CoronavirusSo bekommen Kölner Kontaktpersonen einen Gratis-PCR-Test

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Gesundheitsamt Schlange

Menschen warten vor dem Kölner Gesundheitsamt auf einen Corona-Test.

Köln – Michaela Nader (Name geändert) ist ratlos. Ihre Mitbewohnerin hat sich mit Corona infiziert, Nader ist daher erste Kontaktperson. Allerdings leuchtet ihre Corona-Warn-App nicht auf, obwohl die Infektion in der Warn-App ihrer Mitbewohnerin eingetragen ist. Die beiden haben sogar eigens ihre Handys für einige Stunden nebeneinandergelegt.

„Völlig verrückt, dass ich nicht gewarnt werde“, sagt die 22-Jährige. Zum Glück kann sie in der Wohnung Abstand halten, hat keine Symptome und auch die Schnelltests sind negativ. Was nicht heißen muss, dass sie keine Infektion hat. Nader weiß aber nicht, ob und wie sie ohne rote Warn-App einen kostenlosen PCR-Test machen lassen kann. Denn leisten kann sich die Studentin den Test eigentlich nicht – und würde die Warn-App richtig funktionieren hätten sie ja auch Anspruch auf den kostenfreien Test.

Nur ein Bruchteil der Teststationen bietet PCR-Tests an

Während es fast an jeder Ecke Kölns die Möglichkeit gibt, sich kostenlos mit einem Antigen-Schnelltest testen zu lassen, verhält es sich mit PCR-Tests völlig anders. Zum einen bietet diese nur ein Bruchteil der Teststationen an. Und sie kosten zwischen 49 und und 89 Euro. Wenn das Ergebnis besonders schnell vorliegen soll, werden Kosten bis zu 120 Euro fällig.

Kölner Gesundheitsamt kommt mit Nachverfolgung nicht hinterher

Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test haben Menschen mit einer roten Corona-Warn-App sowie Kontaktpersonen, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Kontaktpersonen seien beispielsweise Mitglieder desselben Haushaltes. Normalerweise werden Infizierte und deren Kontaktpersonen vom Gesundheitsamt informiert und erhalten eine Quarantäneverfügung. Mit einem solchen Bescheid haben theoretisch auch Kontaktpersonen die Möglichkeit auf einen Gratis-PCR-Test. Das Problem dabei ist: Seit einiger Zeit ist das Kölner Gesundheitsamt überlastet.

Das führt dazu, dass Infizierte und ihre Kontaktpersonen zum Teil erst nach mehreren Tagen informiert werden. Im Fall von Michaela Nader hat die Mitbewohnerin  seit drei Tagen noch nichts vom Gesundheitsamt gehört. Entsprechend ist Nader der Behörde auch noch nicht als Kontaktperson bekannt.

Eigene Hausarztpraxis aufsuchen

Dem Stadtsprecher zufolge könne auch ein Arzt der jeweiligen Teststelle „den Anspruch auf eine kostenlose Testung feststellen“. Sollte kein Arzt vor Ort sein, solle man die eigene Hausarztpraxis aufsuchen. In der städtischen Teststelle des Gesundheitsamtes gelte Folgendes: „Wenn die Kontaktperson glaubhaft versichern kann, dass sie Kontaktperson einer PCR-getesteten Indexperson ist, bekommt sie den kostenlosen PCR-Test selbstverständlich.“

Bestünden hingegen Zweifel, sollte die positiv getestete „Indexperson“, die bei der Stadt im digitalen Kontaktmanagement-System geführt werden, per E-Mail den Kontakt bestätigen, so der Sprecher.

Rote Corona-Warn-App reicht oft nicht aus

Doch die Realität gestaltet sich deutlich schwieriger, wie Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergeben: Die meisten angefragten Testzentren bieten Gratis-PCR-Tests nur an, wenn nachweislich zuvor ein positives Schnelltest-Ergebnis vorliegt. Bei einigen Anbietern reicht auch die Vorlage einer roten Warn-App. Diese weist darauf hin, dass man sich über einen längeren Zeitraum in der Nähe einer positiv auf Corona getesteten Person befunden und sich womöglich infiziert hat.

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Bei Teststationen des Anbieters Medicare, der in Köln 20 Stellen betreibt, müssten nur diejenigen nichts für den PCR-Test zahlen, die zuvor ein positives Schnelltest-Ergebnis erhalten haben, und diejenigen, die lauf offiziellem Bescheid des Gesundheitsamtes als Kontaktperson gelten. Aktuell würde auch eine rote Corona-Warn-App-Meldung nicht reichen, sagt eine Medicare-Mitarbeiterin.

Auch der Betreiber von zwei Teststationen in Nippes und der Innenstadt bietet PCR-Tests aktuell nur noch kostenlos an, wenn zuvor ein Schnelltest positiv ausgefallen ist. „Die rote Warn-App allein können wir nicht mehr akzeptieren, weil unser Labor komplett überlastet ist“, sagt der Betreiber.

Hier finden Sie eine Liste mit Teststellen, die PCR-Tests anbieten.

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