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Corona-PandemieStadt Köln weitet Teststrategie in Schulen und Kitas deutlich aus

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Labor Stäbchen

In einem Labor wird ein Abstrich untersucht.

Köln – Trotz einer als positiv zu bezeichnenden Tendenz in den vergangenen Tagen bei der Corona-Lage in Köln könne keine Entwarnung gegeben werden. Das teilte Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach der Sitzung des Krisenstabs am Freitag im Rathaus mit. Und so sollen vor allem in Kindertagesstätten und Schulen weitere Maßnahmen getroffen werden. Abweichend von dem, was die NRW-Landesregierung vorsieht. Wie es bereits zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien möglich war, können sich Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher nun wieder kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. „Wir gehen als Stadt aber noch einen Schritt weiter“, so Reker.

Die Tests werden dieses Mal direkt in die insgesamt 700 Kitas und 260 Schulen gebracht, sodass sie dort eigenständig von den Beschäftigten durchgeführt werden können. Es handelt sich dabei um PCR-Tests, die in Form einer Gurgelprobe erfolgen – und deutlich sicherer sind als die Antigen-Schnelltests. „Gerade die Tatsache, dass der etwas unangenehmere Rachen- und Nasen-Abstrich hierbei nicht nötig ist, erhöht die Chance der Akzeptanz“, so Reker. Sie hoffe daher, dass sich möglichst viele der rund 10.000 Kita-Beschäftigten und der rund 2800 Beschäftigten an Schulen, die sich aktuell um die Notbetreuung von Kindern kümmern, an den Tests beteiligen.

Kitas und Schulen in Köln sollen geöffnet bleiben

Das Angebot, in das auch Tagespflegepersonen aufgenommen werden, kann alle 14 Tage in Anspruch genommen werden und ist zunächst auf sechs Wochen begrenzt. Ziel sei es dabei, die Kitas und Schulen möglichst geöffnet zu halten und den Beschäftigten vor Ort mehr Sicherheit geben zu können.

Alles zum Thema Henriette Reker

Nicht nur bei Lehrerinnen und Erziehern, auch bei Kindern und Jugendlichen soll mit Gurgeltests kontrolliert werden, ob es Hinweise auf eine Corona-Infektion gibt. Anders ist es bei Kleinkindern: Sie sollen in Zukunft für ihren Test auf einem Wattestäbchen kauen können. Das Verfahren wurde laut Gesundheitsamt von der Kölner Uniklinik entwickelt. Die Methode wurde nach Angaben der Stadt in einer Kita und in einer Schule bereits erfolgreich erprobt. Die Stadt setzt sich dafür ein, „bestmögliche Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass bald wieder ein regulärer Betrieb möglich ist“, heißt es in einer Mitteilung. Mithilfe beider Testverfahren will sie eine „Strategie zur gezielten Schulöffnung“ entwickeln, wie Gesundheitsamt-Chef Johannes Nießen am Freitag sagte. (pg)

Denn laut Stadt nehmen aktuell 45 Prozent der Eltern das Angebot der Notbetreuung in Kitas an. In Schulen lediglich zwölf Prozent. „Viele Eltern betreuen ihre Kinder auch zu Hause und dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken, weil das ein wichtiger Beitrag ist, um die Einrichtungen zu entlasten“, so Reker. Denn je voller Kitas und Schulen sind, desto höher ist die Infektionsgefahr.

Wobei vor allem die Familie aktuell als Hauptinfektionsquelle gilt. Bei Besuchen, aber auch im eigenen Haushalt. Allein in den vergangenen sieben Tagen konnten täglich zwischen 25 und 59 Prozent der Neuinfektionen darauf zurückgeführt werden. „Ich weiß, dass es gerade innerhalb der Familie schwierig ist, auf Distanz zu gehen. Das kann auch hart und schmerzlich sein, wenn es sich dabei etwa um die Großeltern handelt“, so Reker. Dennoch sei es enorm wichtig, auch in diesem Rahmen auf die Abstands- und Hygieneregeln zu achten. Jedenfalls solange „wir mit dem Impfen nicht in die Breite gehen können“.

Inzidenz von unter 50 als Ziel

Denn das große Ziel sei es, bis Mitte Februar unter einen Inzidenzwert von 50 zu kommen. So sieht es die Corona-Schutzverordnung des Landes vor. Falls das nicht klappt, sollen von den einzelnen Kommunen in Nordrhein-Westfalen noch einmal schärfere Maßnahmen ergriffen werden. „Wir werden uns natürlich jetzt schon überlegen, was das sein könnte“, so Reker.

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Der Inzidenzwert, der die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Sieben-Tage-Zeitraums misst, könne pro Woche um einen Zehner-Schritt sinken, so Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. Das hätten die Erfahrungen der vergangenen Monate gezeigt. Bei einem aktuellen Wert von 92,7 „könnte es noch gut einen Monat dauern, bis wir eine Inzidenz unter 50 erreichen“, so Nießen weiter.

Mutationen des Virus in Köln angekommen

Zumal derzeit unklar sei, inwieweit sich die mittlerweile auch in Köln angekommen Mutationen des Coronavirus auf die Ausbreitung und somit auch auf die Inzidenz auswirken, so Christian Miller, Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr. Um mehr darüber zu erfahren, werden mittlerweile alle positiven PCR-Tests auf mögliche Mutationen überprüft (hier lesen Sie mehr).

Ob die Stadt die Anforderung des Landes bis Mitte Februar erfüllen kann, ist unklar. Für kommenden Freitag, 29. Januar, hat die OB aus diesem Grund eine Corona-Expertenkonferenz einberufen, „um zu schauen, was wir noch machen können“, um dieses Ziel zu erreichen. Jedenfalls dürfe man zurzeit nicht übermütig werden, auch wenn die Inzidenz aktuell eher eine sinkende Tendenz habe. Die Lage in den Pflegeheimen und Krankenhäusern sei nach wie vor angespannt. Und eine Inzidenz von unter 50 nur ein erster Schritt im Kampf gegen die Pandemie.

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