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Kot und Federn im City-CenterHändler wollen ein Taubenhaus für Köln-Chorweiler

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Tauben (Symboldbild)

Köln-Chorweiler – In der Passage zwischen dem Eingangsbereich des City-Centers, dem Zugang zu den Stadtbahn- und S-Bahnsteigen der Station Chorweiler sowie der anschließenden Ladenzeile sind ihre Spuren unübersehbar: allgegenwärtiger Kot, umherfliegende Federn und verlassene Nistplätze weisen auf die Größe der Taubenpopulation hin, die das Zentrum von Chorweiler bevölkert. „Wir haben etwa 450 bis 500 Tauben gezählt, die permanent hier im Umkreis leben, denn Stadttauben sind sehr ortsgebunden“, sagt Jamie-Lynn Winkler-Jacobs, Mitglied beim Verein Pigeonrights e.V.

Vergrämungsmaßnahmen bleiben erfolglos

Die Vergrämungsmaßnahmen, die die Stadt einsetzt – die vor allem aus den aus dem Stadtbild bekannten Draht- und Metallspitzen auf allen ebenen Oberflächen bestehen – haben sichtlich wenig Effekt, außer dass viele Tiere sichtbare Verletzungen aufweisen. „Das liegt daran, dass sie sich lieber verletzen, als nicht zu brüten“, sagt Winkler-Jacobs. „Denn Stadttauben sind keine Wild-, sondern entlaufene Haustiere und haben den Brutzwang angezüchtet bekommen. Die Vergrämungsmaßnahmen lösen also das Problem nicht.“

Stattdessen nehme die Population stetig zu. „Inzwischen ist es so, dass die Tiere schon ins City-Center reinkommen“, berichtet Giuliana Tadiotti, die ein Eiscafé in dem Einkaufszentrum führt. Die beiden wollen das Problem langfristig angehen und die Taubenpopulation nachhaltig verkleinern. Daher setzen sie sich für die Einrichtung eines Taubenhauses im  Zentrum von Chorweiler ein.

Taubenhaus in der Kölner Innenstadt als Vorbild

Vorbild ist das Taubenhaus am Hansaring, das die Stadt Köln zur Erprobung installiert hat. Wie dieses, soll auch in Chorweiler ein Taubenhaus den Tieren einen sicheren Rückzugsraum mit geschützten Nistplätzen und artgerechtem Futter bieten. Ihre Eier jedoch sollen den Tiere regelmäßig weggenommen und durch Attrappen ersetzt werden.

So will man der Fortpflanzungsrate der Tauben Herr werden und die Population reduzieren. Einen Standort haben Tadiotti und Winkler-Jacobs auch bereits im Auge: Das Dach des City-Centers. „Das Dach wäre ideal, denn es ist nicht nur ohnehin schon ein Rückzugsort für die Tiere, dort wäre das Haus auch vor Vandalismus geschützt“, ist Tadiotti überzeugt.

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Dennoch gehen die beiden nicht davon aus, die Taubenpopulation allein mit einem Taubenschlag unter Kontrolle bringen zu können. „Viele brüten auch an den Vorsprüngen der umliegenden Hochhäuser, das sind für sie bereits ideale Nistplätze. Von dort werden wir sie nicht weglocken können.“

Darum wollen sie zweigleisig fahren und erstmals in Deutschland das Taubenverhütungsmittel Ovistop zum Einsatz bringen, das bislang vor allem in südeuropäischen Städten verwendet wird. „Das Medikament wird mit Mais vermischt, der für Tauben ein hochwertiges Futtermittel ist“, erklärt Winkler-Jacobs. „Anschließend wird es den Tauben über einen Futtermittelspender verabreicht und sorgt dafür, dass die gelegten Eier unbefruchtet bleiben.“ Auf diese Weise wäre eine Minderung der Population um 70 bis 80 Prozent möglich, ist sie überzeugt. „Es gäbe eine kleine, aber gesunde Population und das Areal müsste weitaus seltener gründlich gereinigt werden, denn durch artgerechtes Futter wäre der Kot der Tier weit weniger aggressiv. Das würde auch die Kosten deutlich senken.“

Händler im City-Center haben Forderung unterschrieben

Die Händler des City-Centers weiß Tadiotti auf ihrer Seite: Insgesamt 67 haben ihre Forderung nach einem Taubenhaus unterschrieben. Mit dem Management des City-Centers haben die Taubenschützerinnen ebenfalls bereits Kontakt aufgenommen, dieses habe jedoch eher abwartend reagiert. „Man fragte dort nach der Verantwortung der Stadt, von dort haben wir bisher aber auch kaum eine Reaktion auf unser Anliegen erhalten“, bedauert Winkler-Jacobs.

Die tatsächlichen Kosten eines neuen Taubenhauses schätzen sie derweil noch ab, da dieses schließlich auch dauerhaft betreut werden muss – sie sind sich aber sicher, es deutlich günstiger realisieren zu können als das städtische Taubenhaus am Hansaring, da sie bereit sind viel Eigenleistung zu erbringen. „Wir haben viele starke Helfer zur Hand“, ist sich Tadiotti sicher. Für das Medikament zur Taubenverhütung wäre der finanzielle Aufwand laut Winkler-Jacobs durchaus überschaubar. „Für den ganzen Bereich Chorweiler müsste man dafür lediglich 3000 Euro im Jahr aufbringen“, schätzt sie.

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