Haus für SchwererziehbareStadt bittet Nachbarn in Köln-Roggendorf um Geduld

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Das Haus des Jugendprojekts für schwer erziehbare Jugendlichen (links) in einem Wohngebiet in Roggendorf.

Das Haus des Jugendprojekts für schwer erziehbare Jugendlichen (links) in einem Wohngebiet in Roggendorf.

Roggendorf – Die Stadtverwaltung hat Verständnis für die Sorgen und Proteste der Nachbarn eines städtischen Wohnprojekts in Roggendorf für sogenannte „Systemsprenger“ geäußert, aber auch um Geduld gebeten. In einer „schwierigen Startphase, in der es erstmal um einen tragfähigen Beziehungsaufbau geht“, könne es zu Problemen kommen.

Die Erfahrungen mit vergleichbaren Wohngruppen in anderen Stadtteilen zeigten jedoch, „dass sich die Störungen für die Nachbarschaft auf ein zumutbares Maß reduzieren lassen und ein friedliches Miteinander möglich ist“, hieß es in einer Stellungnahme der Jugendverwaltung Auf Fragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch.

Eine ähnliche Botschaft hatten städtische Mitarbeiter zu einer spontan einberufenen Aussprache im Wendehammer der verkehrsberuhigten Einfamilienhaussiedlung an der Quettingshofstraße den besorgten Anwohnern überbracht. „Wir haben fast zwei Stunden diskutiert, konnten unsere Ängste und Sorgen loswerden“, berichtete ein Teilnehmer im Anschluss. 30 Anwohner waren gekommen. „Wir verspüren jetzt leichten Optimismus. Die beiden Mitarbeiter haben versprochen, sich zu überlegen, wie man hier Abhilfe schaffen kann. Sie sagten, auch sie hätten – wie wir – keine Lust auf ein zweites Treffen.“

Alarmanlage angesprungen

In der Nacht zum Mittwoch wurde es dann allerdings wieder laut im Viertel. Zweimal sei die Alarmanlage in dem Haus angesprungen, in dem die Stadt vier besonders schwer erziehbare Jugendliche untergebracht hat, berichtet ein Nachbar. Wie so oft in den vergangenen Wochen hätten die jungen Bewohner rumgebrüllt und die Nachbarschaft um den Schlaf gebracht. Wie der „Stadt-Anzeiger“ berichtete, kommt es seit Juli immer wieder zu recht drastischen Belästigungen und Konfrontationen zwischen den alten und neuen Nachbarn.

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Die Wohngruppe in Roggendorf gehört zum Angebot der der Stadt, mit dem sie sich um Jugendliche aus völlig zerrütteten Verhältnissen kümmert. Seitdem es kein großes zentrales Kinderheim mehr gibt, werden die Jugendlichen im gesamten Stadtgebiet in verschiedenen Einrichtungen untergebracht, überwiegend in kleinen, dezentralen Wohngruppen. Träger sind Wohlfahrtsverbände, Jugendhilfe-Initiativen und die „Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln“, kurz Kids. Sie gehört zum städtischen Amt für Kinder, Jugend und Familie, das rund 40 Einrichtungen mit ungefähr 80 Wohngruppen betreut. Da man für rund 1.000 Kinder und Jugendliche solche Angebote brauche, müssten viele von ihnen „im näheren und weiteren Umland“ untergebracht werden. Das Ziel von Kids sei die Integration der Jugendlichen in einen gewachsenen Sozialraum. Das Haus in Roggendorf ist somit keine Ausnahme. Nach Angaben der Stadt gibt es ähnliche Wohngruppen in 14 verschiedenen Vierteln.

In Roggendorf wohnen Jungen im Alter von 13 bis 17 Jahren. Sie hätten in ihrem Leben bislang keine verlässlichen Beziehung und Gewalt- wie Missbrauchserfahrungen erlebt, so die Stadt. Sie verweigerten den Schulbesuch, seien aus dem Elternhaus ausgerissen oder von Jugendeinrichtungen entlassen worden. Ziel des Angebots sei „Versorgung und Schutz“, die Verbesserung der Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven sowie das Erlernen von Sozialkompetenz. Nach Angaben der Stadt ist das Betreuungspersonal in dem Haus aufgestockt worden, um insbesondere nächtliche Störungen zu vermeiden.

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