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Derzeit 1400 offene StellenStadt Köln kämpft mit Job-Offensive um neues Personal

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Köln Stadthaus Deutz

Das Stadthaus in Köln-Deutz

Köln – Bei dem Pressegespräch, in dem die Verwaltung ihre umfangreichen Pläne vorstellte, wie sie neues Personal gewinnen und bestehendes halten möchte, verblüffte Olaf Wagner gleich in seinen ersten Sätzen. „Die Stadt hat keine Schwierigkeiten, Personal zu finden", Aussagen, die das Gegenteil behaupteten, seien „schlichtweg falsch“, sagte der Leiter des Personal- und Verwaltungsmanagements energisch. Damit widersprach er einigen seiner Verwaltungskollegen, die genau das und den damit verbundenen Personalmangel in der jüngsten Vergangenheit öfter anbrachten, um zum Beispiel lange Bearbeitungszeiten in manchen Abteilungen zu erklären. Einer dieser Kollegen saß bei den Pressegespräch zu Wagners linken: Stadtdirektor Stephan Keller.

Knapp 20.000 Verwaltungsmitarbeiter

Wagner sprach nun von der „Herausforderung“, Personal zu finden, und dabei mit der oft finanziell attraktiveren freien Wirtschaft um die raren Fachkräfte in Deutschland zu konkurrieren. Knapp 20.000 Menschen arbeiten derzeit in der Stadtverwaltung. Allein im vergangenen Jahr ist der Personalstand um 400 Mitarbeiter gewachsen. Trotzdem sind derzeit rund 1400 Stellen unbesetzt. Und in den kommenden zehn Jahren werden etwa 4800 Bedienstete die Verwaltung altersbedingt verlassen. Die Stadt sucht also händeringend Personal.

Sonderaktion: Bauanträge „gezielt“ abarbeiten

Das Bauaufsichtsamt plant eine „Sonderaktion“: Von 2. bis 13. März sollen Mitarbeiter „die Möglichkeit erhalten, intensiv, ausschließlich und fortgesetzt an den vorliegenden Bauanträgen arbeiten zu können“, teilt die Stadt mit. Anrufe würden in der Zeit auf zentrale Telefonanschlüsse umgeleitet, Anfragen zu vorliegenden Bauanträgen sollten möglichst nicht gestellt werden, bittet die Stadt. Neue Bauanträge können dennoch eingereicht werden. Auch die Antragsberatung steht zur Verfügung.

Wegen des Fachkräftemangels hätten in der Bauverwaltung über längere Zeiträume Stellen nicht besetzt werden können, was die Bearbeitungszeiten verlängert habe. Mit der Aktion sollen die Rückstände „gezielt“, abgearbeitet werden. (og)

700 verschiedene Berufsfelder finden sich in der Stadtverwaltung. Opernsänger ebenso wie Physiotherapeuten, Raumpfleger oder Mechaniker. In vielen Bereichen fehlten Leute, vor allem aber Ingenieure, Architekten, IT-Kräfte und Ärzte. Deshalb geht die Stadt nun generalstabsmäßig auf Mitarbeitersuche. Im Projekt „Zukunft der Verwaltungsarbeit“ hilft ein Zukunftsforscher der Stadt dabei, Strategien und Modelle in Sachen Beschäftigung für die kommenden zehn Jahr zu entwickeln. Zudem wird die Stadt auf den 14 wichtigsten Ausbildungsmessen und in sozialen Netzwerken für sich werben, mit der Agentur für Arbeit Bewerbertage organisieren und acht Recruiter ausbilden, die neue Leute suchen.

Mitarbeiter sollen gezielt weitergebildet werden, um ihnen Aufstiegschancen zu ermöglichen. Flexible Arbeitszeitmodelle wie Homeoffice oder mobiles Arbeiten sollen die Verwaltung als Arbeitgeber attraktiver machen. Auch befristete Job möchte die Verwaltung nach Worten von Wagner nur noch in Ausnahmen vergeben.

Väter wollen mehr Zeit für Familie

Überdies will die Stadt mit der neuen Projektgruppe „Beruf Leben“ die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern: Mitarbeiter sollen mehr Zeit für ihre Familie haben, es sollen Eltern-Kind-Räume in den städtischen Gebäuden entstehen, ein Väternetzwerk oder eine betriebliche Kinderversorgung sind ebenfalls vorgesehen. „Wir wollen uns im Juni als familienfreundliches Unternehmen zertifizieren lassen“, sagte Gleichstellungsbeauftragte Bettina Mötting. 89 Prozent der weiblichen Mitarbeiter arbeiteten in Teilzeit – ein Teilzeitjob werde jedoch für immer mehr Männer interessant. „Junge Männer wollen weg vom tradierten Familienbild mit dem Mann als Versorger. Sie wollen auch für die Familie da sein“, weiß Mötting.

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Dass die Stadt zumindest in manchen Bereichen vielleicht doch Schwierigkeiten hat, Leute zu finden, zeigt die Bauaufsicht. Dort hatten 40 Mitarbeiter, die für das Bearbeiten von Baugenehmigungen zuständig sind, der Stadt unmissverständlich mitgeteilt, dass sie überlastet sind. „Ich kann nur spekulieren, warum es hier nicht gelungen ist, Leute zu finden“, sagte Keller. Vielleicht sei das Amt „für junge Architekten nicht so spannend“. Dennoch habe es hier Neueinstellungen gegeben, obwohl die Decke der qualifizierten Bewerber „bundesweit sehr klein ist“, erklärte Keller.

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