CoronaKölner Inzidenz so niedrig wie noch nie in diesem Jahr – Lob aus Gesundheitsamt

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Die Kölner Schildergasse ist eine beliebte Einkaufsmeile.

Köln – Die Sieben-Tage-Inzidenz in Köln ist in den vergangenen Tagen geradezu nach unten gerauscht. Aktuell liegt sie bei 18,3, noch nie wurde 2021 ein niedrigerer Wert ermittelt. Vor gerade einmal 19 Tagen waren es noch 102,8, am 25. April gar 250,1, was der bisherige Höchststand war. Damit ist die Inzidenz momentan sogar niedriger als der Bundesdurchschnitt, der bei 20,8 liegt. Dabei war es in Köln in Sachen Inzidenz meist eher schlecht bestellt. Von den deutschen Großstädten – die derzeit fast alle eine starke Abnahme verzeichnen – hatte Köln lange Zeit den höchsten Wert. Nun aber steht kaum eine Metropole besser da.

Laut Covid-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts verzeichnet Hamburg aktuell eine Inzidenz von 16. Der Höchstwert der Hansestadt, in der rund 800 000 Menschen mehr wohnen als in Köln, lag bei 179,6. Nur halb so viele Menschen wie in Köln leben in Leipzig, wo der Wert bei 12,5 steht. München hatte während der zweiten Corona-Welle im Winter noch Inzidenzen von bis zu 300, danach aber sanken die Zahlen und lagen eigentlich immer unter denen Kölns – bis jetzt. München hat Köln mit seinen 18,8 wieder überholt, wenn auch nur knapp. Frankfurt am Main hatte Köln schon Ende Mai übertrumpf, aktuell steht die hessische Stadt bei 29,9. Berlins Verwaltung gibt die Inzidenz zurzeit mit 22,6 an, Düsseldorf mit 24,9, Dortmund mit 25,8 – allesamt schlechtere Werte als in Köln.

Im Umland sieht es mitunter finster aus

Im Umland Kölns, wo die Städte deutlich kleiner sind, sieht es mitunter noch finsterer aus. Bonn etwa verzeichnet zwar ebenfalls sinkenden Zahlen, steht aber immer noch bei 46,6. Auch Leverkusen hat mit seinen 40,3 noch ein Stück zu gehen, bis zu einem stabilen Schwellenwert von 35, der weitere Lockerungen ermöglicht. Ob Rhein-Kreis Neuss (22,8), Rhein-Erft-Kreis (21,7), Rhein-Sieg-Kreis (23) oder der Landkreis Mettmann (31,1), keiner kommt aktuell an die 18,3 von Köln heran. Das schafft nur der Rheinisch-Bergische Kreis mit seinen 17,7.

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Köln hat im Vergleich der Städte inzwischen eine niedrige Inzidenz. 

Für Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts, hat die positive Entwicklung drei Ursachen: Eine umfangreiche Kontaktverfolgung, ein großes Testangebot und Erfolge beim Fortgang der Impfungen. Mehr als 600 städtische Mitarbeiter seien mit der Kontaktverfolgung beschäftigt, sagt Nießen. Unter anderem informieren sie Menschen, die mit Infizierten Kontakt hatten und rufen Personen an, um sie von einer Ansteckung zu unterrichten. „Zum Teil suchen wir die Leute auch zu Hause auf“, so Nießen. Dabei sei schon mancher schwere Fall entdeckt, ins Krankenhaus gebracht – und damit womöglich ein Leben gerettet worden. „Auch deshalb haben wir im bundesweiten Vergleich eine relativ niedrige Sterberate“, erklärt Nießen.

Gesundheitsamtschef lobt Kölnerinnen und Kölner

„Wir haben das Testangebot massiv ausgebaut“, erläutert der Gesundheitsamtschef weiter. Inzwischen gebe es mehr als 810 Teststellen, die zuletzt an einem einzigen Tag rund 90 000 Testungen vorgenommen hätten. Als dritte Säule der positiven Entwicklung in Köln hat Nießen das Impfen identifiziert. Fast die Hälfte aller Kölnerinnen und Kölner haben bislang eine Erstimpfung erhalten, rund 22 Prozent sind vollständig geimpft. „Schon die Erstimpfung bietet einen – je nach Impfstoff – etwa 80-prozentigen Schutz“, sagt er. Bislang seien in Köln insgesamt rund 785 000 Corona-Spritzen gesetzt worden. Das Impfen ist jedoch in den vergangenen Tagen mangels Impfstoff in Stocken geraten. Nießen rechnet damit, dass in der zweiten Junihälfte wieder mehr Impfstoff geliefert werde. Dann könnten im Impfzentrum in der Köln-Messe auch wieder Erstimpfungen stattfinden. Zurzeit werden dort nur Zweiimpfungen vollzogen.

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Nießen sieht einen weiteren Grund für die Entwicklung in Köln: die Kölnerinnen und Kölner selbst. „Fast alle haben die Abstands- und Hygieneregeln verinnerlicht“, lobt er. Selbst wenn bei gutem Wetter Menschen in Parks und Biergärten strömten und einige es mit Maskenpflicht und Versammlungsverboten nicht so genau nähmen. „Die Leute wollen ihre Freiheit. Aber ich merke auch, dass viele noch zurückhaltend sind.“ Richtig so, findet Nießen. Denn die Pandemie, sie sei mitnichten vorüber.

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