Corona-LernlückenKölner Schulleiterin: „Manche Schüler haben fast nichts gelernt“

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Nachhilfe in kleiner Gruppe: Christine Hennes unterrichtet Schüler der Kalker Hauptschule.

Köln – Bei vielen Kindern und Jugendlichen hat die Pandemie Spuren hinterlassen: Es sind Lernlücken entstanden, die nur schwer wieder zu schließen sind. In den langen Zeiten von Distanz- und Wechselunterricht habe es Schülerinnen und Schüler gegeben, die „so gut wie nichts gelernt haben“, sagt Daniela Deters, Leiterin der Adolph-Kolping-Schule in Kalk.

Es habe an Materialien, technischer Ausstattung oder schlicht einem Internetanschluss gefehlt. Schwierig sei es vor allem für diejenigen, die aus sozial schwachen Familien stammen und besonderen Förderbedarf haben. Es sind Kinder wie Zeynep, Emre oder Burak (Namen geändert), die von der Pandemie besonders betroffen sind – ihnen soll ein Projekt helfen.

An der Hauptschule in Kalk nehmen 24 Schülerinnen und Schüler an dem Corona-Hilfsprogramm „Komm Mit – im Team“ teil: In Kleingruppen mit sechs Kindern unterrichten je zwei Lehramtsstudierende einmal pro Woche für drei Unterrichtsstunden. „Es geht nicht nur darum, verpasstes Wissen aufzuholen, sondern in einer ruhigen Lernumgebung auch das Lern- und Sozialverhalten zu fördern“, berichtet Schulleiterin Deters. „Manche müssen erst einmal lernen, ihre Bedürfnisse zu äußern, ohne aggressiv zu werden.“ Vor allem in den jüngeren Jahrgängen machten sich große Defizite bemerkbar: „Viele sind während der Corona-Zeit neu auf diese Schule gekommen und hatten gar keine Möglichkeit, unter normalen Bedingungen Kontakte zu knüpfen.“

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Kölner Lehramtsstudierende fördern Hauptschüler

Die Lehramtsstudierenden Christine Hennes und Max Weiermann unterrichten sechs Sechstklässler der Hauptschule. Dabei stehen sie im engen Austausch und Kontakt mit der Klassenleitung und mit dem Sonderpädagogen Emrah Ceylan. „Wir haben die Schüler mit dem größten Förderbedarf für das Projekt ausgewählt“, sagt Ceylan. Darunter sei eine Schülerin, die in diesem Schuljahr aus familiären Gründen nur wochenweise die Schule besucht habe. Andere hätten Schwierigkeiten, sich länger zu konzentrieren und still zu sitzen, ein weiterer habe eine Lernschwäche und arbeite in einem eigenen Lerntempo: „Er braucht immer überschaubare Aufgaben, kleine Häppchen, um motiviert zu bleiben. Die Schüler, die hier dabei sind, benötigen sehr intensive Förderung und viel Beziehungsarbeit.“

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Fachlich stehen die Deutschförderung – die Jungen und Mädchen stammen alle aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte – sowie Mathe im Vordergrund. Konzentriert liest Zeynep in ihrem Arbeitsheft einen Sachtext über Bienen und Hornissen. Anschließend beantwortet sie in kurzen Sätzen Fragen zum Inhalt des Gelesenen. Emre übt, Kleidungsstücke auf einem Bild zu beschreiben: „Der Pulli ist geringelt. Der Hut ist gestreift.“ Burak fühlt sich unbeobachtet und malt sein Arbeitsheft an. „Schreib weiter“, ermahnt ihn Ceylan. Immer wieder braucht Burak die direkte Ansprache des Sonderpädagogen oder der Lehramtsstudierenden. „Die kleine Gruppengröße ist ein riesiger Vorteil“, sagt Schulleiterin Deters. „Da kann sich keiner länger der Aufmerksamkeit entziehen.“

Hintergrund: Corona-Nachhilfe

Das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Universität zu Köln und das Regionale Bildungsbüro Köln unterstützen Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten mit dem Corona-Hilfsprogramm „Komm Mit – im Team“. Das Programm ist zunächst auf ein Jahr angelegt und wird mit Mitteln aus dem Corona-Paket „Ankommen und Aufholen“ der NRW-Landesregierung gefördert. In Köln nehmen aktuell drei Grundschulen sowie jeweils eine Haupt-, Real- und Gesamtschule teil.

135 Schülerinnen und Schüler werden von 45 Studierenden unterrichtet. Diese sammeln Praxiserfahrungen und können sich das Projekt als eines ihrer Pflichtpraktika anrechnen lassen. Zusätzlich bekommen sie die Förderstunden vergütet. An der Uni wird das Projekt in einem wöchentlichen Seminar begleitet.

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