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Deutsche BahnNeues ICE-Werk in Nippes geht in Betrieb

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Die Eröffnung des neuen ICE-Werk in Nippes

Köln-Nippes – Jetzt wissen wir also, wovon die Bahn ihre Investitionsentscheidungen abhängig macht. Vom Winter. 220 Millionen Euro hat der Konzern in Köln in die Hand genommen, um ein Betriebschaos wie im Katastrophen-Winter 2009/10 nicht noch einmal zu erleben. „Wir hatten damals 250 ICE-Züge und merken an einem Sonntag, dass nur noch 150 zur Verfügung stehen“, sagt Berthold Huber, Vorstand für Personenverkehr bei der Eröffnung des Vorzeigewerks am Freitag. Alle hätten ihm damals geraten, einfach mehr Züge anzuschaffen.

„Wir haben gesagt, das ist keine Lösung. Da wird die Schlange vor der Werkstatt nur länger. Wir haben uns entschieden, eine neue zu bauen.“ Das neue Werk für die Fernverkehrsflotte in Nippes ist noch gar nicht angelaufen, da gilt es schon als „Pilgerstätte für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen aus Europa und der ganzen Welt“, sagt Huber weiter. „Darauf haben wir allen Grund stolz zu sein“, so Huber.

16 Züge pro Nacht in der Wartung

Bis zu 16 ICE werden ab Sommer pro Nacht in Europas modernstem und umweltfreundlichsten Werk für die Einsätze am kommenden Tag vorbereitet. Bis dahin werden die neuen Züge der Baureihe ICE 4 vor ihrer Inbetriebnahme nach Köln kommen, um dort den letzten Schliff zu erhalten. Das wird auch fortgesetzt, wenn der Alltagsbetrieb angelaufen ist. Köln stehe für Wachstum, so Huber. „Wir wollen bis 2030 rund 50 Millionen Fahrgäste mehr befördern. Das geht nur mit Köln. Nur so konnten wir die Instandhaltungskapazitäten um zwölf Prozent erhöhen.“

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Um das Werk komplett CO2-neutral zu betreiben, setzt die DB auf Erdwärme und Strom aus Sonnenenergie. Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt durch die geothermische Nutzung des 12,5 Grad Celsius warmen Grundwassers. Im Sommer kühlt das Wasser die Halle sowie die angrenzenden Gebäude. Im Winter heben drei Wärmepumpen die Grundwassertemperatur auf ein angenehmes Niveau, um die Gebäude zu heizen. Zusätzlich wurde eine rund 2100 Quadratmeter große Photovoltaikanlage installiert, die den Strombedarf der Wärmepumpen deckt.

Wüst sieht Handlungsbedarf

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst nutzt die Eröffnungsparty vor mehreren hundert Gästen, um die Bahn daran zu erinnern, dass beim Ausbau der Kölner Knotens „dringender Handlungsbedarf“ besteht. „Als Land haben wir dem Bund unsere Vorschläge unterbreitet und werden die Gespräche wieder aufnehmen, sobald es einen neuen Bundesverkehrsminister gibt.“

Henriette Reker haut in die gleiche Kerbe. „Die Bahn unterstreicht mit ihrer Entscheidung für Köln die Bedeutung unserer Stadt als europäischen Verkehrsknotenpunkt“, sagt die Oberbürgermeisterin. „Ich freue mich darauf, gemeinsam weitere Großprojekte wie etwa die Kölner Fernbahnhöfe oder den Stammstreckenausbau anzugehen. Wir haben noch viel gemeinsam vor.“

Noch Fachkräfte gesucht

Jetzt müssen nur noch qualifizierte Mitarbeiter her. 170 wurden bereits eingestellt, am Ende sollen es bis zu 400 sein. Die Bahn sucht Handwerker, vor allem Mechatroniker, Elektroniker, aber Lokführer, Fachkräfte für Lagerlogistik oder Materialwirtschaft sowie Meister und Ingenieure. „Ich bin mir ganz sicher, dass wir die Kollegen, die wir brauchen, auch bekommen werden“, sagt Huber. Das Werk erfülle eine der wesentlichen Voraussetzungen. „Die Menschen werden hier gerne arbeiten.“ Man habe in Köln aus der Not eine Tugend gemacht. Einer der größten Engpässe in der Infrastruktur der Bahn sei für das Werk ein großer Vorteil. „Hier laufen so viele Linien zusammen, dass wir hierbei der Instandhaltung gleichzeitig für Entlastung sorgen können.“

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