Modelabel aus Köln-BocklemündDas „Bockes”-T-Shirt soll Kult werden

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Dominik Siebel ist Chef im gemeinnützigen Unternehmen "Modekollektiv", mit dem er bewusst nach Bocklemünd gezogen ist.

Köln-Bocklemünd – Bocklemünd-Mengenich. Sechs Großbuchstaben, ein klares Statement: „Bockes“. Wer das auf der Brustseite seines T-Shirts trägt, zeigt Veedelsliebe der besonderen Art: Bockes steht für Bocklemünd-Mengenich. Für die meisten ist das die Hochhaussiedlung um das Görlinger Zentrum.

Hier werden die Shirts gefertigt. Wem die Großbuchstaben zu schlicht sind, fügt dem Schriftzug gern einen Ziegenbockkopf hinzu. So etwas kommt in Köln fast überall gut an. Einige entscheiden sich auch für die markante Hochhauskulisse im Comic-Stil samt „Bockes“-Schriftzug.

Im „Modekollektiv“-Laden ist vieles möglich. Im Görlinger Zentrum 18 sind junge Künstler und Designer am Werk. Ideen werden auf Stoff gedruckt und stolz im Viertel gezeigt. Erfahrene Designer und Illustratoren stehen den Kindern und Jugendlichen zur Seite, damit deren Inspirationen zu tragbaren Kreationen werden.

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„Es ist ein gemeinnütziges Projekt, das natürlich ohne Förderung aus diversen Quellen nicht realisierbar gewesen wäre“, erläutert Gründer Dominik Siebel. Der Landschaftsverband Rheinland, die Stadt Köln und die Wohnungsgesellschaft GAG sind die größten Förderer des Bocklemünder Modekollektivs. „In enger Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule MuKuTaThe e.V. führen wir zweimal die Woche eine offene Werkstatt durch“, so Siebel weiter. Donnerstags von 18 bis 21 Uhr für alle ab 16 Jahren, freitags von 15.30 bis 17 Uhr für Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren. Das Ziel ist, sich durch den Verkauf eigener Kreationen möglichst selbst finanzieren zu können. Außer der Siebdrucktechnik lernen die Teilnehmer der Kurse Zeichnen und Nähen.

Das Modekollektiv nimmt auch normale Aufträge an, etwa Firmen-T-Shirts. Bei zehn Stück liegt die Mindestbestellgröße. Die Preise richten sich nach der gewünschten Ausführung und der gewählten Textilqualität. Die Materialien sind durchweg „bio“.

„Bockes“ soll zur „Weltmarke“ werden. Das ist das erklärte Ziel eines zurzeit laufenden Logo-Wettbewerbs. Das Mode-Labor im Görlinger Zentrum soll damit einen Schritt weiter kommen und eine lokale Mode-Serie von und für Bocklemünd produzieren. Teilnehmen kann jeder, der in Bocklemünd, Mengenich oder einem angrenzenden Stadtteil wohnt, arbeitet oder zur Schule geht und älter als sieben Jahre ist.

Jede Altersgruppe erhält einen ersten, zweiten und dritten Platz. Gestaffelt sind die Teilnehmer in die Gruppe der Sieben- bis 13-Jährigen, 14 bis 18 Jahre sowie 19 Jahre und älter. Zu gewinnen gibt es Pullis, Sweatshirts und T-Shirts. Die Besten jeder Altersgruppe erhalten zusätzlich einen Gutschein für Kleidung aus dem Laden im Wert von 75 Euro und Geldpreise in Höhe von 50 Euro, 75 Euro und 150 Euro. Der Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2018.

Warum er ausgerechnet Bocklemünd-Mengenich als „Unternehmenssitz“ gewählt hat, erzählt Dominik Siebel gern: „Ich wollte genau hierher“, sagt er. Ehrenfeld kam von vornherein nicht in Frage, weil es dort schon mehrere T-Shirt-Anbieter gibt. Ihm schwebte ein Viertel am Rand der Stadt vor. Bocklemünd-Mengenich habe ihn überzeugt, weil die Menschen seinem Eindruck nach – bei aller Kritik, die sie haben – letztlich sehr zu ihrem Viertel stehen. Die Resonanz auf die ersten Workshops und spontane Bekundungen von Passanten haben ihn bestätigt. „Die Leute sagen mir, dass sie richtig happy sind, dass dieses Geschäft hier eröffnet hat“, sagt Siebel, Kommunikationsdesigner und Filmemacher. Im Gegenzug ist er vor allem der Wohnungsgesellschaft GAG dankbar, dass er in dieses ehemalige Ladenlokal ziehen durfte.

Erst vor kurzem konnte er ein weiteres Ladenlokal unmittelbar nebenan beziehen, was die Möglichkeiten für die Workshops immens vergrößert hat. Andererseits erlebt er auch Verwunderung bei Leuten, die nicht aus dem Stadtteil kommen, aber beispielsweise einen Workshop für Erwachsene in der Werkstatt des Modekollektivs besuchen wollen. „Dann sind die meisten zum ersten Mal im Leben in diesem Stadtteil“, berichtet Siebel.

Außer Mode mit Stadtteilbezug fertigt das Modekollektiv künstlerisch anspruchsvolle Shirts und Pullover. Zum Renner entwickelte sich das Motiv „Guten Tag. Leben“ von Kollektiv-Mitglied Anka Herbster. Die Namensähnlichkeit mit der Aktion „Tag des guten Lebens“ ist kein Zufall. Die Shirt-Serie wurde 2017 in Deutz erstmals vorgestellt. Im Eigelsteinviertel beim dortigen Tag des guten Lebens war sie ebenfalls ein Verkaufsschlager.

http://shop.mode-kollektiv.com/

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