Corona-ForschungFünf Dinge, die aktuell Hoffnung machen

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Frühling in Köln

Für viele in Corona-Zeiten das Höchste der Gefühle: Ein Spaziergang. Doch ein Blick auf Forschungsprojekte zeigt, dass das Ende der Pandemie in Sicht ist.

Köln – Angesichts einer bevorstehenden möglichen dritten Welle kommt oft zu kurz, dass im Kampf gegen die Pandemie schon große Schritte gelungen sind. Auch in den vergangenen Wochen wurden wichtige Weichen gestellt für das Ende der Pandemie.

Das Problem ist schon gelöst

Zumindest im Labor. Wirksame Impfstoffe sind zugelassen und gelten als die stärkste Waffe im Kampf gegen das Coronavirus. Seit Ende Dezember werden Menschen aus der ersten Prioritätsgruppe – über 80-Jährige und Personen aus priorisierten Berufsgruppen – geimpft. Die Impfzentren sind seit dem 8. Februar geöffnet. Mehr als 743000 Menschen in NRW haben laut Robert-Koch-Institut ihre erste, mehr als 318000 ihre zweite Spritze bekommen. Und die Impfbereitschaft steigt. Wollten sich laut einer „Statista“-Befragung im Januar noch 54 Prozent der Deutschen „auf jeden Fall impfen“ lassen, sind es im Februar bereits 59 Prozent. Außerdem wollen sich 17 Prozent der Befragten „wahrscheinlich“ impfen lassen. Eine Herdenimmunität ist zu erwarten, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun sind. „Solange nur ein kleiner Teil, sagen wir weniger als 30 Prozent, geimpft ist, geben wir dem Virus die Chance, sich an die Impfungen anzupassen“, sagte zuletzt der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass jeder bis Ende September ein Impfangebot bekommt, halte er für realistisch.

Schutz vor Infektion ist wahrscheinlich

Dass verschiedene Impfstoffe zuverlässig vor einer schweren Erkrankung mit Covid-19 schützen können, ist seit Monaten bekannt. Nun legen erste Daten aus Israel nahe, dass der Impfstoff von Biontech und Pfizer auch vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen kann. Das belegt eine bislang unveröffentlichte Publikation des israelischen Gesundheitsministeriums und der beiden Hersteller. Auf Grundlage der hohen Impfquote vor Ort wird in dem Papier dokumentiert, dass das Vakzin in rund 89 Prozent der Fälle zu einem Schutz vor Infektionen führt.  Bislang konnten die Daten allerdings nicht von externen Wissenschaftlern bewertet werden. Auch das Mittel von Astrazeneca soll ersten Daten zufolge neben einer schweren Erkrankung auch Infektionen mit dem Coronavirus verhindern. Oliver Cornely, Leiter des Kölner Zentrums für Klinische Studien und Infektiologe an der Uniklinik, hält die Daten hierzu bislang jedoch für „nicht belastbar“. Dennoch freue er sich über die positiven Signale. Er erwarte gesicherte Erkenntnisse „in den nächsten Wochen“.

Wir kennen die Mutationen

Nachdem die Stadt Köln als Vorreiter bereits im Januar begonnen hat, alle positiven PCR-Tests auf mögliche Mutationen zu untersuchen, folgen dieser Strategie mittlerweile zahlreiche Städte in Deutschland, beispielsweise Düsseldorf und Aachen. Mit Baden-Württemberg  prüft inzwischen sogar ein ganzes Bundesland jeden positiven Befund. Weil sich die in Deutschland verbreiteten Virus-Mutationen, insbesondere jene aus Großbritannien und Südafrika, schneller verbreiten, steigt ihr Anteil unter den positiven Corona-Tests rasant.

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Das Kölner Gesundheitsamt rechnet inzwischen damit, dass die britische Mutante frühere Varianten auf Sicht verdrängen wird. Durch die erhobenen Daten lässt sich das Infektionsgeschehen der kommenden Wochen antizipieren. Die Zahlen gelten als wichtige Grundlage für politisches Handeln. So wurde aufgrund der Mutationen zuletzt die angepeilte Sieben-Tage-Inzidenz angepasst – von 50 auf 35. Zwar sind die neuen Varianten ansteckender, vieles spricht aber dafür, dass die vorhandenen Impfstoffe auch gegen sie wirken. 

Die Forschung ist im Aufwind

Nicht nur die konsequente Untersuchung der positiven Tests, auch die wissenschaftliche Forschung am Coronavirus wird in Köln vorangetrieben. So liefern die Projekte „Covim“ und „B-Fast“, die von der Uniklinik aus deutschlandweit laufen, seit Monaten wichtige Daten – unter anderem zur Immunität und zum Einsatz von Corona-Tests. Das Projekt „Covim“ wird von Florian Klein, dem Leiter der Virologie, verantwortet. Dort prüfen Forscher derzeit, wie zuverlässig sich Antikörper nach einer Infektion bilden. Klein war zudem federführend bei der Entwicklung von Antikörper-Therapien, die schwere Covid-Verläufe abmildern können – und dies schon heute tun. Unter der Leitung des Kölner Forschers Oliver Cornely entsteht unterdessen eine Plattform zur Koordination der europäischen Impfstoff-Forschung.  Über das neue Netzwerk sollen weitere Erkenntnisse gesichert werden – etwa zur Frage, ob schwerkranke Menschen ohne Bedenken geimpft werden können. 

Der Sommer kommt

Zugegeben, es ist erst Ende Februar und bis zum Sommer dauert es noch seine Zeit. Doch schon der Frühling könnte sich positiv auf die Verbreitung des Coronavirus auswirken. Die Temperaturen steigen und die Menschen halten sich mehr im Freien auf – wo die Infektionsgefahr grundsätzlich geringer ist als in geschlossenen Räumen. Zudem rechnen Wissenschaftler auch in Deutschland damit, dass sich bei Sars-Cov-2 ein saisonaler Effekt bemerkbar machen kann – und die Geschwindigkeit der Viren-Übertragung ein Stück weit ausgebremst wird. Das Virus ist für endgültige Erkenntnisse zu einem möglichen Temperatureffekt zu neu. Doch Forscher der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität haben für eine umfassende Analyse vorliegende Daten ausgewertet. Die Tendenz: Bei steigenden Temperaturen nimmt die Rate neuer Covid-Fälle ab. Dies entspricht Daten zu älteren Coronaviren. Doch verschwinden, so viel ist sicher, wird das Virus in den kommenden Monaten nicht – Abstände, Masken und Alltagshygiene bleiben so trivial wie essenziell.

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