnungen wies Claudia Wolf-Dürr neben eigenen experimentellen Malereien zugleich auf das regelmäßige kunstpädagogische Kursangebot hin, das sie für Kinder anbietet.

Als sozial engagierter Künstler mit Bildern zu Obdachlosigkeit und zeitgenössischer Medienkultur präsentierte sich Peter Mück mit der von ihm entwickelten Scratch- Art. „Ich liebe die direkte Berührung mit den Betrachtern meiner Bilder“, sagte Mück. Darüber hinaus bot er dem Publikum die Gelegenheit, ihm beim Zeichnen über die Schulter zu schauen.

Viel Freude hatten die Besucher auch am Stand von David Binder, wo sie das eindringliche Gemälde einer alten Frau wiedererkennen konnten, das Binder seit Jahren rituell zum Kunstmarkt aufhängt. „Ich habe den Preis extra höher gesetzt, so dass ich es auf keinen Fall verkauft bekomme“, meinte er schmunzelnd.

So lieb den Künstlern Verkäufe sind, so wenig stehen die bei dieser Veranstaltung im Vordergrund. Alle Anwesenden lobten die ungezwungene, entspannte Atmosphäre der Chorweiler Art. Dass es den Künstlern im Kölner Norden gelungen ist, eine solche Veranstaltung zu etablieren zeigt, dass das künstlerische Gefälle zwischen Stadtzentrum und Stadtrand in den letzten Jahren nahezu verschwunden ist. Kunst blüht überall in Köln. Einzig der Nachwuchs macht den Künstlern vom Netzwerk Chorweiler Art ein wenig Sorgen. Und deshalb ist der Markt stark mit der Hoffnung verbunden, dass in den kommenden Wochen einige neue Mitglieder das Netzwerk bereichern.

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