Christoph Maria Herbst„Köln macht nicht so ein Geschiss um sich“

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Schauspieler Christoph Maria Herbst.

  • Christoph Maria Herbst, 56, ist vor allem durch seine Rolle als „Stromberg“ bekannt geworden
  • Der Wahl-Kölner spielt aktuell in „Der Nachname“ an der Seite von Iris Berben und Florian David Fitz
  • Im Interview spricht er über seine Rolle, Köln und darüber, dass er an Karneval keine halben Sachen macht

Herr Herbst, vergangenen Sonntag war die Premiere von Ihrem neuen Film „Der Nachname“ im Kölner Cinedom. Wie war das? Überhaupt mal wieder Premieren jetzt erleben nach der langen Kinolosen Zeit ist ja schon ein Geschenk. Die sogenannte Weltpremiere war bereits auf dem internationalen Filmfestival in Zürich. Das war jetzt gestern die Deutschland Premiere und das in der gewählten Heimat Köln zu erleben ist natürlich das doppelte Geschenk.

Sind Sie denn noch sehr kritisch mit sich und haben etwas entdeckt auf der Leinwand, bei dem Sie sagen: Das hätte ich lieber anders gemacht?

Das klingt jetzt so unbescheiden, wenn ich sage: Ne, ehrlicherweise Nein. Man muss aber dazu sagen, dass man bei Sönke einfach in sehr, sehr guten Händen ist und er einem etwas, was ihm nicht gefällt, niemals durchgehen lassen würde. Als Schauspieler reflektierst du eigentlich auch schon beim Spielen und beim Proben die ganze Zeit was du da tust. Ich fand den Film sehr rund und verstecke mich auch nicht vor dem, was ich gespielt habe.

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Sie drehen häufig mit Sönke Wortmann. Er hat auch bei „Der Nachname“ Regie geführt.

Sönke hat eine ungeheure Erfahrung und die spielt er dann auch auf beste Weise aus. Er ist jemand, der sehr schonend umgeht mit den ‚Ressourcen‘ und ist keiner der 20, 25 Takes dreht. Er weiß, was er will, und hat sehr gute Art und Weise seine Schauspielerinnen und Schauspieler zu führen, um das, was er möchte, sehr schnell zu bekommen. Ich würde mal so sagen ‚Inspiration statt Transpiration‘. Er hat eine sehr kreative Art, die aber nie in Hektik ausartet. Das ist sehr angenehm.

Sie spielen oft etwas zynische Männer, zum Beispiel auch im letzten Film „Contra“. Eine Frage, die Sie vermutlich oft hören: Sind Sie im wahren Leben auch so oder warum liegt Ihnen diese Rolle?

Sagen wir so: Ich bin nicht mein eigenes Castingbüro. Ich bin auch nicht mein eigener Produzent und mein eigener Redakteur, mithin besetze ich mich nicht selbst. Wo das herkommt, weiß ich nicht. Das hat sicherlich mit Stromberg zu tun, dass mir damals über eine Dekade lang eine Figur gelungen ist, die man mir geglaubt hat. Das ist schon auch ein deutsches Phänomen, dass man Darsteller mit Darstellendem verwechselt. Leute glauben dann halt, ja, das kann er gut, dann ist er anscheinend auch so. Dann soll er das hier und da in ähnlicher Ausartung nochmal spielen. Lustigerweise sollte ich schon in „Der Vorname“ eigentlich die Figur von Florian David Fitz spielen, also den Thomas. Insofern war man sich da anscheinend nicht von Anfang an klar, dass ich den Professor spiele.

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Sie sind geborener Wuppertaler, aber Wahl-Kölner. Sie sagen, dass es etwas Besonderes ist, die Premiere in Köln zu haben. Was mögen Sie hier in dieser Stadt so besonders gern?

(überlegt lange) Jetzt wird im Text stehen ‚lange Pause‘ oder ‚überlegt lange‘ in Klammern (lacht). Naja, Köln ist – Hand aufs Herz – jetzt nicht die schönste Stadt Deutschlands. Aber sie strahlt von innen. Und das erlebe ich nicht bei vielen Städten. Köln ist schon ziemlich unverstellt und dadurch sehr authentisch, das mag ich. Ich mag, dass Köln nicht so ein Geschiss um sich macht.

Jetzt ist in drei Wochen der 11.11. Sind Sie Karnevalsfan?

Ja, aber in den Extremen: Entweder ganz oder gar nicht. Und aus Gründen in den letzten Jahren natürlich gar nicht. Wenn ich in der Zeit arbeite, dann auch gar nicht, weil ich wie jeder anständige Karnevalist selbstverständlich in der Zeit oder kurz danach krank werde und das kann ich mir dann einfach nicht erlauben. Also entweder mach ich richtig mit, dann Straßenkarneval - das war das letzte Mal vor fünf oder sechs Jahren. Oder halt gar nicht, weil ich es mir nicht erlauben kann. Dann bin ich meistens eh in einer anderen Stadt oder einem anderen Land und trinke mein Kölsch dort.

Und wie sieht es dieses Jahr aus?

Dieses Jahr werde ich's mir auch nicht leisten können, ehrlicherweise. Man muss aber sowieso erstmal beobachten, inwieweit Karneval überhaupt stattfinden kann.

Die Stadt Köln ist in jeglicher Hinsicht doch gerne mal ein bisschen chaotisch. Muss man das mit Humor nehmen - oder kann man Köln gar nur mit Humor ertragen?

Ja. Köln hat ja geradezu den Humor und die Gelassenheit erfunden. Das ist jetzt die Frage nach Henne und Ei – was war zuerst da? Ich kann diese Frage nicht beantworten. Aber helfen tut es auf jeden Fall.

„Der Nachname“ mit Christoph Maria Herbst, ab dem 20. Oktober im Kino.  

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