Mitarbeiter ins Büro beordertKölner Jobcenter erwartet Flut an Hartz-IV-Anträgen

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Das Jobcenter in Köln.

Das Jobcenter in Köln.

  • Das Kölner Jobcenter rechnet mit einem massiven Anstieg an Hartz IV-Anträgen durch die Corona-Krise.
  • Für das Jobcenter selbst ist die Entwicklung eine große Herausforderung. Viele Mitarbeiter wurden aus dem Homeoffice zurück ins Büro beordert.

Köln – Das Kölner Jobcenter rechnet mit einem massiven Anstieg an Hartz IV-Anträgen durch die Corona-Krise. Geschäftsführerin Martina Würker glaubt, dass ihre Mitarbeiter in den nächsten Wochen bis zu 20.000 neue Anträge bearbeiten müssen. Um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können, wurden neue Arbeitszeitregelungen eingeführt.

Empfehlung der Stadt wird nicht umgesetzt

Die Mitarbeiter wurden aufgefordert, ihre Arbeitszeit „aufzustocken“. Da die technischen Möglichkeiten zur Heimarbeit begrenzt seien und eine Überlastung drohe, wurden die Mitarbeiter zurück ins Büro beordert. Die Entscheidung ist umstritten, widerspricht sie doch der Vorgabe der Stadt, möglichst vielen Verwaltungsmitarbeitern in diesen Zeiten den Gang ins Büro zu ersparen und die Arbeit im „Homeoffice“ erledigen zu lassen. Das Jobcenter wird von der Agentur für Arbeit und der Stadt gemeinsam getragen.

In den verschiedenen Bereichen der Agentur wird geprüft, wer in die Leistungsabteilung und zu einer Sonder-Hotline zur telefonischen Beratung versetzt werden kann. An dieser Hotline sollen bis zu 55 Angestellte des Jobcenters mitarbeiten. Außerdem wurde ein Zwei-Schichten-Betrieb eingeführt. Diese so genannte „Split-Lösung“ sieht vor, dass die eine Hälfte der Mitarbeiter spätestens um 6.30 Uhr mit der Arbeit beginnt und zwischen 13.30 und 14 Uhr nach hause gehen kann. Die andere Hälfte arbeitet bis 21 Uhr. Auch Samstag soll bis Mittag gearbeitet werden.

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Die neuen Zeitregelungen gelten vorerst bis Ende April. Hinzu kommen Erleichterungen durch vereinfachte Verfahren für die Kunden zum Beispiel bei Weiterbildungsanträgen. Die neuen Regeln wurden offenbar mit den Personalvertretern des Jobcenters abgestimmt. Und doch gibt es Unruhe in der Belegschaft.

Kinder sollen in Notbetreuung

Viele verstehen nicht, warum sie nach fast zwei Wochen im „Home-Office“ zurück ins Büro müssen. Zum erhöhten Ansteckungsrisiko kommen die Betreuungsprobleme, die Eltern von Kindern haben. Die Anforderung an die Kollegen wurde recht unmissverständlich formuliert: „Wir brauchen Sie – und das ist die Regel – in ihrem Büro. Dort können wir allen eine stabile Arbeitsumgebung ermöglichen. Sie alle sind jetzt gefordert und wir erwarten von Ihnen, dass Sie alles tun, um das möglich zu machen. Das heißt zum Beispiel, dass Sie Ihre Betreuungsverpflichtungen so organisieren, dass Sie im Büro arbeiten können“, heißt es in dem Schreiben von Würker an alle Mitarbeiter.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt sie sich kulanter: Weil die Arbeit des Jobcenters „systemrelevant“ sei, könnten die Mitarbeiter die Notbetreuungsangebote der Stadt nutzen. Wer aber keine akzeptable Kinderbetreuung finde, könne daraufsetzen, dass man eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finde. In solchen Fällen sei gegebenenfalls auch weiterhin Heimarbeit möglich.

Die meisten Mitarbeiter des Jobcenters müssten aber zurück ins Büro kommen, weil die auch von den kommunalen Jobcentern genutzte Computertechnik der Bundesanstalt für Arbeit nicht ausreiche, um allen das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. Im Büro gebe es diese technischen Probleme nicht.

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