Unsauberes Wasser wird klarKölner erfindet Substanz, die Öl aus Flüssigkeiten filtert

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Wolfgang Zachert demonstriert seine Wunder-Substanz: Hier gießt er ein Wasser-Öl-Gemisch durch einen Topf, in dem das Mittel steckt.

Wolfgang Zachert demonstriert seine Wunder-Substanz: Hier gießt er ein Wasser-Öl-Gemisch durch einen Topf, in dem das Mittel steckt.

Lindweiler – „Das Thema fasziniert, fesselt mich ganz einfach", schildert Wolfgang Zachert seinen Antrieb, sich als Hobby-Tüftler zu betätigen. Er hofft, mit seiner Erfindung bald groß herauszukommen. Denn er hat eine Substanz entwickelt, mit der sich durch Öl verunreinigtes Wasser klären lässt.

Experiment in der Wohnung

Bei einem Besuch des „Kölner Stadt-Anzeiger" in seiner kleinen Wohnung demonstriert er die Technik: Er kippt den Inhalt eines Glasbehälters voller pechschwarzem, mit Motoröl verunreinigtem Wasser in einen Topf, in den er sein Substrat gegeben hat. Es bestehe aus natürlichem Material und sei zu 100 Prozent umweltverträglich, versichert er; die genaue Rezeptur bleibe aber Betriebsgeheimnis.

Langsam sickert das Wasser-Öl-Gemisch durch den Behälter - und unten, in einer Auffangschüssel, sammelt sich das bedeutend sauberere Wasser. Kurz entschlossen nimmt er einen Suppenlöffel aus der Küchenschublade und probiert etwas Flüssigkeit aus der Auffangschüssel, um im Selbstversuch zu zeigen, wie sauber das Wasser nun ist. Mit seiner Erfindung will er sich selbstständig machen und das Mittel in großem Stil produzieren lassen. „Im Dezember 2016 habe ich beim Patentanwalt angefragt und meine Erfindung eintragen lassen."

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Filtersubstanz gegen Umweltkatastrophen

Der 45-Jährige hatte in seiner Küche angefangen zu experimentieren – das Substrat testete er anfangs vorsichtshalber zunächst mit genießbarem Salat – statt mit Motoröl. „Schon vor acht Jahren, als sich der schwere Tankerunfall im Golf von Mexiko ereignete, dachte ich, dass es doch ein Mittel gegen die Ölpest geben müsste." Dabei arbeitet er gar nicht in der Branche, hat auch keine naturwissenschaftliche Ausbildung, er ist gelernter Maurer und Bauzeichner. "In Chemie hatte ich immer eine Vier", erinnert er sich.

Das Wissen habe er sich komplett selbst angeeignet, unter anderem durch hartnäckige Versuche. Sein Substrat solle verhindern, dass Öl ins Erdreich gelangt, indem es jenes bindet. Auch beim Kanal- und Tankstellenbau, in Pipelines sowie nach Tanker-Unfällen könne es eingesetzt werden - an Bord von sogenannten Scherschiffen, die Wasser ansaugen und gereinigt wieder auslassen. „Man kann es sogar unter Wasser gebrauchen.“

Was sich unglaublich anhört, sollen Laborberichte, die er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorlegt, untermauern. Sie dokumentieren den Ölgehalt des Wassers vor und nach der Filterung. „Das Material hat eine große Oberfläche und kann das 18-fache seines Volumens aufnehmen, es hält das Öl mindestens 222 Tage gebunden. Anschließend kann es zu Industriekohle weiterverarbeitet werden, aus der sich Strom und Wärme gewinnen lassen.“ Und das aufgefangene Öl lasse sich sogar herauspressen und wieder verwerten.

Neulich hat er auf der Wassersportmesse „Boot“ in Düsseldorf für sein Material geworben. Auch bei Feuerwehr-Übungen, so in Köln-Mülheim, testete er die Erfindung in der Praxis. Er produziere den Stoff bereits in kleinen Mengen. Für einen großflächigen Einsatz suche er Investoren und führe Gespräche.

Sachsen entdeckten ähnliches Mittel per Zufall

Ein Konkurrenzprodukt, das ein ähnliches Ziel verfolgt, aber aus einem anderen Material besteht, ist die sogenannte „Zauberwatte", die ein sächsisches Unternehmen per Zufall, als Resultat einer Produktions-Panne, entwickelt hatte: Wie die dortigen Entwickler erläuterten, seien bei der Produktion von Wachs als Zutat für Farben die Maschinen über Nacht mit falschen Einstellungen gelaufen; am nächsten Morgen entdeckte das Team rund zehn Tonnen einer fasrigen weißen Substanz.

Bei genauer Betrachtung der vermeintlich unbrauchbaren Masse entdeckten die Chemiker, dass sie Öl aufsaugt und Wasser abweist. 2017 wurden die Forscher vom Europäischen Patentamt mit dem europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet. Das Produkt wurde schon bei Ölkatastrophen eingesetzt. "Durch den Wiederverwende-Effekt des Öls ist aber meines letztlich günstiger", behauptet Zachert. Außerdem sei sein Verfahren gründlicher, wobei er ebenfalls auf den Laborbericht verweist.

Seine Forschungen will der Erfinder weiter betreiben: Perspektivisch will er sich dem Thema Nitrate widmen.

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