Clouth-GeländeWarner Brothers in Nippes

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  • "Moderne Stadt"-Geschäftsführer Johannes Röhrig sieht den Zenit der Bau-Aktivitäten auf dem altem Fabrik-Areal bereits überschritten - Die Vollendung des neuen Veedels ist für das Jahr 2021 angepeilt

Nippes – Knapp fünf Jahre nach Beginn der Abbrucharbeiten geht es bei Clouth inzwischen rasant voran. Vor zwei Jahren zogen in "Clouth Eins", den ersten Häusern auf dem alten Industrieareal zwischen Niehler Straße und Johannes-Giesberts-Park, die ersten Neubewohner ein; inzwischen sind viele weitere Bauprojekte fertig - darunter die Nachfolgeprojekte Clouth 2, 3 und 8+12, die Einfamilien-Reihenhäuser "Josefine", das Eigentums-Wohnobjekt "Pandion Fine", ein Mietshaus der Stadtwerke-Tochter WSK, das Haus "Angenehm Wohnen" der Wohnungsgenossenschaft GWG zu Köln, die gegenüber liegende neue Kita der Fröbel-Gruppe und einige weitere Objekte. Kurz vor der Eröffnung steht unter anderem ein größerer Mietwohnungs-Bau der städtischen GAG. "Auch die acht Baugruppen in der Mitte des Geländes haben vor einigen Wochen ihren Einzug gefeiert", berichtete Johannes Röhrig, Geschäftsführer des städtischen Entwicklers "Moderne Stadt".

Auf der Sitzung der Bezirksvertretung Nippes war Röhrig eingeladen, um den Politikern einen Zwischenstand des mit Abstand größten Städtebauvorhabens im Stadtbezirk zu geben, Die heißeste Phase der Neubau-Arbeiten liege sogar bereits hinter dem Gelände, so Röhrig. "Die größten Bauaktivitäten hatten wir von 2016 bis Mitte 2017, da standen bis zu 18 Kräne auf dem Areal." Auch die hohe Baustellenfrequenz, mit bis zu 1100 Ein- und Ausfahrten am Tag in der Vergangenheit, werde sich spürbar beruhigen. "Wir sind einfach zufrieden, dass es so rund läuft; hatten bisher keinen großen Unfall", hebt Röhrig heraus. Man peile an, 2021 mit dem Gesamtvorhaben fertig zu werden; dann sollen in rund 1200 Wohneinheiten bis zu 3000 Einwohner leben.

-> Die Highlights: Ein kürzlicher Erfolg war der Vertragsabschluss mit "Warner Brothers International Television Production Deutschland", einer Konzerngesellschaft von Time Warner Inc., die auf 4200 Quadratmetern als einer der Mieter ins Büro- und Geschäftshaus "Clouth 104" an der Niehler Straße, direkt am alten Werkstor 1, einzieht. Die Fertigstellung ist Anfang 2019 geplant. Und auch für die größte Halle aus dem Fabrik-Altbestand, fast exakt in der Mitte des Quartiers gelegen, gibt es schon eine genaue Zeitperspektive. "Die Halle 17 wird im Sommer übergeben werden, sie ist dann auch öffentlich durch eine Mittelachse passierbar." Dort ist ein Mix aus Wohnen und Arbeiten geplant; neben Cafés zieht auch die Kölner Spielewerkstatt mit Freizeitangeboten ein.

-> Vom abgeschotteten Fabrikareal zum neuen Veedel: Die Entwicklung des Geländes ließ Röhrig auch per Luftbild-Fotoschau Revue passieren. Deutlich wird dabei die Transformation hin zum neuen Wohnen und Arbeiten: Noch Ende 2012 standen sämtliche Werkshallen und Mauern; in den Abbruchjahren 2013 und 2014 lichtete sich das rund 15 Hektar große Gelände immer mehr; es entstanden Baugruben und -krater. Ende 2015 waren die ersten fertigen Objekte erkennbar; 2016 und erst recht 2017 war der Bau des neuen Stadtteils in vollem Gang.

-> Künftige Bewohnerstruktur: Erneut betonte Röhrig, dass das neue Areal kein Fremdkörper voller Neu-Zugezogener werde, sondern das Lokalkolorit ausgeprägt sein werde. "Es ist kein Satellitenprojekt, sehr viele Menschen ziehen innerhalb von Nippes um. Das führt zu einer hohen Integration des Viertels von Beginn an." Preislich lägen die Wohnungen zwischen 12 und 13 Euro pro Quadratmeter Miete, mit einer Spitze jenseits der 14 Euro bei einigen frei finanzierten Objekten; bei den von Moderne Stadt selbst errichteten Wohnhäusern seien es jedoch nur bis zu 11 Euro. "Die größten Preissteigerungen auf dem Gelände fanden 2015 und 2016 statt; mittlerweile ist der Auftrieb nicht mehr so hoch."

-> Parken: Auf Nachfrage von Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD) sagte Röhrig, dass man bewusst mit mehr Tiefgaragen-Stellplätzen geplant habe als für eine Genehmigung erforderlich, auch um den Straßenraum von geparkten Autos zu entlasten. "Wir haben 1,1 Plätze pro Wohnung hinterlegt, also rund 1300 Stellplätze. Baurechtlich hätten wir nur 0,75 pro Wohneinheit gebraucht." Denn das Veedel gelte durch die Bahn- und Bushaltestelen im Umkreis als nahverkehrstechnisch gut erschlossen, wodurch man weniger Stellplätze nachweisen müsse. In jeder der Garagen seien zwei Stellplätze für Carsharing reserviert, "in den neueren gibt es E-Ladepunkte."

Absage an "Anlieger frei"-Regelung im Viertel

Bis auf weiteres wird es im Clouth-Gelände keine "Anlieger frei"-Regelung geben. Den Antrag von Bündnis 90/Grünen, die Straßen im neuen Nippeser Veedel für Bewohner und deren Besucher zu beschränken, scheiterte mehrheitlich bei Ablehnung durch CDU, SPD und FDP.

Die Grünen hatten beobachtet, dass sich auf dem Areal bereits eine Art Durchgangsverkehr entwickle, bei dem Autofahrer versuchen, die stauanfällige Ampelkreuzung Niehler/Xantener Straße zu umkurven. "Trotz der Baustellen, die das Fahren unkomfortabel machen, ist schon jetzt Schleichverkehr zu beobachten", so die grüne Vize-Bezirksbürgermeisterin Regina Bechberger. "Wir wissen, dass trotzdem einige Leute durchfahren werden, das Anlieger-Frei ist dennoch ein abschreckendes Signal."

Der Vorstoß fand jedoch keine Zustimmung im Rest der Runde. Der stellvertretende CDU-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna hielt eine Regelung zum jetzigen Zeitpunkt für "vorauseilenden Gehorsam". "Wir wissen noch nicht, wie die Verkehrslage ist, wenn alles fertig ist. Leider helfen Anlieger-frei-Schilder auch nur bedingt und führen zur Erhöhung des Schilderwaldes." Ähnlich Biber Happe (FDP): "Die Schilder haben leider nur dekorativen Charakter, und es wäre zudem noch etwas früh. Am allerbesten gegen Schleichverkehr in den Veedeln wäre im Übrigen der Gürtelausbau." (bes)

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