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Demo in der Kölner SüdstadtTouristen-Wohnungen treiben Mietpreise in die Höhe

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Demonstranten in der Kölner Südstadt am Freitag

Köln – Die Touristen aus Belgien waren sichtlich überrascht als plötzlich 50 Kölner vor ihrer Ferienwohnung in der Straße Im Ferkulum 16 gegen die illegale Umwandlung von Mietwohnungen in Ferienapartments protestierten. Die Mitglieder der Initiative "Bezahlbares Wohnen für alle" verschlossen den Eingang des Hauses in der Südstadt mit Absperrband und klebten Sticker mit der Aufschrift "Achtung Ferienwohnung" auf die Mauern des Hauses. "Das Haus sieht wie ein Wohnhaus aus, aber hier wohnt niemand", rief Initiativen-Sprecher Lars Wentzke durch ein Mikrofon unter dem Applaus der Demonstranten. Immerhin einer der Touristen aus Namur kam schließlich herunter zu den Demonstranten und zeigte Verständnis für die Aktion.

Illegale Umwandlungen von Mietwohnungen

Hintergrund ist, dass es in Köln schätzungsweise 3500 bis 7000 Mietwohnungen gibt, die in der Vergangenheit in Ferienwohnungen umgewandelt wurden. Diese Umwandlung ist illegal, seitdem die Kölner Wohnraumschutzsatzung im Juli 2014 in Kraft getreten ist. Auch in der Straße Im Ferkulum hätten Nachbarn seit März dieses Jahres beobachtet, dass immer mehr Touristen im Haus mit der Nummer 16 unterkamen, erläutert Wentzke. Die Räume seien zuvor durch die Smart Estate Management GmbH entmietet, entkernt und zu Ferienwohnungen umgestaltet worden.

Auf diese Weise hätten nicht nur zehn Mieter ihre Wohnungen verloren. Auch die Mieten stiegen durch solche Umwandlungen in der Südstadt spürbar, weil Touristen höhere Preise als Mieter zahlen könnten. Die belgischen Touristen gaben bbeispielsweise an, für zwei Nächte 400 Euro gezahlt zu haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf dem Klingelschild des Hauses lediglich die drei Namen der Eigentümer von Smart Estate Management zu lesen sind. Die Firma hat sich bislang nicht zu den Vorgängen geäußert.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sprach von "Heuschrecken", die über die Kölner Straßen herfielen. "Das, was hier abläuft, ist mittlerweile hochgradig kriminell." Früher habe man die Investoren gekannt und ihnen bei Bedarf "auch mal eine Ladung Schutt vor die Tür gekippt", sagt Hupke, der in jungen Jahren auch Hausbesetzer war. Heute seien die Investoren unsichtbar. "Die Leute, die damit Profit machen, muss man ans Licht holen." Die Stadt habe diese Entwicklung völlig verschlafen. Hupke forderte, dass gut geschulte Sonderermittler, zusammen mit Steuerbehörden und Innenministerium an solchen Fällen arbeiten müssten.

Fall ist der Stadt Köln bekannt

Der Stadt sei der Fall Im Ferkulum bekannt, teilte  eine Sprecherin mit. Der Eigentümer habe Unterlagen vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass das gesamte Gebäude an einen Interessenten vermietet wurde. Das Amt habe in der Folge auch den Mieter angehört. Eine zugesagte Stellungnahme wurde bislang nicht vorgelegt. Daraufhin habe das Amt für Wohnungswesen ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Derzeit stehen für den Bereich Zweckentfremdung von Mietwohnungen vier Sachbearbeiter und zwei Ermittler zur Verfügung. Das Personal solle aber aufgestockt werden.

Auch der Sozialausschuss wird sich in der kommender Sitzung mit dem Thema Zweckentfremdung von Wohnraum beschäftigen. Einen entsprechenden Antrag hatten die Grünen und die CDU gestellt. Für Aufsehen sorgte in der vergangenen Woche der Fall „Castell Deutz“. Hier berichteten zahlreiche Nachbarn, dass zwei als private Studentenwohnheime in Deutz und Humbolt/Gremberg deklarierte Gebäude zumindest zum Teil als Ferienanlage für Touristen genutzt werden. Auch in diesem Fall hat die Stadt Untersuchungen eingeleitet.

Die Nachbarschaftsinitiative will weitermachen. "Wir wollen mit den Vermietern sprechen", sagte Wentzke, "und fordern, dass das Haus als Ferienwohnanlage bis zum Ende des Jahres geschlossen wird - sonst machen wir das." Was  das genau bedeuten soll, ließ er offen, erläuterte aber, das sich ein Teil der Demonstranten auch eine Hausbesetzung vorstellen könnte.

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