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Der Tod in der Gletscherspalte

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Kenntnisreich berichtete Reinhold Kruse aus dem Leben Otto Welters, über den er ein Buch geschrieben hat.

Kenntnisreich berichtete Reinhold Kruse aus dem Leben Otto Welters, über den er ein Buch geschrieben hat.

Innenstadt/Nippes –  Die letzten Stunden im Leben von Otto Welter, begeisterter Kölner Alpinist und Gründungsmitglied des Deutschen Alpenvereins (DAV), dürften an Schrecken jeden noch so schlimmen Albtraum überbieten. Im Jahr 1880 befand sich der erst 40-Jährige auf einer Bergtour im Zillertal, als er in eine von Schnee oberflächlich bedeckte Gletscherspalte fiel und 15 Meter in die Tiefe stürzte. Alle Rettungsversuche scheiterten auf dramatische Weise. Erst reißt das Tau eines Retters, der auf ihn fällt, ein zweites Rettungsteam kommt zu spät. Welter verstirbt schließlich – nicht an seinen Verletzungen, sondern durch Erfrieren, wie sich bei der späteren Obduktion herausstellte. „Das Buch ist daher auch eine Mahnung, sich nicht durch die Schönheit der Berge blenden zu lassen und unaufmerksam zu werden", so der Nippeser Archivar, Stadtteilführer und Autor Reinhold Kruse, selbst Mitglied in der Kölner Sektion des Alpenvereins.

„Otto Welter – Der Tod in der Gletscherspalte“ heißt sein Werk, in dem sich Kruse auf die Spuren des Vereins-Mitgründers begeben hat. Im Rahmen des bundesweiten Jubiläumsjahres zum 150-jährigen Bestehen des DAV stellte er es auf einem Festabend der Kölner DAV-Sektion vor – der in prachtvollem, historischem Ambiente stattfand: Selbst kaum ein Kölner dürfte den Sancta-Clara-Keller kennen, der unter dem Haus eines Architekturbüros, Am Römerturm 3, liegt. Das Kellergewölbe mit Backsteinbögen war Teil des Kreuzgangs des früheren, 1803 aufgelösten Clarissen-Klosters, das in einem alten Hofgut entstand; angelegt am nordwestlichen Winkel der römischen Stadtmauer. Rund 80 Gäste erlebten einen beeindruckenden Abend.

Akribisch ging Kruse bei seiner Recherche vor, wanderte 13 Touren Welters durch die Ostalpen nach. Dabei entdeckte er eine Person mit vielen Facetten: Der vierfache Familienvater, Rechtsanwalt und Politiker bestieg alle großen Ostalpen-Gipfel inklusive Großglockner und Ortler; in Köln liebte er den Zoo und das Schwimmen im Rhein. „Otto Welter mochte überhaupt keinen Knoblauch, und auch keine Molke, die es überall auf den Almhütten gab. Er schimpfte immer über dieses 'fürchterliche Gesöff'", erläuterte Kruse schmunzelnd.

Dafür mochte er gern Murmeltierbraten. Und in einem Vorarlberger Hotel versuchte er sich als Rievkooche-Koch. Übrigens hatte Welter zuvor seiner Familie verkündet, es werde seine letzte Reise in die Ostalpen sein; denn er wollte damit anfangen, nun auch den westlichen Teil des Bergmassivs zu erkunden. Dass sich seine Vorhersage auf solch schreckliche Weise bestätigte, hätte damals wohl niemand geahnt.

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