Corona und andere VirenViele Kölner Kitas müssen aktuell im Notbetrieb arbeiten

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Ein Kita-Kind wartet mit seiner Mutter auf das Ergebnis eines Corona-Schnelltests.

Köln – In diesen Tagen ist es schwierig, Beate Robie überhaupt ans Telefon zu bekommen. „Wir sind ganz schlecht besetzt“, sagt die Leiterin der Kita Kinderarche in Ehrenfeld. So schlecht, dass Robie selbst in den Gruppen einspringt, obwohl sie sich vorwiegend um andere Aufgaben kümmert. „Aktuell haben wir nur noch drei kranke Erzieherinnen von insgesamt elf. Letzte Woche waren es noch fünf und ich selbst“, sagt Robie, die einen Impfdurchbruch hatte und an Corona erkrankt war.

Und so gab es in der Kita nur noch einen Notdienst für die Kinder, deren Eltern sie nicht selbst betreuen konnten. Gehäufte Coronafälle gepaart mit den „in diesem Jahr sehr hartnäckigen Atemwegserkrankungen“ seien Robie zufolge die Ursache für die derzeitige Lage.

Hoher Krankenstand in Kölner Awo-Kitas

In den von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betriebenen Kitas sei der Krankenstand momentan „sehr ausgeprägt“, sagt Silvia Empacher, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie. In der vergangenen Woche habe es in drei Einrichtungen positive Pool-Testungen gegeben, sechs Kinder seien betroffen gewesen. „Das war die höchste Fallzahl an einem Tag, die wir bisher hatten.“

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Auch in den Einrichtungen des Evangelischen Kita-Verbandes Köln-Nord steigen die Corona-Fälle „signifikant“ an, wie Geschäftsführerin Constanze Moths berichtet. Derzeit seien in sechs der 14 Kitas Corona-Infektionen nachgewiesen – mehrheitlich Kinder, aber es seien auch doppelt geimpfte Mitarbeitende darunter. Das verschärfe den ohnehin hohen Krankenstand in den Kitas noch zusätzlich. Neben Corona sorgten das grassierende RS-Virus und Magen-Darm-Erkrankungen auch für Ausfälle beim Personal – Notgruppenregelungen seien daher „leider derzeit an der Tagesordnung“, berichtet Moths.

Coronafälle bei Kita-Kindern verdoppelt

Das Familienministerium NRW teilte kürzlich mit, dass sich landesweit die Anzahl bekannter Coronafälle bei Kita-Kindern innerhalb von einer Woche mehr als verdoppelt habe. Ebenso die des infizierten Kita-Personals. Nach Angaben eines Stadtsprechers gibt es in Köln aktuell allerdings keinen „extremen Anstieg der Fallzahlen“ in Kitas. Es seien aktuell (Stand Donnerstag) 202 Kita-Kinder und 79 Mitarbeitende infiziert, in der Vorwoche seien es 201 Kinder und 64 Mitarbeitende gewesen.

Es ist jedoch fraglich, wie belastbar die aktuellen Zahlen sind, da ein Softwarefehler laut Kölner Gesundheitsamt am Mittwoch und Donnerstag zu fehlerhaften Meldungen geführt habe, so dass die tatsächliche Zahl der Infizierten in Kindertagesstätten auch höher sein könnte. Fakt aber ist, dass sich die Zahl der mit Corona infizierten Kinder in Köln in den beiden Wochen vom 3. November bis zum 17. November von 71 auf 201 Fälle fast verdreifacht hat.

Kölner Vater fordert Testpflicht für Kita-Kinder

Diese Zahlen beunruhigen einen Kölner Vater. Adam Richter hatte sich bereits im September in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtdirektorin Andrea Blome gewandt und eine Testpflicht für Kinder in Kitas gefordert. Der Mann heißt eigentlich anders, möchte aber mit seinem richtigen Namen nicht in der Zeitung stehen. Nun hat Richter sich erneut an die Politikerinnen und an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt. „Die Infektionsfälle in Kölner Kitas haben sich in den letzten zwei Wochen fast verdreifacht. Wir sind damit auf dem besten Wege, unsere Kindergartenkinder zu durchseuchen“, schreibt der dreifache Vater. Er habe kein Verständnis dafür, dass „überall sonst“ mindestens die 3G-Regel gelte, in den Kitas aber nicht.

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Berlin plant derweil die Einführung einer Testpflicht für Kita-Kinder. Für Köln ist das dem Stadtsprecher zufolge nicht vorgesehen. Denn es nehmen bereits 97 Prozent der 686 Kölner Kitas an den zweimal wöchentlich stattfindenden Lolli-PCR-Pooltestungen teil. Rund 90 Prozent der 42.088 Kita-Kinder würden so regelmäßig getestet.

Kita-Geschäftsführerin Constanze Moths bezeichnet die Lolli-Tests als „wertvolles Angebot“, zu dem die „allermeisten“ Eltern ihr Einverständnis gegeben hätten. „Wir würden uns sehr wünschen, wenn auch die wenig bislang nicht Überzeugten einwilligen würden oder eine generelle Testpflicht für Kita-Kinder eingeführt wird“, sagt Moths. Die Durchführung der Lolli-Tests sei unkompliziert, „völlig schmerzfrei und bringt Familien und Mitarbeitenden mehr Sicherheit im Kita-Alltag“.

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