Corona-PandemieKita-Öffnung in Köln stellt alle Beteiligten vor große Herausforderung

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Kinder und Erzieherinnen sind zurück in der Kita.

  • Diesen Moment haben viele Kölner Eltern herbeigesehnt: Nach zehn Wochen Pause wechseln die Kitas vom Notbetrieb in den eingeschränkten Regelbetrieb.
  • Dabei müssen die gut 44.000 Mädchen und Jungen bis sechs Jahre strenge Hygieneauflagen befolgen.
  • Eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Die Hintergründe.

Köln – Köbes scheint der Rummel nicht zu stören. Stoisch dreht der Igel seine Runden im Gehege des Außengeländes der privaten Fröbel-Kindertagesstätte An St. Peter in der Ehrenfelder Schönsteinstraße, als sich die Kinder an den Käfig drängen. Für viele der 112 Mädchen und Jungen ist das Tier eine Attraktion, die sie noch nicht kennen.

Denn Köbes kam während der Corona-Pandemie im April von einer Tierärztin in die Kita. Hier soll er aufgepäppelt werden, bevor er wieder in die Freiheit entlassen werden kann.

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Igel Köbes steht im Mittelpunkt.

Jonas (alle Kindernamen geändert) ist fünf, findet das Tier „sehr cool“ und sammelt schon mal Futter, eine tote Biene und eine Himbeere. „Köbes ist neu hier und ich bin auch wieder neu da“, sagt der Junge.

Kita-Öffnungen in Köln unter strengen Hygieneauflagen

Was Jonas anspricht, ist der Neustart in den Kölner Kitas. Nach zehn Wochen Pause wechseln die Einrichtungen seit Montag vom Notbetrieb in den eingeschränkten Regelbetrieb. Gut 44.000 Mädchen und Jungen bis sechs Jahre können nun wieder die Kitas besuchen, freilich unter strengen Hygieneauflagen. So müssen die Kinder so oft wie möglich ihre Hände waschen, müssen Erzieher Möbel und Spielzeug desinfizieren.

Die Erzieherinnen tragen Masken, wenn sie in Kontakt mit Eltern kommen, Kinder und Erzieher arbeiten in festen Gruppen miteinander, um die Kontakte und auf diese Weise das Infektionsrisiko zu reduzieren. Auch die Stundenzahl für die Betreuung wurde um zehn Stunden pro Kind und Woche reduziert. Dafür sollen die Eltern vermutlich nicht die vollen Kita-Beiträge zahlen, heißt es bei der Stadt. „Die Öffnung der Kölner Kitas zu einem eingeschränkten Regelbetrieb bedeutet eine große Herausforderung für alle Beteiligten – besonders für die Beschäftigten in den Einrichtungen und der Kindertagespflege, aber auch für die Eltern“, lobt Schul- und Jugenddezernent Robert Voigtsberger.

Freude über Wiedereröffnung trotz Corona-Auflagen

Trotz der Auflagen ist man in der Ehrenfelder Kita An St. Peter froh, dass es wieder losgeht. Eltern haben zum Auftakt Blumen mitgebracht, andere haben angerufen und sich bedankt. Auch die Kinder kommen gerne: „Zu Hause war es so langweilig, Corona ist doof“, sagt Leonie (5). „Ich freue mich darauf, dass ich meine Freunde wiedersehen kann“, sagt Mats. „Ein Kind hat vor Freude heute geweint, als es heute ihre Erzieherin gesehen hat“, sagt Einrichtungsleiterin Stefanie Weirich (54).

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Willkommensgruß vor der Kita.

In der Corona-Zeit war die Kita An St. Peter wie viele andere im Notbetrieb. Etwa ein Drittel der 112 Kinder von null bis sechs Jahren kam in die Einrichtung. Viele der Eltern arbeiten in systemrelevanten Berufen, zum Beispiel im benachbarten St.-Franziskus-Krankenhaus. Untätig war man in der Einrichtung aber nicht: In der Notbetreuung haben sie nicht nur das Gehege für den Igel Köbes gebaut, sondern auch Setzlinge (Mangold, Endivien-Salat und Gurken) auf dem kitaeigenen Gemüseacker gepflanzt. Es gab einen Newsletter für die Eltern mit Bastelangeboten, Fotos und Rezepten, Videofilme für die Kinder, in denen zum Beispiel gezeigt wurde, wie man einen Apfelbaum pflanzt.

Viele Veranstaltungen der Kölner Kita müssen ausfallen

Die Mitarbeiter haben sich in der Zeit weitergebildet und Leiterin Weirich steckte viel Zeit in die Zusammenarbeit mit den Eltern: „Ich habe so viel telefoniert, dass schließlich das Telefon kaputtgegangen ist.“ Vieles musste und muss ausfallen: das Sommerfest, gemeinsame Frühstücke mit Eltern und Kindern, Ausflüge und auch das Abschiedsfest für die Vorschulkinder.

Nun haben Weirich und ihr 27-köpfiges Team die Kita für den eingeschränkten Regelbetrieb startklar gemacht. „Die größte Herausforderung war, die Kinder in feste Gruppen aufzuteilen“, sagt Weirich. Denn in den Fröbel-Kitas wird ein offenes Konzept praktiziert, nach dem sich eigentlich alle Kinder in allen Räumen aufhalten dürfen. Genau das geht nun nicht mehr. Stattdessen feste Erzieherinnen, feste Räume, feste Gruppen.

Außenbereich der Kita wegen Corona in vier Abschnitte unterteilt

Auch das Essen dürfen sich die Kinder nicht selbst holen, es wird nun serviert. Köchin Natascha de Palma hat heute zehn Kilo Spiralnudeln zubereitet, die gerne von den Kindern vertilgt werden. Nur die Erbsensauce finden manche noch gewöhnungsbedürftig.

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Der 1700 Quadratmeter große Außenbereich wurde in vier Abschnitte unterteilt, damit sich die sechs Gruppen möglichst aus dem Weg gehen können. Für Spielgeräte wie das Piratenschiff, das Kletterhaus oder auch das Igelgehege gibt es Zeiten, in denen die Kinder sich dort aufhalten dürfen. 25 der 27 Erzieherinnen sind am Montag im Einsatz.

Manche Kinder bekommen Angst, wenn Erzieher Masken tragen

Manches wird schwierig bleiben: Masken tragen die Erzieherinnen nur, wenn sie Eltern treffen, nicht, wenn sie mit den Kindern unter sich sind. „Gerade bei den Kleinen funktioniert Kommunikation über Mimik“, sagt Weirich. „Mit Masken erkennen sie ihre Erzieher nicht. Manche bekommen dann sogar Angst.“

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Lernpuppe Finki und Kita-Leiterin Stefanie Weirich müssen Masken tragen.

Auch das mit Abstand innerhalb der Gruppe halten ist so eine Sache. „Sehr schwierig“, räumt Weirich ein. Und natürlich reichen sich die Kinder beim Basteln die Klebestifte herüber, bauen zusammen Türme und spielen gemeinsam Ball. Als Leonie und Maja der Ball aber einmal über die auf dem Hof gezeichnete Kreidelinie rollt, warten sie, bis ihre Erzieherin den Ball zurückholt. Es scheint, als haben zumindest die älteren Kinder die Hygienemaßnahmen verinnerlicht.

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