Pflanzen-Offensive in ChorweilerZoll-Mitarbeiter legen Blumenwiese an

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Burkhard Grebe (l.), Tim Laußmann und Axel Meier haben sich für das neue Grün vor der Generalzolldirektion eingesetzt.

Burkhard Grebe (l.), Tim Laußmann und Axel Meier haben sich für das neue Grün vor der Generalzolldirektion eingesetzt.

Chorweiler – Da geht mehr! Man müsste eigentlich nur... Wie oft geht einem dieser Gedanke durch den Kopf angesichts von langweiligem Stadtgrün. Mit wenig Aufwand, dachten auch Burkhard Grebe und Tim Laußmann, ließe sich etwas machen aus dem dürftigen Behördengrün vor dem Bau der Generalzolldirektion in Chorweiler. Eigentlich sollte als Ausgleichsmaßnahme für den Bau bereits vor 25 Jahren ein Teich vor dem Haus angelegt werden. Zu dieser ökologischen Aufwertung der Bundesliegenschaft kam es jedoch aus finanziellen Gründen nie. Es blieb bei 2500 Quadratmetern Zierrasen, über den alle sechs Wochen der Aufsitzmäher fräste.

Europäische Union fördert die Umwelt

Aber dann kam die Emas, die europäische Umweltbetriebsprüfung (Eco-Management and Audit Scheme), ein EU-Instrument für Unternehmen, ihre Umweltleistung nachhaltig zu verbessern. Auch die Bonner Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) war aufgerufen, ihre zivilen Bundesliegenschaften umweltbewusst zu führen. Und da die Generalzolldirektion eine Bundesliegenschaft ist, musste auch dort ein Beauftragter für das Umweltmanagement berufen werden.

„Ganz freiwillig war das nicht“, räumt Burkhard Grebe lächelnd ein, „ich wurde höflich gedrängt.“ Und das war ein Glücksfall. Denn der Chemiker ist gleichzeitig passionierter Libellenfreund, der sich mit Tim Laußmann, einem Schmetterlingskenner; zusammentat. Und beide fanden: Hier geht mehr. „Es hat Zeit und Geduld gebraucht, die Direktion davon zu überzeugen, aus dem Rasen eine Wiese werden zu lassen, die nur noch einmal im Jahr unter den Balkenmäher kommt.“ Die Wiese wurde also sich selbst überlassen, nicht gedüngt, nur einmal im Jahr gemäht, obwohl Besucher und einige Kollegen dahinter zu Beginn nicht Pflege, sondern Verwahrlosung vermuteten. Aber Axel Meier, Leiter des wissenschaftlichen Referats, gab Rückendeckung.

Auch Schmetterlinge wie das Große Ochsenauge bevölkern inzwischen die Wiese in Chorweiler.

Auch Schmetterlinge wie das Große Ochsenauge bevölkern inzwischen die Wiese in Chorweiler.

Jetzt, im fünften Frühling, bleibt der ein oder andere stehen und fragt, was das denn für hübsche pinkfarbene Blümchen seien, und Grebe kann stolz antworten: Heidenelken, die stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Blumen, vor der Generalzolldirektion aber gibt es sie wieder. „Man muss die Wiese nur lang genug ausmagern“, erklärt Laußmann, „dann kehren die Arten von alleine zurück“: die Magerwiesen-Margarite, das Gefleckte Johanniskraut, das Echte Labkraut, die Wiesen-Flockenblume, das Jakobs-Kreuzkraut. Manchmal liegt ein Rotfuchs im Gras.

Dienstfahrrad und Hybrid-Dienstwagen

Mit den Blütenpflanzen kehrten nun auch Schmetterlinge und Wildbienen zurück: das Große Ochsenauge, der Jakobskreuzkrautbär und der Hauhechel-Bläuling. „Die Bienen habe ich noch nicht bestimmen können“, sagt Burkhard Grebe, „aber es gibt ja auch 560 Arten in Deutschland und viele sind nur unter dem Mikroskop bestimmbar.“

Inzwischen haben viele verstanden, dass die wildwuchernde Wiese zwischen Parkbuchten, Hecke und Gebäude eine ökologische Rettungsnische für Pflanzen und Insekten in Zeiten des Artensterbens ist.

Auch sonst ist die Zolldienststelle aktiv: Seit einem Jahr gibt es ein Dienstfahrrad und ein Hybrid-Dienstfahrzeug. Im Labor wurde der Verbrauch an Lösungsmitteln reduziert. Eigentlich fehlen nur noch die Sonnenkollektoren auf dem Dach der Bundesimmobilie. „Tja“, sagt Laußmann, „daran arbeiten wir noch“. Und schaut nachdenklich aufs Dach. Vielleicht denkt er: Hier geht mehr.

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