Köln-ChorweilerPolitiker fordern bessere medizinische Versorgung

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Das Heilig-Geist-Krankenhaus übernimmt wesentlich die Notfallversorgung für die Bezirke Nippes und Chorweiler.

Köln-Chorweiler – Zu Jahresbeginn öffnete die neue Notfallpraxis am Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich. Bis Anfang März versorgte die Anlaufstelle 1047 Notfälle. Das teilte Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) Kreisstelle Köln, den Chorweiler Bezirksvertretern auf ihrer jüngsten Sitzung mit. „Wir rechnen im ersten Quartal mit rund 2000 versorgten Notfällen“, sagte der Mediziner. Dies beinhalte den Dienst in der Praxis und den Fahrdienst, bei dem Ärzte Patienten aufsuchen.

Für 2020 prognostiziert Zastrow, dass die Anlaufstelle die gleiche Anzahl an Notfällen versorgen werde wie die mittlerweile geschlossene Einrichtung in Chorweiler. „Für eine neue Praxis ist das eine gute Zahl“, sagte der KV-Köln-Vorsitzende — zumal Longerich zunächst mit organisatorischen Problemen kämpfte. „Der Start war sehr holprig“, räumte er ein. „Die Notfallpraxis sollte am 1. Januar öffnen, das haben wir auch gemacht. Das war dann aber nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Anlaufstelle zunächst ohne eigenes Personal

Zum einen hätte die Ärztekammer erst Anfang Dezember ihre Entscheidung gefällt, dadurch habe sich vieles verzögert. Zum Zweiten hätte sich der Verein „Der Kölner Norden e.V.“, der die Notfallpraxis in Chorweiler organisierte, aufgelöst. Die Anlaufstelle startete zunächst ohne eigenes Personal. „Ich hätte mir weichere Übergänge gewünscht“, sagt Zastrow. „Die Startschwierigkeiten waren blöd aber wir kriegen es hin.“

In Longerich sollen Patienten aus den Bezirken Chorweiler und Nippes versorgt werden. 2019 und nach vielen Diskussionen schloss die Notfallpraxis Chorweiler an der Florenzer Straße ihre Türen, die Notfallpraxis am Nippeser St.-Vinzenz-Krankenhaus öffnet nur noch am Wochenende. Hintergrund ist eine umstrittene Umstrukturierung der Notfallpraxen in der ganzen Stadt. Für den Kölner Norden soll es anstatt drei nur noch einen Verein für Notdienste geben.

Vereinsgründung beschlossen

Ehrenfeld, Chorweiler und Nippes hätten sich darauf verständigt, einen neuen Verein zu gründen. Die Satzung sei entwickelt, die Gründungsveranstaltung soll am 18. März stattfinden. Eine Anwaltskanzlei organisiere nun die Strukturen.

Ein Großteil des alten Personals soll eingestellt werden. Zastrow wisse, dass Bezirksvertreter und Anwohner an dem alten Chorweiler Standort „immer noch sehr hängen“. Allerdings werde die Anlaufstelle am Heilig-Geist-Krankenhaus „professioneller sein, als das, was wir bisher hier hatten vor Ort“.

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Die Kommunalpolitiker forderten erneut eine bessere medizinische Versorgung im Bezirk. „Wir brauchen ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) hier im Kern von Chorweiler, das alle Menschen im Bezirk erreichen kann und das auch bitte gerne wieder mit Notdienst“, sagte Klaus Roth (Linke). „Die CDU-Ratsfraktion steht gerade mit verschiedenen Betreibern, Investoren und mit der KV im ständigen Kontakt und wir suchen gerade für Chorweiler einen geeigneten MVZ-Standort“, sagte Ratsmitglied Thomas Welter. SPD-Fraktionschef Inan Gökpinar wies darauf hin, dass Bürgervereine ein Gebäude am Athener Ring 5 vorgeschlagen hätten. „Was passiert dort?“, fragte er.

Laut CDU-Politiker Welter werden mehrere Standorte von der Verwaltung geprüft – unter anderem auch das am Athener Ring. Zastrow bestätigte, dass Vorschläge auf dem Tisch liegen. Wo das MVZ im Endeffekt entstehen soll, müssten aber Stadt und Kommunalpolitiker diskutieren. Deutliche Worte fand Zastrow auch zu den potenziellen Investoren. „Wir Ärzte möchten eigentlich keine Fremdinvestoren und vor allem keine kapitalgesteuerten Medizinunternehmen.“ Das sei auch eine klare Entscheidung der Ärztekammer. „Gesundheit eignet sich nicht dazu, Rendite zu erwirtschaften.“

Die Verlagerung der Notdienstpraxis von Chorweiler nach Longerich hat auch Auswirkungen auf die Verkehrs- und Parkplatzsituation am Heilig-Geist-Krankenhaus. Wie Fabian Fischer, kaufmännischer Direktor des Klinikums, in der Aktuellen Stunde der Bezirksvertretung Nippes Ende Januar erläutert hatte, kämen an typischen Wochenend-Tagen 45 bis 50 Patienten in die neue Notversorgung.

Parksituation am Heilig-Geist-Krankenhaus

Die Graseggerstraße, die direkt am Klinikum vorbeiführt, ist regelmäßig zugeparkt; laut Beobachtung von Anwohnern kommt es häufig zu Behinderungen und gefährlichen Situationen. In Kürze soll ein „Runder Tisch“ aus Anwohnern, Klinikvertretern, Politikern und Verwaltung einberufen werden, der Lösungen für das Verkehrschaos erörtern soll.

Im Gegensatz zu Chorweiler, wo die Notdienstpraxis zum Jahresende eingestellt wurde, wurde auf die komplette Stilllegung der Notdienstversorgung im Nippeser St.-Vinzenz-Hospital nach erheblichen Ärzte- und Patienten-Protesten verzichtet. Hier verblieb eine Versorgung am Wochenende: freitags von 13 bis 24 Uhr; samstags, sonntags, an Feiertagen sowie an Rosenmontag, Heiligabend und Silvester jeweils von 7 bis 24 Uhr. Unter der Woche müssen sich Nippeser Notdienst-Patienten an die Heilig-Geist-Klinik wenden.

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