Wirbel um WeinflascheKölner fühlen sich durch Stalin-Konterfei provoziert

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Chorweiler – Auf den ersten Blick fällt die Flasche in dem großen Regal voller Wein nicht auf. Bei genauerem Hinsehen jedoch sticht das nostalgisch anmutende Konterfei Josef Stalins hervor: Mit seinem markanten Gesicht wird eine opulent gestaltete Rotweinflasche aus Georgien beworben, wahlweise in den Farben Rot oder Türkis. Auf der Rückseite prangt eine Fahne mit Hammer und Sichel sowie dem Schriftzug USSR.

12,99 Euro kostet eine Flasche, Ex-Sowjet-Chef Stalin schmeckt laut Etikett „lieblich“. Seit rund zwei Monaten bietet der Supermarkt Ledo in Chorweiler-Nord den Stalin-Wein zum Verkauf an – erneut, wie Alexander Litzenberger sagt. Der Russlanddeutsche hat einen Proteststand vor der Filiale aufgebaut und verteilt Flyer. „Der Wein muss aus den Regalen raus“, fordert er.

Stalin-Weinflasche: Proteste schon vor zwei Jahren

Bereits vor zwei Jahren verkaufte Ledo Stalin-Wein, damals für 5,99 Euro und von einem anderen Hersteller. Litzenberger und weitere Russlanddeutsche protestierten, laut Litzenberger nahm die Filiale das alkoholische Getränk aus dem Sortiment. „Im Dezember habe ich einen Tipp bekommen, dass es einen ähnlichen Wein zu kaufen gebe“, erklärt der 52-Jährige.“ Im Januar besuchte er das Geschäft und entdeckte die Flaschen. „Mit Stalin verbindet man zwei Seiten“, sagt Litzenberger.

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Alexander Litzenberger (l.) und Unterstützer demonstrierten vor dem Ledo-Laden.  

Den Sieger, der es mit den Nazis aufgenommen hat, aber auch den Tyrannen – Litzenbergers Familie etwa gehörte unter Stalin zu denjenigen Gruppen, die deportiert wurden. „Unter seiner Herrschaft gab es Wellen der Repression und Millionen von Toten.“ In seiner Regierungszeit errichtete Stalin eine totalitäre Diktatur, ließ Gegner verhaften, zu Zwangsarbeit verurteilen, hinrichten und deportieren. Stalin dürfe in einer liberalen Demokratie nicht zu Werbezwecken genutzt werden, sagt Litzenberger.

Köln: Die Stalin-Weinflasche verkauft sich gut

Die Filialleiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung gedruckt lesen will, möchte sich dazu nicht äußern. Nur soviel: „Der Wein wird gerne gekauft“. Die erste Protestaktion habe viele Kunden damals auf den Rebensaft erst aufmerksam gemacht – Anfragen und Bestellungen folgten. Litzenberger stört sich nicht an dieser unbeabsichtigten Werbe-Wirkung.

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„Das darf keine inner-russische Geschichte in Chorweiler bleiben. Das geht uns alle an. Ich möchte, dass die Menschen sensibilisiert werden und erfahren, was alles mit Stalin vermarktet wird.“ Es gebe weitere Geschäfte, die den Wein verkaufen; auch online, beispielsweise bei Amazon, sei der Wein erhältlich. „Wir werden weiter protestieren“, sagt Litzenberger.

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