Schloss ArffKölner Lustschloss steht zum Verkauf

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Schloss Arff konnte für Anlässe wie Hochzeitsfeiern oder Weihnachtsmärkte gemietet werden.

Schloss Arff konnte für Anlässe wie Hochzeitsfeiern oder Weihnachtsmärkte gemietet werden.

Roggendorf/Thenhoven – Seit Jahrhunderten liegt das pittoreske Schloss Arff am nördlichsten Zipfel Kölns, in Roggendorf/Thenhoven, an der Stadtgrenze zu Dormagen. Seit 1803 ist es im Besitz der Familie von Geyr-Schweppenburg. Doch nach dem Tod des Eigentümers Christoph Freiherr von Geyr und seiner Frau steht das Gemäuer aus dem 18. Jahrhundert nun zum Verkauf.

Was ein künftiger Schlossbesitzer dafür zahlen muss, darüber schweigen sich die Eigentümer aus. Als es vor vier Jahren schon einmal zu Verkauf stand, war ein Preis von 4,5 Millionen Euro im Gespräch. Ein Geschäft kam aber nicht zustande. Den Zuschlag könnte ein Verwandter der Familie erhalten: Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen, Besitzer von Schloss Dankern im Emsland. „Die Familie hat großes Interesse, das Schloss zu übernehmen“, bestätigt der Sprecher von Schloss Dankern Christian Ahuis.

Es gebe bereits Ideen und Ansätze, wie der rosa getünchte Prachtbau genutzt werden könnte. Details nannte Ahuis nicht, verriet aber soviel: „Sie wollen dort nicht wohnen.“ Was das genau bedeutet, kann nur vermutet werden. Fakt aber ist, dass die Familie im Entwickeln von Schlössern erfahren und durchaus kreativ ist. So wurde 1970 an Schloss Dankern ein Freizeitpark gebaut – unter anderem mit einem Spaßbad, 740 Ferienhäusern und Gastronomie, in denen sich rund eine Million Besucher pro Jahr amüsieren. „Ein Freizeitpark wird auf Schloss Arff aber nicht entstehen“, versichert Ahuis. Dafür sei das Areal zu klein. „Es wird kein buntes Disneyland.“

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Die Ritter von Arffe gaben dem Schloss seinen Namen. Sie errichteten den mittelalterlichen Vorgängerbau, der jedoch Ende des 16. Jahrhunderts in den Truchsessischen Kriegen, in denen sich kurkölnische und bayerische Truppen gegenüberstanden, zerstört wurde. Das heutige Schloss wurde zwischen 1750 und 1755 erbaut. Es wird dem französischen Hofarchitekten Michel Leveilly zugeschrieben, der unter anderem im Auftrag des Kölner Kurfürsten Clemens August als Bauleiter des Nordflügels von Schloss Augustusburg in Brühl arbeitete. 1803 ging das Schloss in den Besitz der Familie von Geyr-Schweppenburg über – und blieb es bis heute. Es ist ein so genanntes „Maison de Plaisance“, ein Lustschloss, und war also eine Art Wochenend-Haus der Aristokratie, in das sich der Adel zurückzog, um privaten Freuden nachzugehen.

In Köln gibt es noch zwei weitere Schlösser. Das Schloss Wahn, das in seiner heutigen Form Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Es ist seit 1947 an die Universität Köln vermietet, die dort die Theaterwissenschaftliche Sammlung untergebracht hat. An der Luxemburger Straße in Sülz steht das Weißhaus, ein Wasserschloss aus dem 17 Jahrhundert mit einem parkähnlichen Garten. Es befindet sich in Privatbesitz. (og)

Eine Hürde muss die Familie noch nehmen. Laut Ahuis besitzt die Stadt Köln für das ursprüngliche Lustschloss ein Vorkaufsrecht, habe sich bislang aber nicht zum weiteren Verlauf geäußert. Detlef Fritz vom Liegenschaftsamt bestätigt, dass es derzeit „rechtliche Prüfungen“ zum Schloss und dessen Zukunft gebe. Welche Prüfungen das sind, darüber möchte Fritz wegen des „laufenden Verwaltungsprozesses“ keine weiteren Auskünfte geben. Die Stadt könne es sich sogar leisten, das Gebäude selbst zu erwerben. Jedoch nur, wenn „eine sinnvolle öffentliche Nutzung möglich ist“, sagt Fritz. „Das Bauwerk hat eine kulturelle Bedeutung für Köln und die Region“, weiß er, räumt aber auch ein, dass das Gemäuer abseits liege und eine „kulturelle und bürgerschaftliche Nutzung eher schwierig“ sei.

Und da für das Anwesen derzeit kein Baurecht besteht, sind die Optionen ohnehin begrenzt. „Es muss erst ein neues Planrecht geschaffen werden, und darüber entscheidet der Rat“, sagt Anne Luise Müller vom Stadtplanungsamt. Dabei ist der Erhalt eines Schlosses keine preiswerte Angelegenheit, oft müssen sich Besitzer alternative Finanzierungen überlegen. So wurde der Freizeitpark auf Schloss Dankern gegründet, um die wirtschaftliche Grundlage für die Erhaltung des Baus zu sichern. Auf Schloss Arff wollte Christoph Freiherr von Geyr ein benachbartes Grundstück verkaufen, um mit dem Erlös das historische Gemäuer und die Nebengebäude zu erhalten und zu bewirtschaften. Auf dem Gelände sollten Wohnhäuser entstehen, es gab sogar einen gültigen Bebauungsplan. Dieser war auf drei Jahre befristet um sicherzustellen, dass das Projekt auch vorangetrieben wird. Doch die Zeit verstrich, die Verwaltung hob den Bebauungsplan wieder auf. Etwas anderes als Wohnhäuser kann sich Müller auf dem Areal ohnehin nicht vorstellen. „Wenn es doch wieder einen Antrag von einem neuen Eigentümer gibt, dann sollte er sich maximal an dem orientieren, was damals angedacht war“, sagt sie.

Seit Generationen lebte die Familie von Geyr in dem Prachtbau, der insgesamt 50 Zimmer und eine kleine Hauskapelle beherbergt. 1987 übernahm Christoph Freiherr von Geyr das Anwesen. Gemeinsam mit seinem Sohn Cornel trieb er die behutsame Restaurierung des Gebäudes voran. Dem Haupthaus vorgelagert liegen zwei schlichte Häuser, in denen früher Bedienstete lebten. Heute sind dort Mietwohnungen und Pferdeställe untergebracht. Die Familie vermietete das ehemalige Wasserschloss unter anderem für Hochzeitsfeiern und Film-Dreharbeiten, einmal im Jahr fand dort ein populärer Barock-Weihnachtsmarkt statt.

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