Der Weg zum eigenen Gemüse

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Lukas Soffa (l.) freut sich über „sein“ Gemüsebeet. Großer Andrang herrschte beim Verteilen der Flurstücke.

Lukas Soffa (l.) freut sich über „sein“ Gemüsebeet. Großer Andrang herrschte beim Verteilen der Flurstücke.

Höhenberg –  Wer länger nicht die Olpener Straße ostwärts in Richtung Merheim entlanggefahren ist, der schaut zunächst überrascht. Dort, kurz hinter der breiten Frankfurter Straße, lag vor wenigen Monaten noch ein Acker. In kurzer Zeit ist daraus ein akkurat angelegtes Feld mit einer Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten geworden. Denn das Stück Land am Rande von Höhenberg ist eines von zwei Gartenlaboren, die das städtische Grünflächenamt zusammen mit einer Kölner Gärtnerei entworfen und bepflanzt hat. Jetzt konnten die Freizeitbauern die Beete zum ersten Mal aus der Nähe sehen.

Zusammen mit einer weiteren Anlage am Schlagbaumsweg in Holweide bekommen hier Bewohner der rechtsrheinischen Stadtteile eine Art Mini-Parzelle mit vorgepflanzten Kräutern und Gemüsesorten, ganz ähnlich dem Prinzip eines Kleingartens. Für die 83 Abschnitte in Höhenberg mit jeweils etwa 50 Quadratmetern Nutzfläche bewarben sich gut 120 Personen, sodass Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes eine Auswahl treffen musste. „Wir wollten gerade den Leuten eine Parzelle anbieten, die sich sonst keinen Kleingarten leisten könnten“, sagt er. Auch Bewerbungen von der anderen Rheinseite seien abgelehnt worden, denn kurze Anreisewege sorgten dafür, dass die Pflanzen sorgsamer gepflegt würden. Zwei bis drei Stunden Gartenarbeit fallen pro Woche an.

Weil längst nicht alle neuen Hobby-Bauern über genug Expertise verfügen, begleitet der Kölner Gärtner Evgeny Ivanov von der Initiative „Gartenglück“ das Projekt. Er selbst betreibt einen eigenen Bauernhof mit Öko-Landbau im Bergischen Land und hat in Sürth und Buchheim weitere Felder mit kleinen Parzellen angelegt. Für ihn steht die Vermittlung von Wissen in der Natur im Vordergrund. Unter den mehr als 30 Nutzpflanzen sind deshalb nicht nur Zwiebeln und Blumen, sondern auch rote Kartoffeln, blauer Kohlrabi und gelbe Bohnen. Auf einem Pflanzplan sind zwar alle Sorten der 41 Reihen vermerkt, einige der Felder sind allerdings farbig hinterlegt. „Da haben wir die Sorten vertauscht, damit hier alle etwas lernen“, sagt Ivanov.

Einer der jüngsten Neu-Gärtner ist Lukas Soffa. Zusammen mit seiner Mutter Nicole hat der zehnjährige Höhenberger eine Parzelle bekommen, um die sie sich in den nächsten Monaten kümmern werden. Zuhause habe er zwar auch einen Garten, aber Platz für Gemüse oder Gewürze sei dort nicht. „Weil ich mich für Pflanzen und die Natur interessiere, wollte ich das gerne machen“, erzählt der Viertklässler.

Mit der Eröffnung des Höhenberger Feldes beginnt ein Testlauf, denn mit den Erfahrungen aus diesem Jahr soll in der Zukunft ein dauerhafter Gartenbetrieb auf den städtischen Flächen anlaufen. Pläne dafür liegen bereits vor: Diese sehen kleine Parzellen zwischen 75 und 125 Quadratmetern, größere Gemeinschaftsgärten, Lehreinrichtungen und Obstwiesen vor. „Wir wollen die Gärten auf Dauer anlegen und sie nach und nach füllen“, sagt Joachim Bauer. Im Unterschied zu den zahlreichen Kleingartenanlagen in der Stadt solle das Hauptaugenmerk aber auf dem Anbau von Obst und Gemüse liegen. Eine Pacht will die Stadt nicht erheben, einzig ein niedriger Beitrag zur Erhaltung der Anlagen werde anfallen, so Bauer.

Die beiden Gartenlabore in Höhenberg und Holweide sind Teil des Projekts „Vielfalt vernetzen“ der Stadt, mit dem seit 2016 verschiedene Vorhaben entlang des rechtsrheinischen Grüngürtels unterstützt werden. Mit Fördermitteln von Land und Europäischer Union entstehen so beispielsweise neue Wege im Gremberger Wäldchen und ein Sport- und Fitnessparkour zwischen Vingst und Mülheim.

Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes

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