Corona-KriseWie die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in diesen Tagen arbeitet

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (4)

Die meisten  Bildschirme im Newsroom bleiben schwarz: Lokalchef Christian Hümmeler hält die Stellung.

Köln – Man fällt sich nicht ins Wort in der Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. In Konferenzen spricht eine Kollegin oder ein Kollege, alle anderen hören zu. Anders funktionieren Internet-Konferenzen nicht. „Funkdisziplin“ heißt das Gebot der Stunde. Seit gut zwei Wochen. Denn wie viele Kölner Unternehmen hat auch das Verlagshaus DuMont einen Großteil seiner Mitarbeiter ins Home-Office geschickt. Und so entsteht der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur Zeit unter völlig neuen Bedingungen – denn die allermeisten Kollegen sitzen nicht mehr in den Redaktionsräumen an der Amsterdamer Straße, sondern arbeiten aus ihren Privatwohnungen heraus.

Und so ist eben auch unser Konferenzraum in diesen Tagen ein virtueller: Nachdem sich zuvor bereits die Chefredaktion und die Ressortleiter der anderen Ressorts via Skype-Konferenz über die Themen des Tages abgestimmt haben, schaltet sich auch die Lokalredaktion täglich zu einer digitalen Konferenz zusammen und plant gemeinsam die Themen des Tages. Dabei steht zunächst die zeitnahe digitale Ausspielung im Vordergrund, während die Printausgabe des nächsten Tages erst im Laufe des Nachmittags Form annimmt. Die Redakteure im Team von Lokalchef Christian Hümmeler teilen Beobachtungen mit, machen Vorschläge, verändern und verwerfen Ideen, lassen neue entstehen.

Leere Redaktionsräume, belebte Wohnzimmer

Durch die weitestgehend leerstehenden Redaktionsräume bewegen sich inzwischen nur noch vereinzelt Menschen, selbst das Zeitungslayout, die Grafiker und die Korrektoren arbeiten von zu Hause. Für uns ist das eine große Herausforderung – technisch, kommunikativ und inhaltlich.

Was vor wenigen Wochen persönliche Gespräche waren, sind jetzt zahlreiche Chatnachrichten in den verschiedensten, teils kurzfristig geschaffenen Kanälen und Gruppen. Gerade jetzt, wo sich die Nachrichtenlage auch in der Stadt stündlich ändert und vor allem die digitale Nachricht fast in Echtzeit verbreitet wird, ist die Kommunikation eine echte Herausforderung.

Wir sind weiterhin unterwegs

Um auf die stündlich veränderte Corona-Lage in Köln und Deutschland zu reagieren, haben Chefredakteur Carsten Fiedler und Chefkorrespondent Joachim Frank zudem gemeinsam mit Moderatorin Laura Wenzel ein regelmäßiges Facebook-Live-Video gestartet, um die Situation jeden Abend neu zu bewerten. Auch hier hat sich die Produktion inzwischen in die Wohnzimmer der Beteiligten verlagert.

Natürlich sind unsere Reporter weiterhin in der Stadt unterwegs – unter Beachtung aller erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen natürlich. Aber mancher Bericht, manche Reportage  fordert eben auch in diesen Tagen die persönliche  Anwesenheit der Journalisten, nicht alles lässt sich digital recherchieren.

An Themen mangelt es nicht

Drastisch verändert haben sich unterdessen die Gegenstände unserer Berichterstattung. Denn das öffentliche Leben, wie wir es kannten, gibt es nicht mehr. Weder Konzerte, noch Ausstellungen, weder Fußballspiele noch Demonstrationen finden statt. Auch Sitzungen des Stadtrates und Gerichtsverhandlungen sind auf das Minimum reduziert. An Themen mangelt es dennoch nicht, ganz im Gegenteil: Zwar legt das Virus auf der Oberfläche unserer Stadt fast alles lahm – darunter allerdings sind unzählige Bewegungen zu erkennen. Man könnte auch sagen: Es brodelt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Krankenhäuser sind überlastet, lokale Unternehmen fürchten um ihre Existenz. Kölner, die zur Risikogruppe gehören, bangen gar um ihr Leben. Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Solidarität und Hilfe in der Not – all das gilt es für uns zu beobachten, zu beschreiben, einzuordnen. Aber auch das unsichtbare Virus gilt es zu verstehen: Was haben die täglich neuen Zahlen zu bedeuten? Ist die Stadt ausreichend vorbereitet? Welches Verhalten schützt jeden Einzelnen? Was macht die wochenlange Isolation mit uns? 

Unendlich viele Fragen, die es zu beantworten gilt. Der Aufwand, den wir dafür betreiben, ist ungleich größer als unter normalen Bedingungen. Doch gerade die zuverlässige, journalistisch recherchierte Information ist in diesen Zeiten gefragt, ob digital oder in unserer Printausgabe. Wir erklären die Stadt, jeden Tag aufs Neue. Für Sie, für unsere Leserinnen uns Leser.

KStA abonnieren