Die erste KommunionZwei Kölner Kinder erzählen vom großen Ereignis

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Der neunjährige Marsilius Meyer mit seiner Kommunionskerze.

Köln – An diesem Wochenende ist Weißer Sonntag. Für die meisten neun Jahre alten Katholiken bedeutet das: Es geht bald zur Erstkommunion. Zwei Kinder erzählen.

Jasmina Thurz – geprobt mit Esspapier

Wenn Jasmina Thurz an die Erstkommunion von Philippa denkt, muss sie lächeln: „Meine Schwester sah so schön aus“, sagt die Neunjährige aus Köln-Weiß. Deshalb steht es für sie nun – zwei Jahre später – außer Frage, zur Kommunion zu gehen. Ihre Freundin Celina ist auch dabei. Seit den Herbstferien treffen sie sich nach der Schule regelmäßig zur Kommunionsgruppe, drei Jungs und drei Mädchen, lernen dies und das über Kirche, Christus, Beichten oder die Bibel.

Manchmal ist ihre andere Freundin Leni auch dabei – die ist zwar nicht getauft, aber findet das alles „total spannend“ und hat sogar eine Kerze mitgebastelt. Einmal hat die Gruppe zusammen im Supermarkt Esspapier gekauft, um eine Eucharistie-Feier nachzuspielen. Seitdem freut sich Jasmina darauf, die Hostie beim Abendmahl zu essen. Und klar: Auch wegen der Geschenke ist sie schon aufgeregt. „Ich liebe es, Pakete auszupacken“, sagt sie.

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„Katholische Familie aus Tradition“

Auch wichtig: Das Kleid. Bei Jasmina hat es eine besondere Geschichte. Es ist dasselbe, das ihre Mutter Meike schon bei ihrer Erstkommunion getragen hat.

Meike Thurz (40) stammt aus einer „katholischen Familie aus Tradition“, sieht sich beim Thema Kirche aber eher als „Weihnachtsgänger“. Allerdings sei die Gemeindearbeit in Köln-Weiß „sehr präsent“, und ein Angebot wie die modern gestaltete „Messe mit Pfiff“ nimmt sie gerne wahr. Beim Gemeindebrunch könne man nette Menschen treffen, fügt sie hinzu.

Auch deshalb hat sie ehrenamtlich mit einer Freundin als Katechetin (Religionslehrerin) die Gruppe ihrer Tochter übernommen. „Das ist ein sehr anstrengendes halbes Jahr, macht aber auch viel Spaß. Die Kinder sind sehr neugierig, und wir können vieles frei gestalten.“

Meike war überrascht, wie entspannt viele Mütter mit der Kleiderfrage umgehen – es gebe viele Second-Hand-Käufe, 200-Euro-Schuhe seien die Ausnahme. Sie kannte auch die kirchliche Kleiderordnung nicht. Die spricht von „hell“, aber alle Mädchen wollen Weiß. Was ihr missfällt: Eltern, die ihr Kind zur Kommunion schicken, selbst aber kein Interesse zeigen. Ihr Highlight ist die Familienfeier am Weißen Sonntag.

Die Vorbereitungen laufen: Wohnzimmer ausräumen, Zelt im Garten aufstellen, Kuchen bei den fast 30 Gästen in Auftrag geben. Am Montag kommen dann die Nachbarn zum Kaffee. Da hat Jasmina schon zwei Feiern hinter sich: Weil in ihrem Viertel 36 Kinder zur Erstkommunion gehen, gibt es zwei Termine – Samstag wird sie bei Celina „schon mal gucken“, Sonntagfrüh ist sie selbst an der Reihe. Wie sie das findet? „Irgendwie cool“.

Marsilius Meyer – Blockunterricht statt Wochentermin

Das Allerbeste war die Pizza. Die hat Pfarrer Fey manchmal für alle Kommunionkinder bestellt, und wenn Marsilius Meyer darüber redet, dann sieht er aus wie ein Junge, der von einem spannenden Ferienlager erzählt. „Ich hatte viel Spaß bei der Vorbereitung auf die Kommunion. Wir haben tolle Sachen gemacht, wie zum Beispiel Brot backen, und wir waren viel draußen.“

Marsilius feiert am 29. April in St. Pankratius in Junkersdorf Erstkommunion. Sein Kommunionunterricht war nicht so strukturiert, wie man das gewöhnlich kennt. Die Kinder haben sich nicht einmal in der Woche für zwei Stunden getroffen, sondern tageweise. Mit sieben weiteren Jungs hatte Marsilius dann den ganzen Samstag Zeit.

Auf dem Programm: Kirche und Glauben. Aber auch sehr weltliches: „Pfarrer Fey hatte einiges zu tun, besonders wenn die Meute Hunger hatte“, sagt Marsilius’ Mutter Barbara Meyer-Lang. Sie fand, dass der Blockunterricht super in den Familienalltag passte, da ihr Sohn nach den langen Schultagen und sonntags, wenn er Fußball im Verein spielt, wenig Zeit gehabt hätte. „Für mich war das stressfrei“, bestätigt Marsilius.

„Durch die Erstkommunion ist Religion wieder mehr Thema geworden“

Er hat noch zwei jüngere Brüder, für die Eltern ist er also das erste Kind, das die heilige Kommunion empfängt. „Es ist schon aufregend für uns“, sagt Meyer-Lang. Die Familie glaube an Gott, und die Verbindung zur Kirche sei da, gerade weil Pfarrer Fey eine sehr intakte Gemeinde leite. Aber der Sonntagsgottesdienst dürfe auch schon einmal ausfallen. „Durch die Erstkommunion ist Religion dennoch wieder mehr Thema geworden“, findet Marcel Meyer.

Er ist glücklich, dass sein Sohn die Geschichten aus der Bibel interessant findet. „Wir wussten nicht genau, was auf uns zukommt, aber zu Pfarrer Fey haben wir pures Vertrauen. Wir haben auch in der Gemeinde geheiratet“, sagt er. Ihn begeistert die Gemeinschaft, die die Kinder untereinander aufgebaut haben. Marsilius habe neue Freunde gefunden.

Der Neunjährige befürchtete, die Vorbereitung könnte langweilig werden. Aber: „Es hat mir mehr Spaß gemacht, als ich dachte. Pfarrer Fey hat ungewöhnliche Ausdrucksweisen, wie er was spannend erklärt.“ Auf seine Kommunion geht Marsilius unbeschwert zu und freut sich auf den großen Tag. Gut, ein bisschen auch wegen der Geschenke, verrät er, aber besonders, weil seine gesamte Familie zu Besuch kommt.

Am nervösesten sei sowieso die Großtante. Sie war schon dabei, als Marsilius’ Vater und Großvater zur Kommunion gingen. Marsilius weiß: „Manchmal verwechselt sie unsere drei Namen, weil sie findet, dass wir uns sehr ähnlich sehen. Wenn sie mich dann im Anzug sieht, passiert ihr das sicher noch öfter.“

Die ganze Familie wird eingebunden: Zahlen zur Erstkommunion

Wer katholisch ist, geht zur Kommunion. Zumindest zeigen das die Zahlen der katholischen Kirche. Katholisch getaufte Kinder gehen einer Statistik der Deutschen Bischofskonferenz zufolge fast ausnahmslos zur Erstkommunion. Erst nach der Kommunion öffnen sich Lücken im religiösen Werdegang. Wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilt, lassen sich sieben von zehn Kommunionkindern später auch firmen. In Deutschland geschieht das in der Regel im Alter zwischen 14 und 16 Jahren.

14810 Kinder gingen im Jahr 2016 im Erzbistum Köln zur Erstkommunion. Aktuellere Zahlen liegen für den Bezirk nicht vor, der von Euskirchen und dem Rhein-Sieg-Kreis bis nach Düsseldorf, Mettmann und Wuppertal und vom Oberbergischen Kreis bis zum Rhein-Erft-Kreis reicht . Die Zahl der Kommunionkinder sinkt beständig. 18 500 waren es im Jahr 2010, 1980 mit 28 252 noch fast doppelt so viele wie 2016. Aber auch die Zahl der Katholiken ist zwischen 1980 und 2016 um über 500000 gesunken. Viele der verbliebenen Katholiken sind es nur auf dem Papier. Ein Gottesdienstbesuch ist die Ausnahme.

Bindung bleibt bestehen

21,26 Prozent besuchten 1980 laut Statistik des Erzbistums Köln regelmäßig den Gottesdienst, im Jahr 2016 waren es nur noch 8,7 Prozent. Dabei tragen die Vorbereitungen auf die Erstkommunion dazu bei, dass die Kirchenbesuche nicht noch weiter zurückgehen. Die Eltern werden in die Vorbereitungen eingebunden.

57,9 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass durch die Erstkommunion die Religion innerhalb der Familie zumindest ein bisschen wichtiger geworden sei. Das ist das Ergebnis einer Studie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie zur Kommunion kommt zu dem Fazit, dass durch die Erstkommunionzeit das Vertrauen in die Kirche zunimmt – und die Bindung zumindest in der ersten Zeit danach bestehen bleibt. Ob das später Kirchenaustritte verhindert, ist unklar. (lmh)

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