Protest in Chorweiler und NippesAus für Notdienstpraxen schlägt hohe Wellen

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Am Longericher Krankenhaus soll eine Notdienstpraxis entstehen, die die Bezirke Chorweiler und Nippes versorgt.

Am Longericher Krankenhaus soll eine Notdienstpraxis entstehen, die die Bezirke Chorweiler und Nippes versorgt.

Nippes/ Longerich – Die vor einigen Tagen bekannt gewordenen Schließungspläne für die kassenärztliche Nippeser Notdienstpraxis am St.-Vinzenz-Hospital – und die geplante Neueröffnung am Longericher Heilig-Geist-Krankenhaus – schlagen hohe Wellen. Eine von sieben niedergelassenen Ärzten gestartete Petition für den Erhalt des Nippeser Notdienstpraxis an St. Vinzenz hatte sehr viele Unterstützer gewonnen. Die Mediziner aus Nippes, dem Agnesveedel, Riehl, Weidenpesch, Mauenheim und Bilderstöckchen verweisen in ihrer Eingabe an die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) und den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auf die gute Verkehrsanbindung der Nippeser Notdienstpraxis, die Zukunftsperspektive durch den an St. Vinzenz geplanten Neubau sowie die Lage in einem städtischen Ballungsgebiet.

„Die Zusammenarbeit der Notdienstpraxis mit dem St.-Vinzenz-Hospital blickt auf 18 Jahre zurück und hat eine Arbeitsbasis geschaffen, die erhalten bleiben sollte. Ab 2024 wird die Notdienstpraxis in die neu gebaute Zentralaufnahme integriert, wodurch die Zusammenarbeit noch intensiver wird“, heißt es in der Petition. Dank des guten S-Bahn-Anschlusses sei man zudem mit dem Zug bereits ab Blumenberg schneller in Nippes als in Longerich. Zugleich wird sich auch die Bezirksvertretung Nippes auf ihrer Sitzung am heutigen Donnerstag (ab 17 Uhr im Bezirksrathaus Nippes) mit der Angelegenheit befassen: Auf Antrag des Bezirksbürgermeisters Bernd Schößler (SPD) gibt es eine Aktuelle Stunde.

Abbruch und Neubau

Der Hintergrund: Die Kreisstelle Köln der KVNO plant, neben der Notdienstpraxis an der Florenzer Straße 84 in Chorweiler auch jene am Nippeser Klinikum zu schließen. Für Nippes und Chorweiler zentral zuständig sein soll dann eine noch zu eröffnende Notfallpraxis am Heilig-Geist-Krankenhaus an der Graseggerstraße 105 in Longerich. „Wir halten einen gemeinsamen Standort am Heilig-Geist-Krankenhaus für sinnvoller“, so der Kreisstellen-Vorsitzende Jürgen Zastrow, der auch Hals-Nasen-Ohrenarzt und ehemaliger Nippeser Bezirksvertreter ist. Mit einen Ausschlag hierfür gegeben habe der anstehende Abbruch und Neubau der Notfallambulanz-Räume an St. Vinzenz, wo die Notdienstpraxis derzeit untergebracht ist.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Bis 2024 soll dort ein Neubau entstehen; die Notdienst-Räume hätten während der Abbruch- und Neubauzeit ein Interimsquartier ihm früheren Schwesternwohnheim an der Weseler Straße bekommen, vom Krankenhaus aus um die Ecke gelegen. Doch den getrennten Standort halten die Kassenärzte nicht für sinnvoll. „Mit der neuen, gemeinsamen Notdienstpraxis an Heilig Geist in Longerich rücken wir die Notdienstversorgung zugleich stärker nach Norden, in Richtung der tatsächlichen Inanspruchnahme; dort ist der Bedarf größer.“ Denn in Chorweiler gebe es viel weniger niedergelassene Ärzte als im Bezirk Nippes; von dort komme man auch schnell nach Longerich.

Im Übrigen habe, so Zastrow, das neue Modell weitere Vorteile: So werde bei Qualifizierung und Organisation des Notdienstes die Qualität verbessert; es würden in Empfang und Betreuung – anders als bei von Vereinen betriebenen Notdienstpraxen – nur medizinische Fachangestellte eingesetzt. Er verweist darauf, dass Köln auch nach den laufenden Umstrukturierungen in der Notfallversorgung über ein im Bundesvergleich mit anderen Großstädten sehr dichtes Netz verfüge. Nach einer Schließung von Nippes und Chorweiler zugunsten des Heilig-Geist-Krankenhauses, sowie auch der Mülheimer Notdienstpraxis, verblieben sechs allgemeinärztliche Notdienstpraxen.

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Die Cellitinnen-Stiftung zur heiligen Maria, die sowohl Trägerin des St.-Vinzenz-Hospitals als auch des Heilig-Geist-Krankenhauses ist, zeigte sich wegen der ärztlichen Ankündigungen überrascht. „Der Aus- und Rückzug der Notdienstpraxis war eigentlich mit der KV abgestimmt“, erläuterte Christoph Leiden, Sprecher der Cellitinnen. Der mit rund 50 Millionen Euro Investitionskosten geplante Neubau sei jedoch von den Plänen nicht berührt.

„Es gilt immer noch, das Bestmögliche für den Stadtbezirk zu erreichen“, sagt unterdessen der Bezirksbürgermeister von Chorweiler, Reinhard Zöllner, zu den Plänen der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Lösung am Heilig-Geist-Krankenhaus sei „nicht das Verkehrteste“. Das Krankenhaus sei über die Straßenbahnlinie 15, die auch nach Chorweiler fährt, gut zu erreichen. Wenn eine Notfallpraxis im Stadtbezirk Chorweiler nicht möglich sei, sei Longerich „für Chorweiler die interessanteste Lösung“, so Zöllner.

Hier geht es zur Petition auf der Internet-Plattform "Campact".

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