Deutlich höhere KostenEröffnung der Kölner Miqua soll sich um zwei Jahre verzögern

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Erst 2023 soll die Archäologische Zone mit dem Jüdischen Museum eröffnen.

Köln – Ebenso wie die Sanierung der Oper ist ein weiteres kulturelles Bauvorhaben der Stadtverwaltung völlig aus dem Zeitplan geraten. Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird sich die Eröffnung der Archäologischen Zone mit dem Jüdischen Museum voraussichtlich um zwei Jahre und mehr verzögern. Anstatt den Betrieb wie vorgesehen im ersten Halbjahr 2021 aufzunehmen, wird das Museum wohl frühestens Mitte 2023 öffentlich zugänglich sein.

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Die Baustelle des Jüdischen Museums und der Archäologischen Zone auf dem Rathausvorplatz

Und auch das gilt als sicher: Die Kosten, zuletzt mit 77 Millionen Euro beziffert, werden noch einmal deutlich steigen. „Eine genaue Prognose“ sei aufgrund laufender Verhandlungen mit Unternehmen derzeit nicht möglich, heißt es in einem Bericht der Gebäudewirtschaft an den Stadtrat.

Ein Blick in die 2000-jährige Vergangenheit Kölns

Das Prestigevorhaben auf dem Platz vor dem Historischen Rathaus umfasst außer dem Museumsbau ein rund 6000 Quadratmeter großes Ausgrabungsareal (hier lesen Sie mehr). Ein unterirdischer Rundgang soll einen Blick in die 2000-jährige Vergangenheit Kölns ermöglichen.

Der Weg führt die Besucher durch den römischen Statthalterpalast in das mittelalterlichen jüdische Viertel und das Goldschmiedeviertel. Der Landschaftsverband Rheinland als künftiger Betreiber hat dem Parcours samt Ausstellung den Namen Miqua gegeben, eine Abkürzung für Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier.

Hier lesen Sie mehr: Vom römischen Reich bis zur Nazizeit – Die jüdische Vergangenheit Kölns

Zwar vermittelt die vorab eingerichtete Internetseite des Museums den Eindruck einer regen Bautätigkeit. Von einer Erfolgsgeschichte kann jedoch angesichts der Probleme auf der seit 2015 bestehenden Baustelle keine Rede sein.

Dazu zählen Blindgänger im Baugrund, unvorhersehbare Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen am Fundament des benachbarten Rathauses, aufwendige Probebohrungen mit Rücksicht auf die Bodendenkmäler, zusätzliche Sicherungsmaßnahmen zum Schutz der archäologischen Funde sowie ein Wirrwarr von im Erdreich verlegter Leitungen und Rohre für Fernwärme, Wasser, Strom, Telekommunikation und Abwasser.

Verzögerungen mit Schwierigkeiten auf der Baustelle verbunden

Selbst wenn die Verwaltung in ihrem jüngsten Projektbericht keine Termine nennt, lässt sich das Ausmaß der Verzögerung anhand eines der wichtigsten Gewerke erkennen. Der Stahlbau sollte früheren Angaben zufolge bereits im November 2018 abgeschlossen sein. Nach aktueller Planung wird das erst im Januar 2021 der Fall sein – zwei Jahre und zwei Monate später.

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Chronik

2006 beschließt der Rat, das Praetorium mit den mittelalterlichen Ausgrabungen vor dem Rathaus und einem Jüdischen Museum zu verbinden. 2008 gewinnt das Büro Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch den Architektenwettbewerb. 2009 scheitert der Plan, das Museum von privaten Geldgebern finanzieren zu lassen. Der Rat beschließt im selben Jahr einen 45 Millionen Euro teuren Bau.

2014 scheitert ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben. Im Juli 2015 beginnt der Bau. Die Kosten haben sich in der Planungs- und Bauphase mehrfach erhöht. Die zuletzt veranschlagten 77 Millionen Euro werden nach Angaben der Stadtverwaltung nicht ausreichen. (adm)  

Wegen der mit den Schwierigkeiten auf der Baustelle verbundenen Verzögerungen muss die Gebäudewirtschaft mit einer Reihe von Firmen neue Termine aushandeln. Die Stadt befindet sich dabei in einer ungünstigen Ausgangslage, da die Baubranche boomt wie lange nicht und die Unternehmen mit Aufträgen versorgt sind.

Ohne verbindliche Zusagen der Stahlbaufirma ließen ich die nachfolgenden Arbeiten nicht terminieren, teilte das Presseamt mit. Das wiederum befreie andere Unternehmen von ihrer Verpflichtung der Stadt gegenüber und löse einen Domino-Effekt aus.

Mehrere Aufträge müssen deshalb neu ausgeschrieben werden. Das betrifft die Natursteinfassade, Fenster und Türen, die Klimatechnik, Sanitäranlagen, den Innenausbau, den unterirdischen Rundgang und die Einbauten für Ausstellungsgegenstände. All das lässt die Kosten steigen, ebenso das Bündel nachträglicher Rechnungen, die die Baufirmen vorgelegt haben.

Kölner Stadtverwaltung will neuen Kostenplan bekannt geben

Die Verwaltung will bis Ende des kommenden Monats den überarbeiteten Termin- und Kostenplan bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass der Ratsausschuss für Kulturbauten, der am kommenden Dienstag tagt, schnellstmöglich Gewissheit fordern wird.

Denn vielen, Bürgern wie Ratsmitgliedern, dürften die Vorgänge im Zusammenhang mit der Opernsanierung noch gut im Gedächtnis sein. Im Sommer 2015 hatten Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und der damalige Baudezernent Franz-Josef Höing die Öffentlichkeit erst wenige Monate vor der geplanten Wiedereröffnung über die Absage der Premierenfeier informiert.

Eine ähnliche Blamage hat sich die Verwaltung im Fall der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums jedenfalls erspart. Zumindest musste sie das Richtfest noch nicht absagen. Es wurde vorsorglich gar nicht erst terminiert.

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