Corona in KölnGesundheitsamt erwägt Rhein-Energie-Stadion als künftiges Impfzentrum

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Das leere Rheinenergie-Stadion am ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Wird hier bald gegen das Coronavirus geimpft?

  • Gerhard Wiesmüller ist stellvertretender Leiter des Kölner Gesundheitsamtes.
  • Im Interview spricht er über die Zulassung des ersten Corona-Impfstoffes, Hürden auf dem Weg zur Corona-Immunität und über das Rhein-Energie-Stadion als mögliches Impfzentrum.

Herr Wiesmüller, die Zulassung des Biontech-Impfstoffes wurde nun auch für die EU empfohlen. Hatten Sie Zweifel daran? Wiesmüller: Nein. Wir haben schon in den vergangenen Wochen genug Informationen erhalten, um fast sicher zu wissen, dass die EMA kein Veto einlegen wird. Bis auf die wenigen allergischen Schocks, die durchaus zu erwarten waren, sehen wir keine relevanten Nebenwirkungen.

Welche Fragen sind nun noch offen?

Für uns ist spannend, ob weitere Rahmenbedingungen festgelegt werden: Müssen wir bei bestimmten Impflingen besonders vorsichtig sein? Muss die Aufklärung noch einmal überarbeitet werden? Hier warten wir weiter ab, sehen uns aber gut vorbereitet.

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Die EU hat nun eine ordentliche Zulassung, keine Notfall-Zulassung. Wird das die Impfbereitschaft steigern?

Es ist ein klares Indiz für eine besonders ausführliche Prüfung. Ein komplettes Verfahren bietet maximale Sicherheit, hier haben viele, viele Experten auf die Daten geschaut, nicht bloß ein kleines Gremium. Ich erhoffe mir natürlich, dass dieses ausführliche Verfahren insgesamt zu mehr Vertrauen in die Entwicklung führt.

Zur Person

Prof. Dr. Gerhard Wiesmüller

Prof. Dr. Gerhard Wiesmüller ist Leiter der Abteilung Infektionshygiene des Gesundheitsamtes Köln. Er leitet das Gesundheitsamt zudem stellvertretend und war maßgeblich am Aufbau des Impfzentrums an der Messe beteiligt.

Mit der neuen RNA-Methode gehen Sorgen einher, das ist absolut verständlich – diese können hoffentlich durch den ausführlichen Prozess ein Stück weit genommen werden.

Ist die Impfbereitschaft der größte limitierende Faktor?

Aktuell überhaupt nicht, denn wir haben in Köln nur sehr wenige Impfstoff-Dosen. Mittelfristig wird es selbstverständlich entscheidend sein, dass sich genug Menschen gegen Corona impfen lassen möchten. Wir brauchen 60 bis 70 Prozent für eine Herdenimmunität.

Welche Probleme könnten sich noch ergeben?

Für mich ist eine Frage hochrelevant und noch offen: Wie lange wird der Impfstoff halten? Hält er ein Jahr lang, ist das ein Erfolg. Dieses Niveau kennen wir von der Grippe-Impfung. Hält er noch länger, wäre es ein Riesenerfolg. Eine kürzere Haltbarkeit würde die Sache deutlich komplizierter machen.

Erwarten Sie, dass am Ende mehr als 5000 Impfungen pro Tag möglich sein werden? Diese Rechnung geht nur von Biontech aus, nun sind auch andere auf einem guten Weg...

Das hängt von zwei Faktoren ab: Von den Zulassungen für weitere Kandidaten und von einer Weiterentwicklung des Biontech-Impfstoffes. Wenn dieser nicht mehr bei minus 70 Grad gekühlt werden muss, vereinfacht das die gesamte Logistik. Kommen weitere Zulassungen hinzu, kann es natürlich auch schneller gehen. Wir sind vorbereitet.

Wo könnte noch geimpft werden?

Vor allem in den Arztpraxen. Das ist aber nur möglich, wenn wir Mittel bekommen, die einfacher zu transportieren und zu lagern sind. Sollte dies der Fall sein und sollte so viel Impfstoff zur Verfügung stehen, dass eine Priorisierung nicht mehr notwendig ist, brauchen wir kein Impfzentrum mehr. Für die nächsten Wochen hoffe ich, dass Seniorenheime und Kliniken schnell bedient werden können. An dieser Stelle sind wir sehr gut vorbereitet.

Sind auch weitere Impfzentren denkbar?

Die kommen dann infrage, wenn das Handling der Impfstoffe schwierig bleibt. In der Messe haben wir nun eine sehr gute Infrastruktur, hier ließe sich eine weitere Halle schnell einrichten.

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Linksrheinisch hätten wir auch schnell ein Zentrum auf die Beine gestellt, wenn es hilft – ich denke da beispielsweise an das Rhein-Energie-Stadion. Hier wäre die Verkehrsanbindung gut, wir hätten genug Platz. Doch es gäbe auch kleinere Varianten, die denkbar sind.

Bislang sind gerade mal 1000 Dosen auf dem Weg nach Köln. Eine Enttäuschung?

Da schlagen in meiner Brust zwei Herzen. Auf der einen Seite können wir nun mit wenigen Dosen lernen und optimieren. Auf der anderen Seite gibt es auch in Köln Hunderttausende, die am liebsten sofort geimpft werden würden. Dass wir erst mal nur einen Bruchteil bedienen können, tut weh.

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